Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
|130| Sklavenmädchen. Kjartan hat sie den Hunden vorgeworfen, als er glaubte, sie habe ihn vergiften wollen. Vielleicht wollte sie
     das, doch vielleicht hatte er auch nur Bauchschmerzen. Aber ganz gleich, woran es lag, er hat sie an seine Hunde verfüttert.
     Sihtric hat er am Leben gelassen, weil er mein Diener ist und ich mich für ihn eingesetzt habe. Er ist ein guter Junge. Du
     solltest ihn lieber nicht töten.»
    «Aber ich brauche acht Köpfe», erinnerte ich ihn.
    «Ja», sagte er müde, «die brauchst du.» Das Schicksal ist unausweichlich.
     
    Abt Eadred wollte die vier Männer hängen. Oder ertränken. Oder erwürgen. Er wollte, dass sie einen ehrlosen Tod starben und
     vergessen werden würden. «Sie haben unseren König angegriffen!», rief er leidenschaftlich. «Und deshalb müssen sie einen elenden
     Tod sterben, einen elenden Tod!» Er genoss diese Worte offenbar außerordentlich, so oft wiederholte er sie. Doch ich zuckte
     nur die Schultern und sagte, dass ich Tekil ein ehrenhaftes Sterben versprochen hatte, eines, das ihn nach Walhalla und nicht
     nach Niflheim bringen würde. Eadred starrte auf mein Hammeramulett und kreischte, in Haliwerfolkland dürfe es keine Gnade
     für Männer geben, die Cuthberts auserwähltem König etwas antun wollten.
    Wir stritten uns auf dem Hang direkt unter der neuen Kirche, und die vier Gefangenen, alle in Ketten oder Fesseln, saßen unter
     der Bewachung von Guthreds Haustruppe auf dem Boden und erwarteten gemeinsam mit vielen Leuten aus der Stadt Guthreds Entscheidung.
     Eadred ließ einen Wortschwall auf den König niedergehen, in dem er behauptete, Schwäche zu zeigen würde Guthreds Macht untergraben.
     Die Geistlichen waren mit dem Abt einer |131| Meinung, aber das war keine Überraschung, und seine größten Mitstreiter waren zwei gerade erst eingetroffene Mönche, die von
     Ost-Northumbrien aus über die Hügel gekommen waren. Sie hießen Jænberht und Ida, waren beide in ihren Zwanzigern, und beide
     schuldeten Eadred Gehorsam. Offenbar waren sie im Auftrag des Abtes auf der anderen Seite der Hügel unterwegs gewesen, doch
     nun waren sie zurück in Cair Ligualid und setzten sich stürmisch für einen schmählichen, qualvollen Tod der Gefangenen ein.
     «Verbrennt sie!», drängte Jænberht. «Ebenso wie die Heiden so viele unserer Heiligen verbrannt haben! Röstet sie auf Höllenflammen!»
    «Hängt sie auf!», beharrte Abt Eadred.
    Ich konnte spüren, auch wenn Eadred das nicht tat, dass die cumbrischen Dänen, die sich Guthred angeschlossen hatten, an dem
     Ungestüm der Priester Anstoß nahmen. Also zog ich den König beiseite. «Glaubt Ihr, ohne die Dänen König bleiben zu können?»,
     fragte ich ihn.
    «Natürlich nicht.»
    «Aber wenn Ihr andere Dänen zu Tode foltert, wird ihnen das nicht gefallen. Sie werden denken, Ihr zieht ihnen die Sachsen
     vor.»
    Guthred wirkte beunruhigt. Er hatte seinen Thron Eadred zu verdanken und würde ihn nicht behalten, wenn sich der Abt von ihm
     abwandte, doch ebenso wenig würde er ihn behalten, wenn er die Unterstützung der Dänen von Cumbrien verlor. «Was würde Alfred
     tun?», fragte er mich.
    «Er würde beten», sagte ich, «und genauso würde er alle seine Mönche und Priester beten lassen, aber am Ende würde er tun,
     was auch immer notwendig ist, um das Königreich nicht zu gefährden.» Guthred starrte mich an. «Was auch immer notwendig ist»,
     wiederholte er langsam.
    |132| Guthred nickte, und dann ging er mit gerunzelter Stirn zu Eadred. «Noch einen Tag oder zwei», sagte Guthred laut genug, damit
     ihn die meisten Leute hören konnten, «dann ziehen wir Richtung Osten. Wir werden die Hügel überqueren und unseren segensreichen
     Heiligen in ein neues Zuhause in einem heiligen Land bringen. Wir werden über unsere Feinde siegen, wer sie auch sein mögen,
     und wir werden ein neues Königreich errichten.» Er sprach dänisch, doch seine Worte wurden von drei oder vier Männern ins
     Englische übersetzt. «Dies alles wird geschehen», sagte er, und seine Stimme wurde fester, «weil Gott und der heilige Sankt
     Cuthbert meinem Freund Abt Eadred einen Traum gesandt haben. Wenn wir diesen Ort verlassen, um über die Hügel zu ziehen, werden
     wir das mit Gottes Segen und mit Sankt Cuthberts Hilfe tun, und wir werden ein besseres Königreich, ein geheiligtes Königreich
     errichten, das von der Zauberkraft des Christentums beschützt werden wird.» Eadred runzelte bei dem Wort Zauberkraft die

Weitere Kostenlose Bücher