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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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Werinher gewesen?«
    »Was?«
    »Könnte er nicht irgendwo Rast gemacht und sich Werinhers Antwort ausgedacht haben?«
    »Wendelgard!«
    »Nein, Agnes, ich habe nachgedacht! Alle sagen, dass Werinher ein verlässlicher Freund ist.«
    Ludowig sandte Agnes einen raschen Blick zu.
    Die Inkluse senkte den Kopf und stand auf. »Ihr findet mich in der Kapelle. Ich werde für dich beten, Wendelgard. Und für Euch Junker.«
    Ein unbehagliches Schweigen nistete sich zwischen Wendelgard und Ludowig ein, als Agnes die Tür hinter sich geschlossen hatte. Endlich ergriff Wendelgard das Wort: »Ich habe gerade mit meiner Köchin gesprochen, Ludowig. Mir ist klar geworden, dass das, was ich Wiborada versprochen habe, nicht gelingen kann. Die Menschen hier sehen in mir die Gräfin, nicht die Inkluse. Sie erwarten von mir, dass ich mich um sie sorge, und ich darf sie nicht enttäuschen, jetzt, da ich wieder hier bin. In wenigen Tagen gedenken wir meines Mannes. Ich verteile wieder die Spenden an die Armen, und ich … ich will Antworten haben. Wenn ich gehe, möchte ich in Frieden gehen können. Und nicht mit dem Gefühl, die treusten Menschen um mich herum im Stich gelassen zu haben. Denn damit würde ich auch Udalrich im Stich lassen, und meine Kinder.« Sie sah ihm ins Gesicht. »Verstehst du das?«
    »Und verstehst du, dass ich dir helfen will?«
    »Und wie soll diese Hilfe aussehen?« Sie legte ihre schmalen Finger um die Schale. »Ich habe gehört, du wärest bereit gewesen, meine Kinder als die deinen anzuerkennen. Ist das wahr? Ohne mein Einverständnis?«
    »Aber Wendelgard! Wer …«
    »Das ist unwichtig. Ist es wahr?«
    Ludowig beugte sich vor und entwand ihr sanft die Schale. Ihre Finger verschwanden fast in seinen großen, gebräunten Händen. »Deine Kinder sind nicht die meinen. Aber ich hätte sie anerkannt, wenn du mein Angebot angenommen hättest. Ich habe dich immer …«
    Sie entzog ihre Hände seinem Griff. »Ludowig, nicht! Du hast also nicht versucht, sie mir hinter meinem Rücken wegzunehmen?«
    »Nein!«
    Mit einem zitternden Atemzug fuhr sie sich über die Augen. »Verzeih. Es ist nur … ich bin so verwirrt!«
    »Was willst du hören? Dass ich mich über die Gebote der Kirche und die Gesetze der Menschen stellen will? Ich habe akzeptiert, dass du mich abgelehnt und den Schleier genommen hast. Ich habe dich geliebt … nein, bitte, lass mich ausreden. Ich habe dich geliebt, aber das …«
    Die Tür knarrte, und ein kalter Luftzug ließ die Kerzen auf dem Tisch erzittern. Wendelgard sprang auf die Füße. Ihr Gesicht wechselte die Farbe, als sie Agnes erkannte.
    Agnes’ Gesicht war eine reglose Maske. Ihr Blick streifte Wendelgard und blieb an Ludowig haften. »Störe ich?«
    Wendelgard glaubte zu hören, wie der Junker mit den Zähnen knirschte. »Nein«, sagte sie leise. »Wirklich nicht. Ich komme gleich.«
    »Ein Bote war hier. Bischof Salomo lässt ausrichten, dass er in Kürze in Buchhorn eintreffen wird.« Mit einem stillen Lächeln setzte sie hinzu. »Er sagte auch, dass der Bischof sehr besorgt ist über die Vorgänge in der Grafschaft.«
    »Die nicht zu seinem Machtbereich zählt!«, fuhr Ludowig auf. »Seine Reichskirche hat hier keinen Einfluss.«
    »Die Kirche ist nirgends ohne Einfluss.«
    »Salomo ist willkommen«, sagte Wendelgard und erhob sich. »Und jetzt ist es Zeit für meine Gebete. Wir reden morgen weiter, Ludowig.«
    Er nickte stumm. Noch auf der Treppe hörten sie ihn nach Wein rufen.
    »Du verlierst dich!«, bemerkte Agnes, als sie gemeinsam die Treppe erklommen.
    »Was meinst du?«
    »Du verlässt den Weg!«
    »Ich verhalte mich sittsam!«
    Agnes streifte sie mit einem dunklen Blick. »Ich bin dein Gewissen. Und ich sage dir, du verlässt den Weg der Inkluse, die du bist. Kümmere dich nicht um Dinge, die dich nichts mehr angehen!«
    »Aber das hier ist mein Heim!«
    Agnes packte Wendelgards Oberarm. Ihr Griff war hart. »Nicht mehr! Du hast allem Weltlichen abgeschworen! Du bist eine Klausnerin. Also schließ dich ein!«
    »Du befiehlst mir?«
    »Ja! Bei Gott und in seinem Namen, ja!«
    »Ich bin hier zu Hause.«
    »Gewesen. Dein Zuhause ist eine enge Zelle an St. Mangen. Es sind nicht einmal mehr deine Kinder!«
    Wendelgard erstarrte. »Soll ich sie verleugnen? Das kann nicht einmal Wiborada verlangen. Nicht einmal Gott!«
    »Ich habe mich falsch ausgedrückt«, sagte Agnes milder. »Du sollst sie nicht verleugnen, nur nicht mehr sehen.«
    Wendelgard schluckte. »Das nehme ich

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