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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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Pfaffe hat alles für die Beerdigung vorbereitet. Die müssen unter die Erde.« Er rümpfte die Nase.
    »Viele Leute werden dann wohl nicht kommen«, sagte Gerald leise.
    Der Mann stutzte und warf ihm einen mitleidigen Blick zu. »Die Leute werden schon kommen. In so einem Nest spricht sich das rum.« Er zögerte noch einen Herzschlag lang unbeholfen, dann riss er sein Pferd herum und trabte zu seinen Gefährten zurück.
    Ihnen begegneten nur wenige Menschen. Die Fischer waren auf dem See, die Handwerker in ihren Werkstätten, nur ein paar Kinder und Alte blieben neugierig stehen und reckten die Hälse, als der vornehme Tross durch die engen Straßen ritt. Gerald konnte nur einen kurzen Blick auf die verwaiste Schmiede am Rand des Dorfes werfen. Sie sah dunkel und traurig aus.
    Das Gesicht des Pfaffen rötete sich aufgeregt, als er die Ankömmlinge sah. Zwischen einem Lächeln, das die vornehmen Gäste begrüßen sollte, und einem angemessen ernsten Gesicht hin- und hergerissen, kam er näher und verbeugte sich tief vor Ludowig, der Wendelgard und Agnes aus dem Wagen half. Dann wandte er sich an Gerald. »Das ganze Dorf trauert mit dir«, sagte er, wobei er Geralds Rechte länger zwischen seinen warmen Händen hielt, als es diesem lieb war.
    »Und wo sind sie alle?«
    »Sie werden kommen. Jeder hat deine Eltern geschätzt.« Das Lächeln des Pfaffen entgleiste ein wenig, als die Särge vorbeigetragen wurden, doch er fasste sich schnell. »In einer Stunde versammeln wir uns auf dem Kirchhof für die Feierlichkeiten.«
    »In einer Stunde«, bestätigte Gerald dumpf.
    Plötzlich schien ihm die Zeit unendlich lang. Statt die Werkstatt aufzusuchen, schlenderte er zum Bodensee. Der grobe Kies unter seinen Füßen knirschte, und der Wind zerrte an seinen Haaren. Möwen kreischten. Plötzlich hörte er leichte Schritte hinter sich. Er drehte sich um und blickte in das schmale Gesicht Wendelgards. Er wollte sich verbeugen, aber sie schüttelte nur den Kopf.
    »Es tut mir leid für dich«, flüsterte sie. Ihre Stimme verlor sich beinahe im Wind. »Aber du hast ein Grab, an dem du trauern kannst. Und du darfst bleiben.« Sie wischte sich hastig über die Augen und sah sich um. Gerald fragte sich, ob sie fürchtete, von Agnes belauscht zu werden. Die strenge junge Frau kam ihm mehr und mehr wie eine Kerkerwärterin vor. Er suchte noch nach Worten, als ein Ruck durch Wendelgards Körper ging. »Ich habe Gott gewählt«, sagte sie lauter. »Es ist gut. Es ist gut«, wiederholte sie dann. »Es muss gut sein. Wirst du die Schmiede deines Vaters übernehmen?«
    »Ich … ich weiß nicht recht«, stammelte Gerald. Der jähe Stimmungsumschwung brachte ihn ebenso aus der Fassung wie die Nähe der Gräfin.
    Sie betrachtete ihn mit einem traurigen Lächeln. »Was immer zwischen dir und meinem Mann gestanden hat, er ist tot. Gib die Heimat nicht leichtfertig auf, versprichst du mir das?«
    »Ich … ja.«
    »Dann ist es gut. Leb wohl, Gerald.«
    Er verneigte sich noch einmal tief und sah der schmalen Gestalt in ihrer Nonnentracht nach, die langsam zur Kirche zurückkehrte. Gleichzeitig sah er, dass Wendelgard nicht die Einzige war. In kleinen Grüppchen kamen Menschen zum Kirchhof. Einige sahen zu ihm hinüber und begannen, verstohlen zu gestikulieren.
    »Der verlorene Sohn ist heimgekehrt«, seufzte Gerald.
     
    Das Grab war bereits geöffnet, sein weites Maul gähnte den Lebenden entgegen. Gerald zuckte zusammen. Ein Teil von ihm hatte gehofft, dass seine Eltern nicht im geweihten Massengrab des Dorfes beigesetzt werden würden, doch letzten Endes waren sie einfache Leute gewesen. Tote, einfache Leute.
    Nur mit halbem Ohr hörte er auf die Worte des Pfaffen, der mit sonorer Stimme der Toten gedachte. »Gott ist mein Zeuge, ich habe diese beiden gottesfürchtigen, arbeitsamen und ihrer Grafschaft treu ergebenen Menschen gut gekannt. Gern hätte ich ihnen meinen Segen gegeben, bevor sie nach Bregenz und in ihr Verderben abgereist sind. Lasst uns für ihre Seelen beten, bevor wir sie zu Grabe tragen.«
    Geralds Blick schweifte über die Versammelten. Ernste Mienen blickten ihm entgegen, doch hier und da fing er auch ein Lächeln des Willkommens auf. Erst als die Särge geöffnet und die in Tücher eingehüllten Leichen herausgeholt wurden, ging eine leise Bewegung durch die Menge. Einige Frauen drückten die Hand vor Mund und Nase. Wütender Schmerz durchzuckte Gerald. Das hatten sie nicht verdient. Nichts davon. Erdklumpen fielen mit

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