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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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morgens«, bemerkte der Mönch trocken. »Ich werde nicht verschlafen.«
    »Ich bin sicher, ihr werdet gute Weggenossen.« Der Bischof hatte Mühe, ein leises Lachen zu unterdrücken. Seine Augen funkelten, wurden aber sofort wieder ernst, als er Geralds Gesicht sah. »Was gibt es noch?«
    »Ihr habt von Gefahr gesprochen. Fridrun …«
    »Die Schankmagd, die er befragt hat«, sagte Eckhard aus dem Dunkel des Raumes.
    »Was ist mit ihr? Raus damit, Junge! Es ist keine Schande, verliebt zu sein.«
    Gerald spürte, wie er errötete, und hoffte, dass das unsichere Kerzenlicht seine Schwäche verbarg.
    »Du wirst rot? Das ist schön«, meinte Salomo belustigt. »Nun sprich.«
    »Fridrun hat die Spange gesehen. Wenn Adalbert und meine Eltern ihretwegen gestorben sind, ist auch Fridrun in Gefahr. Könnt Ihr sie nicht schützen, Herr?«
    Eckhard löste sich aus dem Schatten. »Tatsächlich, dieser junge Mann ist genau der, für den Ihr ihn haltet, ehrwürdiger Abt.«
    »Ja, er hat das Herz auf dem rechten Fleck. Ist das Mädchen anstellig?«
    »Sie ist …«
    »Schon gut, schon gut!« Diesmal versuchte der Bischof nicht, sein Lachen zu verstecken. »Ich glaube, ich werde Wendelgard zu einer neuen Dienstmagd verhelfen. Wer weiß, vielleicht können ein Paar wacher Augen und ein flinker Verstand uns nützlich sein. Und das Mädchen ist in Sicherheit.«
    »Danke, Herr.«
    Salomo machte eine abwehrende Geste. »Der Herr thront im Himmel und wacht über uns. Ich bin Fürstbischof Salomo, Abt von Sankt Gallen. Aber für dich«, er lächelte leicht, »bin ich von diesem Augenblick an ein Verbündeter und ein Freund für eine gerechte Sache. Also geh und finde diese Spange. Kannst du reiten?«
    »Ich habe es noch nie versucht, aber ich werde es schaffen.«
    »Dann hast du wirklich noch nie auf einem Pferderücken gesessen. Eckhard wird sich um ein Boot kümmern. Und nun leg dich schlafen. Du hast morgen einen wichtigen Tag vor dir.«
    Gerald verneigte sich und verließ den Raum. Der Bischof und sein Sekretär blieben zurück.
    »Was denkst du?«, fragte Salomo nach einer Weile.
    »Er trägt ein Messer bei sich, ist aber ungeübt im Umgang damit. Er glaubt nicht an die Schuld dieser zwei Bauern. Er ist jung und naiv, und sein heißes Blut könnte uns manch unangenehme Überraschung bereiten. Aber er ist ehrlich. Ich denke, Ihr habt recht, ihn ins Vertrauen zu ziehen.« Er musterte den Bischof eingehend. »Wer hat seine Eltern umgebracht? Und wer Adalbert?«
    Salomo kratzte sich hinter dem Ohrläppchen. »Das weiß nur Gott. Viel interessanter finde ich die Frage, was Ludowig vorhat. Ob er sie so sehr liebt, dass er die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben hat?« Er fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. »Es ist kalt hier drin.«
    Eckhard blickte Salomo besorgt an. »Ihr solltet Euch zur Ruhe begeben.«
    »Behandle mich nicht wie einen unmündigen Greis«, wies Salomo ihn milde zurecht. »Sag mir lieber, was du denkst.«
    Eckhard seufzte. »Frei heraus also? Wenn Adalbert die Spange des Grafen bei sich hatte, dann hat er sie Udalrich auf dem Schlachtfeld oder nach dessen Tod in der Gefangenschaft abgenommen, um so zu Geld zu kommen. Wenn aber …«
    »Wenn aber Adalbert«, spann Salomo den Gedanken weiter, »der Mann geblieben ist, der er früher war, dann könnte diese Spange eine Nachricht sein.«
    »Dann aber wäre der Graf noch am Leben!«
    »Das wage ich nicht zu hoffen.« Salomo ließ sich auf eine der Bänke sinken und langte nach seinem Gürtel, an dem eine kleine Flasche hing. Eckhard hob die Augenbrauen, und der Bischof lächelte müde. »Schilt nicht mit mir, weil ich meine alten Knochen mit Wein stärke, mein Freund. Schilt mit mir, weil ich mich an vage Hoffnungen klammere. Dass Udalrich noch leben könnte, sind die Träume eines alten Mannes. Vielleicht hat Adalberts Rückkehr einen viel düstereren Grund.«
    »Ihr denkt an die Übergriffe der Ungarn?«
    »Der Ungarn, der Welfen! Wir leben in unsicheren Zeiten, und es gibt viele Augen, die sich gierig auf diese Grafschaft richten. Wir werden Wendelgard nichts sagen, nicht einmal die Spange erwähnen. Aber ich werde beten und hoffen, dass Gott einem alten Sünder zuhört, der sein Leben lang die Macht geliebt hat.«
    »Und ich werde dafür sorgen, dass Eure Gebete in Erfüllung gehen.«
    »Und wie willst du das bewerkstelligen?«
    Eckhard sah ihn ernst an. »Indem ich erst die Spange und dann den Grafen finde. Denn wenn er noch lebt, dann hat er Adalbert

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