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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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vorne!«, zischte Gerald. »Das sind doch die Schläger aus Bregenz.«
    Eckhard nickte. »Und noch ein Dritter! Wir müssen uns beeilen.«
    »Zu wem die wohl wollen?«
    Eckhard zuckte mit den Schultern.
    »Ein Verräter in Buchhorn?«
    Eckhard packte ihn an der Schulter. »Wenn du was weißt, dann raus damit!«
    »Es war nur eine Vermutung.«
    »Dann äußere deine Vermutung erst, wenn du sie zu Ende gedacht hast!«
    »Ja, Herr!«
    Eckhard ließ den Arm sinken. »Es tut mir leid, Gerald. Ich wollte nicht schroff werden.«
    »Schon gut.«
    Sie stapften schweigend durch den aufgeweichten Boden. Kurz vor Buchhorn ließ der Regen nach.
    Eckhard sah Gerald an. »Wenn die drei wirklich in Buchhorn sind, sollten wir uns trennen. Nimm du die Spange, ich bin kein Schwächling, aber …« Er lächelte kurz. »Mit dir kann ich es nicht aufnehmen. Bischof Salomo wird bei der Gräfin sein. Ich gehe zu ihm und erstatte Bericht. Heute Abend kommst du nach.«
    Gerald schüttelte heftig den Kopf. »Der Weg zur Burg ist nicht sicher. Ich schlage die Leutkirche vor.«
    »Ja, du hast recht. Wir treffen uns da nach dem Vespergottesdienst. Wohin gehst du?«
    »In die ›Buche‹.«
    »Du solltest lieber heimgehen und … ach so, ich verstehe. Das Mädchen.« Gerald grinste verlegen, und Eckhard lächelte. »Dann viel Glück!«
    Gerald wartete, bis der Mönch im Regen verschwunden war. Er beneidete ihn nicht um den Fußmarsch durch den Wald. Als er an die beiden Männer dachte, fasste er nach seinem Wams und tastete mit den Fingern über die Umrisse des Bündels.
    »Gott schütze und bewahre uns alle«, flüsterte er mit einem Blick zum hölzernen Kirchturm, dann suchte er die ›Buche‹ auf.
    Die Schänke war wegen des Unwetters gut besucht. Fischer wie Handwerker hatten sich hierher geflüchtet, um bei Bier und Feuerschein das Ende des Unwetters abzuwarten. Hannes hatte alle Hände voll zu tun und scheuchte Fridrun wie Leuthard in seinen besten Zeiten.
    Als er Gerald erblickte, hielt er inne. »Das Mädel macht sich gut«, rief er. »Schade, dass sie schon wieder gehen will.«
    Geralds Magen verkrampfte sich. »Ach ja?«
    »Stell dir vor. Heute Morgen war der Fürstbischof persönlich hier, um sie abzuholen. Er hat mir Fragen gestellt.«
    »Der Fürstbischof? Ich wusste nicht, dass … er hier ist.«
    »Ein Bier? Geht aufs Haus. Du hast mir Glück gebracht.«
    »Danke.« Gerald nahm den Krug und quetschte sich an einen Ecktisch. Er konnte den Blick nicht von Fridrun wenden. Es schien ihm eine Ewigkeit, bis sie an seinen Tisch kam. Ihre Augen weiteten sich, und sie schien ein Kichern niederkämpfen zu müssen. »Seid Ihr in einen Brunnen gefallen, Herr?«
    Gerald verzog das Gesicht. »Nicht ganz. Hast du Neuigkeiten?«
    Ihre Stimme wurde leiser. »Ja. Aber nicht hier.«
    »Dann am Hafen. Bei Sonnenuntergang. Du kannst weg?«
    Sie nickte nur und wandte sich dem nächsten Gast zu.
     
    Die Wellen des Sees leckten sacht über das Ufer. Ein paar Enten nutzten diese Ruhe nach dem Unwetter, um in Ufernähe zu gründeln, Möwen zogen träge Kreise. Die Sonne hing wie ein schwerer roter Ball über dem Horizont.
    Gerald sah auf den See hinaus. Jetzt strahlte das Gewässer wieder den Frieden aus, den er kannte, die ausgestandene Todesangst kam ihm beinahe vor wie ein wirrer, düsterer Traum. Er stellte sich ans Ufer, hob einen flachen Stein auf und ließ ihn drei, vier, fünf Mal über die Wasseroberfläche hüpfen.
    »Das kannst du besser«, schalt er sich.
    »Ich auch!«
    Er drehte sich um, seine Hände schienen plötzlich zu ungeschickt, um den Stein zu halten.
    Fridrun lächelte eifrig. »Pass auf!« Sie fand einen geeigneten Stein und schleuderte ihn im flachen Bogen auf das Wasser. Er hinterließ sieben kleine Kreise, ehe er glucksend versank.
    »Das war gut!«
    »Jetzt du.«
    So sehr er sich bemühte, mehr als sechs Sprünge schafften seine Steine nicht. »Ich geb’s auf.«
    »Komm, lass uns ein wenig am See entlanggehen.« Ohne auf seine Antwort zu warten, hüpfte sie über den groben Kies, der unter ihren Schuhen glänzte. Er holte tief Atem und schloss zu ihr auf. Eine Weile gingen sie stumm nebeneinanderher.
    Plötzlich hielt sie inne. »Es ist ein so schöner Abend. Ich will gar nicht daran denken, was morgen ist.«
    »Was ist morgen?«
    »Die Herrin Wendelgard erwartet mich in aller Frühe auf der Burg.« Sie seufzte. »Der arme Hannes, jetzt muss er doch wieder alles allein machen.« Bevor Gerald etwas erwidern konnte, rief sie aus:

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