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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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hätte Gerald beinahe gelacht, als er sich das Bild vorstellte, wie ein halb bekleideter Mann aus dem Badehaus gerannt kam, doch ein Blick auf die Tote dämpfte seine Heiterkeit. »Du hast recht. Wo kann er jetzt sein?«
    »Wir werden die Alte befragen müssen. Jetzt such, ob du etwas findest, das für uns von Wichtigkeit sein kann. Ich werde für das arme Kind hier beten.«
    Während der Mönch sein leises »in nomine patris et filii et spiritus sancti, amen« murmelte, sah Gerald sich um. Unter dem Bett fand er ein paar derbe Lederschuhe und einen Gürtel. Er suchte nach einem möglichen Versteck, fand aber nichts als Staub und Dreck.
    »Hier ist nichts.«
    Der Mönch schlug ein Kreuz über der Toten und begann dann zu Geralds Erstaunen, auf Händen und Knien über den Boden zur Tür zu kriechen. »Schau dir das an!«, rief er plötzlich. Gerald hockte sich neben Eckhard. Er brauchte eine Weile, ehe er erkannte, was der Mönch ihm zeigte. »Blut?«, fragte er.
    Eckhard nickte grimmig. »Wer immer Berta auf dem Gewissen hat, hat auch Hilbert erwischt. Aber der konnte entkommen. Vielleicht können wir ihn noch retten. Komm!«
    Die Leiterin des Badehauses hockte wieder in ihrem Verschlag hinter der Tür. Sie begrüßte die beiden mit einem schmutzigen Grinsen. »Nun? Waren Berta und Hilbert begeistert über euren Besuch?«
    Eckhard bedeutete Gerald mit einer winzigen Geste, zu schweigen. »Sie haben nicht viel gesagt. Hilbert war nämlich gar nicht da. Und Berta ist tot.«
    Ein Zittern lief durch den massigen Körper der Frau. »Tot?«
    »Sie ist ermordet worden. Hilbert konnte entkommen. Wie?«
    »Wie meinst du das? Heilige Muttergottes, was soll ich nur tun, wenn …«
    »Du sitzt doch den ganzen Tag hier. Hatte er eine Möglichkeit, das Haus zu verlassen, ohne dass du es bemerkst? Noch dazu ohne Hose!«
    »Ohne Hose?«
    »Das sagte ich eben!«, blaffte Eckhard. »Also? Ist er noch im Haus? Warum hat niemand Schreie gehört? Wer war sonst noch oben?«
    Ein schmerzerfülltes Aufkreischen drang aus den hinteren Zimmern und deutete auf einen weiteren faulen Zahn hin.
    »Beantwortet das deine Frage?«, fragte die Frau trocken.
    »Nur eine davon. Ist er noch hier?«
    »Nein.«
    »Wieso bist du dir da so sicher?«
    Plötzlich flammte Wut über das Gesicht der Frau. »Weil er kein Narr ist! Wenn jemand ihn umbringen will, wird er kaum hier warten, dass er gefunden wird. Der wird die Beine in die Hand genommen haben und gerannt sein. Wär’ nicht das erste Mal, dass ein Kerl hier seine Hosen vergessen hat, wenn er auf dem falschen Mädchen gelegen hat. Mönch, ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, das ist kein Kloster hier! Und ich sitz nicht den ganzen Tag hier wie angenagelt!«
    »Hättest du ihm geholfen, wenn du ihn gesehen hättest?«
    Ein stummes Blickduell entspann sich. Die Frau senkte die Augen zuerst. »Er ist von hier. Und er ist immer anständig zu dem Mädel gewesen. Berta hat manchmal sogar gesagt, dass er sie heiraten wolle, wenn er genug Geld hätte. Sie war ein gutes Mädchen. Immer lustig und gefällig. Keine Hübschlerin! So eine würd ich nie beschäftigen. Ich …«
    »Spar dir das!«, unterbrach Eckhard schroff. »Wo kann Hilbert hingegangen sein?«
    »Weiß nicht.«
    »Wie lange war er genau hier?«
    »Hab ich doch gesagt, seit ein paar Tagen. Einmal ist er weggegangen. Geschäfte, hat er gesagt. Und gegrinst hat er, da konnte man glauben, dass er einen Schatz gefunden hat.« Sie schüttelte langsam den Kopf. »Hat mich schon gewundert.«
    »Wieso?«
    »Was er als Bote verdient, reicht zum Leben. Aber wenn man sich für irgendeinen reichen Kerl für ein paar Münzen die Füße wund läuft, dann strahlt man nicht wie ein Dreckeimer. Vielleicht …«
    »Ja?«
    Die Frau wickelte eine ihrer Haarsträhnen um ihre dicken Finger. »Das hast du jetzt nicht von mir, und ich sag’s dir auch nur, weil ich die Berta gemocht hab, aber vielleicht hat er was … verkauft.«
    »Gestohlene Güter?«
    Die Frau und Eckhard sahen Gerald an, als hätten sie seine Anwesenheit vollkommen vergessen. »Ich sag nichts mehr.«
    »Wir verstehen schon, was du meinst«, beruhigte Eckhard und warf dem jungen Schmied einen giftigen Blick zu. »Erzähl weiter.«
    »Da gibt’s nichts zu erzählen. Er kannte Leute.«
    »Und was ist mit dir? Kennst du diese Leute auch? Ich brauche Namen! Denk an Berta!«
    Die Frau kaute heftig auf der Innenseite ihrer feisten Wange. Ihre Augen huschten von Eckhard zu Gerald und wieder zurück.

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