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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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aus zusammengekniffenen Augen. »Mit einem Mönch haben wir allerdings nicht gerechnet.«
    Mit einem leisen Rascheln seiner Kutte trat Eckhard vor. »Gott segne euch und eure Netze«, sagte er, indem er die Hand hob. »Der Landwind steht günstig, euch steht ein guter Fang bevor!«
    Diesmal war es an den Fischern, einen erstaunten Blick zu wechseln. »Ja, Bruder.«
    Ohne weiter auf die Männer zu achten, zog Eckhard eine Schachtel aus seiner Kutte, der er einen Feuerstein und eine kurze Fackel entnahm. Funken stoben auf, und das Holz fing mit leisem Knistern Feuer. Eckhard hob den Arm und schwenkte die Fackel drei Mal langsam über dem Kopf. Dann starrte er angestrengt zum Boot hinüber. Alles blieb still. Er wiederholte sein Zeichen, doch wieder antwortete nur die nächtliche Schwärze.
    »Bei allen T… Heiligen«, entfuhr es ihm. Er löschte die Fackel. Mit einem Ruck wandte er sich an den alten Fischer, der ihm mit offenem Mund zugesehen hatte. »Kannst du uns zu dem Boot hinüberrudern?«, fragte er knapp. »Wir bezahlen dich.«
    »Einverstanden, Bruder.«
    Ein paar Münzen wechselten den Besitzer, dann befahl Eckhard Gerald, ihnen zu helfen, das Boot ins Wasser zu schieben. Wenig später saß der junge Schmied in der schaukelnden Nussschale und klammerte sich mit beiden Händen am Bootsrand fest.
    »Nicht da«, befahl Eckhard knapp. »Setz dich in den Bug.«
    »Wo?«
    »Vorn, du Landratte.«
    »Du kennst dich wohl mit allem aus?«, fragte Gerald, während der Fischer sie mit kräftigen Ruderschlägen über den stillen See brachte.
    »Ich kenne die Bibel und einiges mehr, ja.«
    »Ich kenne nur Eisen und Feuer.«
    Eckhard sah ihn mit einem halben Lächeln an. »Du kannst viel mehr, als du denkst. Zum Beispiel ein Segel setzen.«
    »Ich?«
    »Wir sind da«, ließ sich in diesem Augenblick die Stimme des Fischers vernehmen.
    Sie ruderten längsseits an Steuerbord und kamen mit sanftem Schaukeln zur Ruhe. Gerald fühlte, wie sein Magen seltsame Bewegungen machte. Eckhard griff ein Seil, das über die Bordwand ins Wasser hing, und zog sich hoch. Aus dem Segelboot war ein dumpfes Schnarchen zu hören.
    »Bruder Johannes! Aufwachen!«
    Ein paar Enten schreckten auf und flatterten quakend über das Wasser.
    »Klettere rein und weck ihn.«
    »Ich?« Gerald schluckte. Er hatte Mühe, sich in dem schaukelnden Boot aufzurichten, und fürchtete, jeden Augenblick ins Wasser zu fallen. Aber er wollte vor Eckhard auch nicht als unnützer Ballast dastehen, daher würgte er die wachsende Übelkeit hinunter. Mit einer Hand packte er das Seil, mit der anderen den Rand der Bordwand und zog sich auf die Planken des Seglers.
    Der Einmaster dümpelte ruhig unter seinen Füßen, sodass er wagte, sich aufzurichten und sich nach dem schlafenden Mönch umzusehen. Das gleichmäßige Schnarchen leitete ihn zum Heck, wo er vor dem Ruder eine zusammengerollte Gestalt ausmachte. Ein umgestürzter Krug kullerte an der Bordwand entlang. Vorsichtig rüttelte Gerald den Mann an der Schulter. »He, aufwachen!«
    Nur ein Grunzen antwortete ihm.
    »Bruder Johannes!«
    Im gleichen Augenblick hörte er ein Geräusch, und Eckhard glitt an Bord. Er schüttelte den Kopf. »Lass ihn schlafen! Wir schaffen das auch ohne ihn.«
    Er zeigte Gerald, wie er das Segel zu hissen hatte, und begab sich selbst ans Ruder. »Jetzt den Anker lichten.«
    »Was?«
    Eckhard rollte mit den Augen. »Herr, steh mir bei! Am Bug, das Seil. Vorne!«
    Gerald entdeckte das Seil und zerrte daran, bis es nachgab und er den schweren Klotz, um den das Tau gebunden war, an Bord hieven konnte. Er wuchtete ihn auf die Planken und setzte sich daneben. Sein Magen rumorte stärker, als der Landwind das Segel blähte und das kleine Schiff Fahrt aufnehmen ließ.
    »Lass es raus«, riet Eckhard, ohne den Blick vom Wasser zu nehmen. »Aber mit dem Wind!«
    Gerald gehorchte, doch die Übelkeit verschwand von allein, als die ersten Sonnenstrahlen das Land in rosenrotem Schein erglühen ließen. »Wie wunderschön«, flüsterte er. »Was ist das dort?« Er zeigte auf eine Landzunge, auf der ein kleiner Ort zu erkennen war.
    »Argenau. Dort siehst du die Mündung der Argen.«
    Gerald konnte die Augen nicht von dem friedlichen Bild wenden. »Das sieht von hier so anders aus, so klein und … und sauber.«
    »Vermisst du den Gestank des Landes nicht? Du hast doch in Bregenz gewohnt.«
    »Ich glaube, ich bin nicht für das Leben in der Stadt geboren.«
    Als sie Wasserburg passierten, lag der Ort

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