Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
bið ful āræd, sagen wir, und es stimmt. Das Schicksal ist unausweichlich.
    Tekils Schicksal war es, zu sterben. Er kämpfte mit |135| Schwert und Schild, und ich hatte ihm auch sein Kettenhemd zurückgegeben, sodass niemand sagen konnte, ich sei ihm gegenüber
     im Vorteil gewesen. Ich selbst kämpfte ohne jede Rüstung und auch ohne Schild. Ich war überheblich, und mir war bewusst, dass
     Gisela zusah, und in meinem Kopf beschloss ich, Tekil für sie zu töten. Ich brauchte nur wenige Augenblicke dafür, trotz meines
     Hinkens. Dieses leichte Hinken hatte ich, seit mir bei Ethandun ein Speer in den rechten Oberschenkel gefahren war, aber ich
     bin trotzdem nicht langsamer geworden. Tekil stürmte auf mich zu und hoffte, mich mit seinem Schild niederwerfen zu können,
     um dann mit seinem Schwert auf mich einzuhacken, aber ich wich ihm einfach aus, und danach blieb ich immer in Bewegung. Das
     ist das Geheimnis, wenn man einen Schwertkampf gewinnen will. In Bewegung bleiben. Tanzen. Im Schildwall kann sich ein Mann
     nicht bewegen, nur zustechen und schlagen und hacken und den Schild oben halten, aber im Haselrutenfeld hängt von deiner Geschmeidigkeit
     dein Leben ab. Der andere Mann muss herausgefordert und aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Und Tekil war langsam, denn
     er trug sein Kettenhemd, und ich war unbelastet, aber sogar mit einer Rüstung war ich noch schnell, und Tekil hatte keine
     Aussicht, mit meiner Geschwindigkeit Schritt zu halten. Er ging erneut auf mich los, und ich ließ ihn an mir vorbeilaufen,
     und dann bereitete ich ihm einen schnellen Tod. Er wollte sich gerade wieder zu mir herumdrehen, doch ich war schneller, und
     Schlangenhauch traf ihn im Nacken, genau über dem Rand seines Kettenhemdes und, weil er keinen Helm trug, fuhr die Klinge
     durch seine Nackenwirbel, und er brach im Staub zusammen. Danach tötete ich ihn schnell, und er ging in die Totenhalle ein,
     in der er mich eines Tages empfangen wird.
    |136| Die Menge klatschte. Ich glaube, die Sachsen unter ihnen hätten die Gefangenen lieber verbrannt, ertränkt oder von Pferden
     niedergetrampelt gesehen, aber es waren auch genügend da, die etwas für die Schwertkunst übrig hatten. Gisela lächelte mich
     an. Hild sah nicht zu. Sie stand mit Pater Willibald am Rande der Menge. Die beiden verbrachten lange Stunden mit Gesprächen,
     und ich wusste, dass sie über christliche Fragen redeten, aber das ging mich nichts an.
    Die nächsten beiden Gefangenen bebten vor Angst. Tekil war ihr Anführer gewesen, und ein Mann führt die anderen an, weil er
     der beste Kämpfer ist. In Tekils unvermitteltem Sterben sahen sie ihren eigenen Tod, und so kämpfte keiner von den beiden
     ernsthaft. Statt anzugreifen versuchten sie, sich zu verteidigen. Der zweite konnte gut genug mit dem Schwert umgehen, um
     mich wieder und wieder abzuwehren, bis ich schließlich mit der Klingenspitze nach ihm stieß. Da zog er seinen Schild hoch,
     und ich trat ihm die Füße unter dem Körper weg, und die Menge jubelte, als er gleich darauf starb.
    Nun war noch Sihtric übrig, der Junge. Die Mönche, die unsere Gefangenen am liebsten aufgehängt hätten, anschließend aber
     ein unheiliges Vergnügen an ihrem ehrenvollen Sterben gefunden hatten, schubsten ihn in das Feld. Ich sah sofort, dass Sihtric
     nicht einmal wusste, wie man ein Schwert richtig hält und dass sein Schild nichts weiter als eine störende Last für ihn war.
     Sein Tod stand unmittelbar bevor und würde mir nicht mehr Mühe bereiten, als eine Fliege zu erschlagen. Auch er wusste das,
     und er schluchzte.
    Ich brauchte acht Köpfe. Ich hatte sieben. Ich starrte den Jungen an, und er konnte meinem Blick nicht standhalten. Er wandte
     seine Augen ab und hatte nun die blutgetränkten |137| Stellen vor Augen, von denen die Leichen seiner drei Gefährten weggeschleppt worden waren. Da fiel er auf die Knie. Die Menge
     raste vor Vergnügen. Die Mönche riefen mir zu, ich solle ihn töten. Stattdessen aber wartete ich ab, was Sihtric tun würde,
     und ich sah, dass er seine Furcht meisterte. Ich sah die Anstrengung, die es ihn kostete, sein Flennen zu unterdrücken, seinen
     Atem zu verlangsamen und die Herrschaft über seine zitternden Beine wiederzugewinnen, sodass er schließlich aufstehen konnte.
     Er packte seinen Schild, und dann sah er mir in die Augen. Ich deutete auf sein Schwert, und gehorsam erhob er es, sodass
     er wie ein Mann sterben würde. Auf seiner Stirn hatten meine Hiebe

Weitere Kostenlose Bücher