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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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Tintenfässchen, eine Feder und ein Pergament lagen. »Trag das in der Zwischenzeit ins Reine.«
    »Ihr habt an Eurem Gedicht weitergeschrieben, Euer Gnaden?«
    »Ja, aber du wirst sicher ein paar Fehler finden. Ich war sehr müde, als ich diese Zeilen verfasst habe.« Salomo sah den Mann an, den er selbst das Schreiben gelehrt hatte. »Ich danke dir, dass du mir bei meiner kleinen Irreführung hilfst.«
    Der Schreiber lächelte. »Ich sehe wieder das Feuer in Euren Augen glimmen, Euer Gnaden. Das genügt mir.« Er setzte sich hin und rollte das Pergament auf. »Ein Lobpreis des Herrn?«
    »Eine Art Brief.« Salomo ließ den Mann in dem Wissen, ihn eine Zeit lang beschäftigt zu haben, allein und trat ins Freie, wo sein Tross ihn bereits erwartete.
    »Was hat der Pfaffe gesagt, ehrwürdiger Abt?«, fragte der Mönch, der auf dem Kutschbock saß, mit lauter Stimme.
    Salomo antwortete ebenso laut: »Die Beerdigung verlief unter großer Anteilnahme aller. Die frühere Gräfin hat sich bestens um alles gekümmert. Halte bei der Schänke, ich habe da etwas zu regeln. Dann fahren wir weiter zur Burg.«
    Der Tross setzte sich langsam in Bewegung, und alle, die die Szene beobachtet hatten, mussten glauben, der Bischof sei eben erst angekommen und hätte den Dorfpfaffen besucht.
    Vor der ›Buche‹ stieg Salomo aus seinem Wagen und schlug mit der Faust gegen die Tür. »Mach auf, Wirt!«
    Von drinnen ertönte ein derber Fluch. »Wer ist da?«
    »Fürstbischof Salomo von Konstanz!«
    Hastige Schritte näherten sich der Tür, die erst einen Spalt, dann in voller Breite aufgerissen wurde. »G… Gott zu … zum Gruße, Euer Hochgnaden«, stammelte Hannes.
    Salomo schmunzelte und musterte ihn von Kopf bis Fuß. Der Mann, der vor ihm stand, hatte strubbeliges, schwarzes Haar, Bartstoppeln und tiefe Ränder unter den Augen. Sein Wams war nicht gegürtet und roch nach Schweiß und Bier. Der Mann starrte ihn aus großen Augen an und rührte sich nicht vom Fleck.
    »Darf ich eintreten?«
    »Wie, was? A… aber ja!« Hannes gab den Weg frei. »Ich … also ich habe noch nicht sauber, meine neue Magd, wisst Ihr, also die sollte eigentlich, aber ich habe mich da wohl nicht klar, nun, also ich …«
    »Bring mir einen Becher Wein und etwas Wasser und setz dich zu mir«, befahl Salomo ruhig, während er sich nach einem einigermaßen sauberen Tisch umsah. Als der Wirt sich zu ihm gesellt hatte, fragte er: »Wie ist dein Name?«
    Der Mann blinzelte verblüfft. »Hannes, Herr.«
    »Also gut, Hannes. Du weißt doch bestimmt so einiges über deine Leute hier. Wie haben sie auf Gräfin Wendelgards Rückkehr reagiert?«
    Hannes senkte den Blick.
    »Du hast nichts zu befürchten, sag mir einfach die Wahrheit.«
    »Nun, Herr, es gab schon so ein paar, die gemurrt haben.«
    »Warum?«
    Hannes hob den Blick und sah Salomo offen ins Gesicht. »Weil niemand hier verstehen kann, dass sie erst alles im Stich lässt, ihre Kinder und das Dorf und alles, und dann kommt sie zurück, wenn zwei ihrer Treuesten nicht mehr unter uns sind. Aber was tut sie? Sie sitzt auf ihrer Burg und betet.« Hannes warf einen scheuen Blick auf das geistliche Gewand des Bischofs. »Nichts für ungut, Herr.«
    »Erzähl mir von Mechthild und Gerald.«
    »Sie sind gute Menschen gewesen, haben eine gute Ehe geführt, mit allen Höhen und Tiefen, auch dann noch, als Vater und Sohn sich zerstritten haben.«
    »Worum ging es bei dem Streit?«
    »Das weiß keiner so genau. Aber das war noch vor dem Krieg.«
    »Also vor bald sechs Jahren!« Salomo beugte sich vor. »Und seither haben sie sich nicht wiedergesehen?«
    »Nein.«
    »Weshalb sind die beiden nach Bregenz gereist?«
    »Es heißt, wegen der beiden Edelleute.«
    Salomo horchte auf. »Wer waren die?«
    »Weiß nicht. Aber sie haben vornehm ausgesehen und edle Pferde geritten, ja, und sie sind bei Gerald in der Schmiede gewesen. Am Morgen danach, das hat mir ein Fischer erzählt, sind Gerald und seine Frau abgereist.«
    »Und diese Edelleute? Was ist aus denen geworden?«
    »Die sind ein paar Stunden nach ihnen weggeritten. Wo sie übernachtet haben, weiß ich nicht.«
    »Würden die Menschen hier, dich eingeschlossen, der Gräfin helfen, wenn sie in Bedrängnis geriete?«
    Hannes richtete sich zu voller Größe auf und hieb mit der Hand auf den Tisch. »Das dürft Ihr glauben, Herr! Inkluse oder Nonne, sie bleibt unsere Gräfin! Wer gegen sie ist, ist gegen uns! Ganz gleich, ob wir ihre Entscheidung gutheißen.«
    Salomo

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