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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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Kapelle.«
    Sie ging zur Tür und wäre beinahe mit Agnes zusammengestoßen. Das schmale Gesicht der Nonne war blass vor Ärger. »Du stellst eine Zofe ein? Ohne mich zu fragen? Und dieses Kleid!«
    »Da du ja ohnehin gelauscht hast, wirst du wissen, dass das Mädchen auf Salomos Wunsch hier ist«, bemerkte Wendelgard frostig. »Sie ist eine Waise und sucht Arbeit.«
    »Sie soll ins Kloster gehen!«
    »Wenn das der Wunsch des Bischofs wäre, hätte er es gesagt, meinst du nicht?«
    Agnes’ dunkle Augen blitzten. »Er hat auch gesagt, dass du dich einschließen sollst.«
    »Du bist ja bestens informiert.«
    »Ich wache über dich!«
    Wendelgard verschränkte die Arme vor der Brust. Ein katzenhaftes Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. »Dann pass gut auf mich auf. Ludowig scheint seine Absichten noch nicht begraben zu haben.«
    Agnes erstarrte, und auf ihren Wangen entstanden zwei hochrote Flecke. Einen Augenblick lang öffnete sie den Mund, wie um etwas zu sagen, dann drehte sie sich plötzlich um und verließ wortlos die Kemenate.
    Es war ein Triumph, und Wendelgard wusste nicht, warum sie ihn nicht genießen konnte. Stattdessen hatte sie das Bedürfnis zu weinen. Sie stellte sich ans Fenster und blickte in Richtung des Sees. Ein kräftiger Wind kühlte ihre Wangen.
     
    »Wetterumschwung!«, brüllte Eckhard. »Johannes, Ruder hart steuerbord. Gerald, Segel einholen!«
    Im Westen ballte sich eine pechschwarze Wetterfront, erste Blitze zuckten über den Himmel. Das kleine Schiff wurde auf und ab geschleudert, während Wind und Wogen immer heftiger an ihm zerrten. Wie gelähmt starrte Gerald in die graue Weite.
    »Dort drüben ist Argenau!« Eckhard war nur noch als Schemen zu erkennen. »Gott helfe uns!« Er kämpfte sich zu Johannes ans Ruder, und gemeinsam rissen sie es herum, um den Einmaster auf Kurs zu bringen. Auch Gerald schüttelte seine Erstarrung ab und mühte sich, das klatschende Segel zu reffen. Immer wieder musste er der peitschenden Leinwand ausweichen.
    »Was ist das, bei allen Heiligen?«, brüllte er.
    »Das, mein Freund, ist der See!«, schrie Eckhard über das Tosen hinweg, während er sich mit aller Kraft an das Ruder klammerte. Johannes hatte sich auf den Boden geworfen und heulte angstvolle Gebete in den Sturm.
    »Wir werden sterben!«
    »Nein!« Eckhards Gesicht schien nur aus Augen und Zähnen zu bestehen. »Wir werden leben, ihr Landratten.«
    »Das Boot kippt!«, schrie Gerald entsetzt auf.
    »Es kentert nicht, wenn du endlich das Segel eingeholt hast!«, brüllte Eckhard. »Schneller!«
    »Umkippen! Kentern. Ist doch wurscht, wir werden alle ersaufen«, schrie Gerald gegen den Wind. »Heilige Muttergottes, steh uns bei!«
    »Da vorne ist Land!«
    Blitze zuckten in immer rascherer Folge über den Himmel, während sie die Mündung der Argen erreichten. Ein paar Fischer, die ihre Boote vor dem Sturm an Land gerettet hatten, sprangen ins Wasser und halfen ihnen, das Boot zu vertäuen.
    »Danke!« Eckhards Hand zitterte, als er den Männern seinen Segen erteilte. Seine Kutte klebte am Körper.
    Der Fischer lachte. »Wenigstens könnt ihr nicht mehr nass werden, wenn gleich die Himmelsschleusen aufreißen. Kommt in unsere Hütte und wartet das Unwetter ab. Lange dürfte es nicht dauern. Das tut es nie.«
    Gerald und Johannes wollten schon dankbar nicken, als Eckhard den Kopf schüttelte. »Wir müssen weiter nach Buchhorn«, sagte er.
    »Aber ich kann nicht mehr.«
    »Dann bleib in Gottes Namen hier, Bruder Johannes. Was ist mit dir, Gerald?«
    Gerald strich sich die nassen Haarsträhnen aus den Augen und sah den Mönch an. »Es ist dringend, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Dann lass uns gehen. Wenigstens haben wir wieder festen Boden unter den Füßen. Da kann ich das bisschen Wasser von oben ertragen. Gehen wir, wenn wir die Uferstraße nehmen, sind wir sicher ein paar Stunden unterwegs.«
    Einen Augenblick schien es, als ob Eckhard etwas sagen wollte, aber er sandte dem jungen Schmied nur ein blasses Lächeln zu und marschierte los.
    Sie waren noch nicht weit gegangen, als sie gleichmäßiges Platschen hinter sich vernahmen, das rasch näher kam.
    Gerald strahlte. »Reiter! Die können uns mitnehmen.«
    »Das glaubst du ja wohl selber nicht.« Eckhards Gesicht war angespannt, als er Gerald von der Straße schob. »Ich trau Fremden nicht mehr. Versteck dich!«
    Durch die Zweige eines Gebüschs hindurch beobachteten sie drei Reiter, die mit verhängten Zügeln vorbeipreschten.
    »Die beiden da

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