Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
Vom Netzwerk:
sah zu Gerald auf.
    »Dann sag mir endlich, wo ich diesen Hilbert finde!«
    Der Alte schloss die Augen.
    »Oder hast du irgendetwas über meine Eltern erfahren? Oder über Adalbert?« Er merkte, wie Eckhard in seinem Rücken eine heftige Bewegung machte, aber er achtete nicht darauf. »Nun?«
    Ohne die Augen zu öffnen, sagte der Alte: »Man sagt, dass der Tote aus dem ›Felchen‹ wie einer sprach, der die Welt gesehen hatte, harte Teile der Welt. Doch wenn er den Mund auftat, dann hörte man ihm eine Kindheit am Bodensee an.«
    »Einer aus der Gegend, aber lange Zeit fort«, bemerkte Eckhard, der Geralds verwirrten Blick auffing. »Wie ich.«
    Der alte Mann nickte. »Du hast einen kühlen Kopf, Mönch, anders als dieser junge Heißsporn hier. Man erzählt sich auch, dass weniger der Mann die Aufmerksamkeit erregt hat, als vielmehr das, was er bei sich getragen hat.« Er blinzelte schlau. »Ihr wisst nicht, was das sein könnte?«
    »Wer sucht danach?«
    »Leute, die nicht von hier sind und es auch nie sein werden.«
    »Ich habe gehört«, sagte Eckhard und trat einen Schritt vor, »dass der Bote viel weiß. Ob diese Leute auch ihn besuchen kommen?«
    Die Haltung des Lederers verkrampfte sich, und für einen Augenblick fiel seine gewohnte Ruhe von ihm ab. »Bei Gott, du könntest recht haben. Ihr findet Hilbert im Badehaus. Am anderen Ende der Unterstadt, Richtung Rorscahun.«
    »Danke!«
    »Wofür, Bruder? Gott mit dir, und auch mit dir, Gerald. Wenn ihr mir wirklich danken wollt, kommt nicht wieder.« Er schloss erneut die Augen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    »Warum nicht?«
    Ohne die Augen zu öffnen, antwortete der alte Mann: »Fragen sind ungesund, und ich möchte noch ein bisschen die Sonne auf meinem alten Pelz genießen.«
    »Dann wünsche ich dir, dass Gott dir ein langes Leben schenkt, Herr des Leders.« Eckhard schlug das Zeichen des Kreuzes und bedeutete Gerald stumm, ihm zu folgen.
    Als sie außer Sichtweite waren, hielt Eckhard aufatmend inne. »Wir müssen vorsichtig zu Werke gehen. Hier sind mächtige Kreise am Wirken. Vergiss das nie.«
    »Du meinst, diese Leute haben die Ermordung meiner Eltern befohlen? Meine Eltern waren einfache Menschen!«
    »Um die es nie ging!«, sagte der Mönch mit einem Anflug von Ungeduld. »Sie waren am falschen Ort zur falschen Zeit. Jetzt geht es um mehr.«
    »Um mehr als meine Eltern?«, fragte Gerald aufsässig.
    »Ja.« Eckhard seufzte. »Aber letzten Endes geht es uns beiden um die Wahrheit. Komm, wir gehen jetzt zum Badehaus.«
    »Wie du meinst.«
    Schweigend setzten sie ihren Weg fort. Zunächst grüßten die Menschen, die ihnen entgegenkamen, den Mönch höflich, doch je weiter sie zum Stadtrand kamen, desto auffälliger veränderte sich ihr Verhalten. Sie begannen, bei Eckhards Anblick mit mürrischen Gesichtern die Köpfe abzuwenden. Als sie vor dem Badehaus anlangten, zögerte Gerald.
    »Was?«
    »Was ist ein Badehaus eigentlich genau?«
    Eckhards Augen weiteten sich, dann lachte er leise. »Eine Zeiterscheinung, die hoffentlich bald in Vergessenheit gerät. Es gibt Menschen, die dem Wasser eine ebenso reinigende Wirkung zusprechen wie dem Gebet. Doch die meisten, die ins Badehaus kommen, vergessen heißes Wasser und Gebet rasch.« Als Gerald immer noch verwirrt die Stirn runzelte, machte er verstohlen eine obszöne Geste.
    Gerald erglühte. »Du redest nicht wie ein Mönch, Eckhard.«
    »Wie redet denn ein Mönch? Weltfremd? Glaub mir, wir wissen mehr über die Welt, als das gemeine Volk glauben mag. Astronomie, die meine Brüder in St. Gallen betreiben, ist nur eine Seite. Sternenkunde«, fügte er hinzu, als er Geralds fragenden Blick auffing.
    »Du bist so klug. Du warst von Adel, nicht wahr, bevor du Mönch wurdest.«
    Eckhards Gesicht verschloss sich. »Was ich vorher war, ist gleichgültig. Auch Wiborada war nicht immer die Klausnerin, die sie heute ist, doch keiner fragt mehr danach. Halte es auch bei mir so. Und jetzt klopf an.«
    Eingeschüchtert gehorchte Gerald. Ein Schlitz in der Tür sprang auf, und zwei runde Augen mit auffälligen Tränensäcken musterten ihn. »Du siehst nicht aus wie einer, der genug Geld hat, um hier sein Vergnügen zu finden, Söhnchen«, schnarrte eine Frauenstimme.
    »Ich will auch nicht … ich meine, ich s uche …«
    »Gott zum Gruße!« Eckhard schob den stammelnden Schmied sanft, aber bestimmt beiseite. »Verzeih meinem jungen Freund, gute Frau. Er ist schüchtern und auf der Suche.«
    Die Tür wurde

Weitere Kostenlose Bücher