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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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Ludowig …«
    Weiter kam der Bauer nicht. Mit einem Wutschrei warf Gerald sich auf ihn. Beide Männer stürzten rücklings und rollten eine Weile über den schmutzigen Boden. Sofort bildete sich ein enger Kreis aus Menschenleibern um sie. Die Bierkrüge waren vergessen, ebenso Fridrun. Die Magd starrte einen Augenblick auf die Kämpfenden, dann drehte sie sich wortlos um und rannte die Treppe hinauf, während die beiden Betrunkenen aufeinander eindroschen.
    Niemand bemerkte, wie die Türe geöffnet wurde und sich ein junger Mann einen Weg durch die Menschentraube bahnte.
    »Vater!«
    Mit einem einzigen Sprung war der junge Gerald in der Mitte des Rings und versuchte, seinen Vater von dem blutenden Bauern wegzuzerren. »Wollt Ihr den Mann umbringen?«
    »Weg du!« Gerald stieß mit dem Ellenbogen nach hinten. Seine Augen weiteten sich bedrohlich, als er erkannte, wer ihm in den Arm gefallen war. »Du? Das ist eine Sache, die du nicht verstehst!«, brüllte er. »Geh, oder ich sage diesen Menschen, wen sie in ihrer Mitte aufgenommen haben!«
    Sogar der Betrunkenste im Raum schien gemerkt zu haben, dass hier etwas vor sich ging. Es war sehr still, nur das schleifende Geräusch, mit dem der benommene Bauer über den Boden gezerrt wurde, war zu hören.
    »Vater«, sagte Gerald mühsam, »Ihr wisst nicht, was Ihr sagt!«
    »Das weiß ich sehr gut. Und ich scheue mich nicht, zu sagen …«
    »Nichts wirst du sagen. Du bist ja vollkommen betrunken, Mann!«
    Aller Blicke richteten sich zur Treppe. Mechthild stand angekleidet, aber mit nur lose aufgesteckten Zöpfen am Treppenabsatz. Ihr Gesicht war gerötet. »Komm ins Bett, bevor du noch mehr Schaden anrichtest. Und du hilfst deinem Vater, Sohn.«
    Die Anwesenheit der Frau wirkte ernüchternd auf die Gemüter. Schweigend wurden die umgestürzten Stühle und Hocker wieder aufgestellt, während Fridrun zu den beiden Männern huschte und dem jungen Gerald half, seinen Vater zur Treppe zu führen. Mechthild sah ihnen mit vor der Brust verschränkten Armen entgegen. Als die drei an ihr vorbeikamen, wich Gerald dem Blick seiner Frau aus.
    »Ich kann nichts dafür«, murmelte ihr Sohn mit unterdrückter Wut. »Ich wollte nur …«
    »Ich will jetzt nichts hören! Wir brechen morgen früh zum Kloster St. Gallen auf. Ich erwarte, dass du nachkommst, damit du dich mit deinem Vater aussprechen kannst.«
    »Aber …«
    »Du wirst mir in diesem Punkt gehorchen, Sohn!«
    Ohne auf seine Erwiderung zu warten, nickte sie Fridrun zu, dann packte sie ihren Mann und zog ihn energisch in ihre Kammer.
    Die Bettstatt ächzte, als ihr Mann in sich zusammensackte. Einen Augenblick musterte sie ihn kopfschüttelnd, dann drückte sie ihm ein Tuch in die Hand. »Du siehst übel aus.«
    »Ich musste … ich …«
    Mechthild seufzte. »Schlaf jetzt. Wir sprechen morgen weiter.«
    »Ich liebe dich!«
    »Schlaf jetzt.«
    Er fiel rückwärts, nicht mehr imstande, sich auszukleiden, und fing sofort an zu schnarchen.
     
    Gerald erwachte mit schwerem Kopf. Sein Mund war trocken, und er fror. Schwerfällig schob er Mechthilds Arm von seiner Brust und richtete sich auf.
    »Ist mir übel!« Er beugte sich über die Bettkante, um den Nachttopf hervorzuziehen, aber so schlecht war ihm denn doch nicht. »Mechthild, wach auf! Wir müssen aufbrechen.«
    Er wartete, bis seine Frau die Augen aufschlug, dann schleppte er sich in den Hinterhof zum Brunnen.
    Das eisige Wasser kühlte sein zerschlagenes Gesicht, bevor er in durstigen Zügen zu trinken begann.
    »So früh schon auf?«
    Er fuhr herum, als er Fridruns Stimme erkannte. Beim Anblick ihres frischen Gesichtes kehrten auch die letzten Bruchstücke der Erinnerung zurück. Er war froh, dass die Morgendämmerung sein Gesicht verhüllte.
    Sie lachte fröhlich. »Ich mag den Morgen. Er hat so etwas Friedvolles. Ihr reist ab?«
    Er nickte. »Könnten wir ein bisschen Brot und Käse haben?«
    »Natürlich, Herr.« Ihr Gesicht wurde ernst. »Ich wollt’ Euch noch danken, Herr, dass Ihr mich gestern verteidigt habt. Das hätten nicht viele getan.«
    Gerald nickte verlegen. Er kam sich plötzlich vor wie ein alter Narr.
    Als er wieder in die Kammer kam, war seine Frau bereits angekleidet. »Wo warst du?«
    Er lächelte ihr zaghaft zu. »Im Hof. Ich hab die junge Magd um Wegzehrung gebeten.«
    »Die, für die du dich geprügelt hast?« Sie hob die Augenbraue und musste ein widerwilliges Lächeln unterdrücken, als er errötete.
    »Du glaubst doch nicht etwa

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