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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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reinigten den Schiffsrumpf, kratzten den Dreck, die Algen und
     die Kletten ab und holten den Schmutz aus dem Kielraum. Dann breiteten wir das Segel aus, damit es vom Regen gewaschen werden
     konnte, und beobachten Sverris Frau mit gierigen Blicken, als sie das Segel mit einer Nadel aus Bein und einem Faden aus Darmsaiten
     flickte. Sie war stämmig, hatte kurze Beine und ausladende Hüften, und ihr rundes Gesicht war von den pockigen Narben einer
     Krankheit übersät. Die Haut ihrer Hände und Arme war rot und rau. Sie war alles andere als schön, aber wir waren ausgehungert
     nach Frauen und konnten den Blick kaum von ihr wenden. Sverri nutzte das zu seinem Vergnügen. Einmal zog er ihr das Kleid
     über die Schulter herunter, sodass wir eine pralle |218| weiße Brust zu sehen bekamen, und lachte über unsere weit aufgerissenen Augen. Ich träumte von Gisela. Ich versuchte mir in
     meinen Träumen ihr Gesicht in Erinnerung zu rufen, doch es gelang mir nicht, und von ihr zu träumen bedeutete ohnehin keinen
     Trost.
    Sverris Leute gaben uns Getreidebrei und Aalsuppe und grobkörniges Brot und Eintopf aus Fischen zu essen, und als der Winter
     kam, warfen sie uns schlammverkrustete Felle zu, und wir kauerten uns in die Sklavenhütte und hörten auf den Wind und sahen
     durch die breiten Ritzen zwischen den Stämmen dem Schneetreiben zu. Es war kalt, eiskalt, und einer der Sachsen starb. Er
     hatte Fieber bekommen, und nach fünf Tagen starb er einfach, und zwei von Sverris Männern trugen seinen Körper zu dem Fluss
     und warfen ihn über das vereiste Ufer ins Wasser, sodass er von der nächsten Flut davongetragen wurde. Nicht weit entfernt
     erstreckten sich Wälder, und alle paar Tage wurden wir zu den Bäumen geführt. Dort bekamen wir Äxte und sollten Feuerholz
     hacken. Die Ketten waren absichtlich zu kurz, sodass man mit der Axt nicht voll ausholen konnte, und sie bewachten uns mit
     Bogen und Speeren, und ich wusste, dass ich tot wäre, bevor ich eine von den Wachen mit der Axt erreichen konnte, aber fast
     hätte ich es dennoch versucht. Einer von den Dänen versuchte es, bevor ich es tun konnte. Schreiend wandte er sich gegen unsere
     Wächter und lief unbeholfen auf sie zu, und dann traf ihn ein Pfeil, und er brach zusammen, und Sverris Männer nahmen sich
     viel Zeit, um ihn zu töten. Die ganze Zeit schrie er vor Schmerzen. Sein Blut färbte den Schnee in weitem Umkreis, und sie
     quälten ihn lange, um uns anderen eine Lehre zu erteilen. Also fällte ich einfach nur Bäume, hackte die Äste ab, spaltete
     die Stämme mit einem Hammer und Keilen, fällte den nächsten Baum und kehrte in die Sklavenhütte zurück.
    |219| «Wenn mir die kleinen Bastarde auch nur einmal zu nah kommen», sagte Finan am nächsten Tag, «dann erwürge ich die dreckigen
     Pisser, das versprech ich dir.»
    Ich war erstaunt, denn das war der längste Satz, den ich je von ihm gehört hatte. «Wäre besser, sie als Geiseln zu nehmen»,
     schlug ich vor.
    «Aber die wissen schon, warum sie außer Reichweite bleiben», fuhr er fort, ohne meine Bemerkung zu beachten. Sein Dänisch
     hatte einen fremden Klang. «Du warst ein Krieger», sagte er.
    «Ich bin ein Krieger», sagte ich. Wir saßen zu zweit auf einem Grasfleck vor der Hütte, von dem der Schnee weggetaut war,
     und nahmen mit stumpfen Messern Heringe aus. Über uns kreischten die Möwen. Einer von Sverris Männern saß vor dem Langhaus
     und behielt uns von dort aus im Auge. Über seinen Knien lag ein Bogen und neben ihm ein Schwert. Ich fragte mich, wie Finan
     erraten konnte, dass ich ein Krieger war, denn ich hatte nie über mein Leben gesprochen. Auch meinen wahren Namen hatte ich
     nicht genannt und sie lieber glauben lassen, ich hieße Osbert. Osbert war einmal mein richtiger Name gewesen, den ich bei
     meiner Geburt bekommen hatte, aber dann wurde ich Uhtred genannt, nachdem mein älterer Bruder gestorben war, denn mein Vater
     hatte darauf beharrt, dass sein ältester Sohn Uhtred heißen sollte. Doch an Bord des
Trader
benutzte ich den Namen Uhtred nicht. Uhtred war ein stolzer Name, der Name eines Kriegers, und ich würde ihn für mich behalten,
     bis ich aus der Sklaverei frei käme. «Woher weißt du, dass ich ein Krieger bin?», fragte ich Finan.
    «Weil du nie aufhörst, die Bastarde zu beobachten», sagte er. «Du hörst nie auf, darüber nachzudenken, wie du sie umbringen
     kannst.»
    |220| «Du bist genauso», sagte ich.
    «Finan der Flinke, so wurde ich

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