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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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»Leuthard …«, murmelte sie.
    »Wer?«
    »Geht ins ›Felchen‹. Mehr sag ich nicht.«
    »Beschreib ihn! Was weißt du noch?«
    »Nichts! Ich hab alles gesagt!«
    Eckhard hielt ihren Blick noch einen Augenblick lang fest, dann zuckte er die Achseln. »Gut. Dieser Leuthard, war der heute hier?«
    »Nein. Und der ist kein Mörder!«
    »Und sonst?«
    »Mönch! Weißt du, wie viele Männer hierherkommen? Du bist nicht mal der erste fromme Bruder, der den Weg hierher findet! Sogar Edelleute …« Sie brach ab.
    Eckhards dunkle Augen blitzten auf. »Auch heute?«
    »Kann schon sein.«
    »Wie …?«
    »Ich sag nix mehr. Ich häng am Leben, und das solltest du auch!«
    Wieder ein Schrei, lang gezogen, dann Lachen. Gerald schauderte.
    Eckhard sah sich um. »Wohin führt dieser Gang?«, fragte er plötzlich und zeigte auf einen dunklen Flur, der hinter dem Rücken der Wirtin gähnte.
    »Zum Hof.« Plötzlich klang ihre Stimme müde. »Aber die Tür ist immer verriegelt.«
    »Immer? Das heißt, du überprüfst das täglich?«
    »Ja!«
    Eckhard schob die Frau beiseite und blieb vor der Hintertür stehen. Seine langen Finger tasteten über den Türspalt. »Breit genug für ein Messer. Gerald, geh raus und versuch, mit deinem Messer den Riegel nach oben zu schieben.«
    »Aber erlaube mal!«
    Eckhard achtete nicht auf den Einwand der Frau, er ließ Gerald hinaus, schloss die Tür und legte den Riegel vor.
    Einen Augenblick lang war das Kratzen des Messers überdeutlich zu hören. Endlich sprang der Riegel mit einem leisen Quietschen zurück. Geralds gerötetes Gesicht erschien in der Tür.
    Eckhard nickte ihm kurz zu und wandte sich dann wieder an die Frau. »Möglicherweise ist der Mörder hier eingedrungen. Immer angenommen natürlich, er ist nicht einfach durch die Haupttür spaziert. Wo geht es da weiter?«
    Die Frau starrte immer noch auf die Tür, die leise in ihren Angeln schwang. »Durch den Hof in die Seitengasse. Aber die ist durch einen Zaun vom Hof getrennt.«
    »Danke.« Eckhard zögerte, dann legte er ihr die Hand auf den Arm. »Von meiner Seite wirst du keinen Ärger bekommen.«
    Die Frau nickte. Im Dämmerlicht des engen Gangs wirkte ihr Gesicht müde und verbraucht. »Sie war ein gutes Kind. Egal, was du über sie oder mich denken magst, Mönch. Es ist nicht jeder so gut dran wie ihr geistlichen Brüder.«
    Eckhard zuckte nur die Achseln. »Wie du meinst. Leb wohl. Hier, für die Beerdigung.« Er gab ihr ein paar Münzen und ließ sie stehen.
    Auf der Straße sagte er zu Gerald: »Jetzt zu Hilbert, bevor Bertas Mörder ihn finden.«
    »Und wo sollen wir ihn suchen?«
    »Im ›Felchen‹. Du weißt, wo das ist?«
    »Ja.«
    »Dann los.«
    Sie bahnten sich einen Weg durch die belebte Unterstadt, in der sich jetzt fahrende Händler und anderes Volk drängten. Karren und Körbe verstopften die engen Gassen. Sie hörten die Mundart von Rorscahun ebenso heraus wie die vom gegenüberliegenden Buchhorn.
    »Ist heute Markt?«
    Gerald zuckte die Schultern. »Das ist ganz normal, Eckhard. Entweder sie bieten ihre Waren auf dem Markt oder direkt in den Gassen an. Sehr zum Ärger der hiesigen Handwerker.«
    Deren Waren lagen auf schmalen Tischen vor der jeweiligen Werkstatt aus oder hingen an Kordeln über und neben dem Eingang.
    Die meisten Menschen begutachteten die Waren Keramik, Tuche, Alltagsgeschirr nur. Anpreisende Stimmen versuchten, sich gegenseitig zu übertönen, um Kundschaft anzulocken.
    »Achte auf deine Börse«, raunte Gerald Eckhard zu.
    »Werde ich. Aber mir macht etwas ganz anderes Sorgen.« Er starrte Gerald bedeutsam an.
    Der wurde eine Spur blasser. »Der Mörder?«
    »Nur Gott weiß, ob wir beobachtet worden sind. Gibt es einen anderen, ruhigeren Weg?«
    »Über den Hafen.« Gerald warf seinem Begleiter einen neugierigen Blick zu. »Sag mal, bist du wirklich zur See gefahren?«
    Eckhard lächelte. »Aber gewiss. Mein Vater war Bodenseefischer, aber ich wollte die Weite sehen. Ich habe als Schiffsjunge auf einem Frachtschiff angeheuert, unten in Italien. Das Schiff ist in einem Sturm gekentert, und ich wurde als einziger Überlebender an Land gespült. Ich bin heimgekehrt und habe mein Leben Gott geweiht. Aber das ist lange her.«
    »Hast du deine Entscheidung jemals bereut?«
    Eckhard lächelte still. »Nein. Nie. Aber jetzt lass uns davon schweigen, ich …«
    »Red weiter, Eckhard. Ich glaube, wir werden verfolgt.«
    Ein winziges Zucken lief um den Mund des Mönches. Ohne seinen Tonfall zu

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