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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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»Schau, da ist es trocken, da können wir ein Stück weit in den See hinausgehen.«
    »Da ist es nass!«
    »Ach Unsinn!« Sie griff nach seiner Hand und zerrte daran.
    Ein Schauer unbekannter Gefühle durchlief ihn. »Da ist es nass!«, wiederholte er heiser.
    »Trocken!«
    Fridrun setzte den rechten Fuß auf einen hellen Fleck und zog Gerald mit sich. »Ihh!« Sie lachte hell auf, als sie bis zu den Knöcheln im Uferschlamm versanken.
    Gerald stieß einen Schrei aus. »Nass! Ich hab dir doch gesagt, dass es nass ist! Warum kannst du nicht vernünftig sein und …«
    Lachend hüpfte sie zurück ans Ufer. »Jetzt hab dich nicht so. Das ist bloß Wasser.«
    »Das in meinen Schuh gelaufen ist.« Er warf ihr einen finsteren Blick zu, doch als er ihr vergnügtes Gesicht sah, schüttelte er nur den Kopf. »Ach, was soll’s. Gehen wir ein Stück? Da hinten am Seeausläufer ist ein kleiner Hain.« Er zog sie ein Stück näher. Ihr Körper war warm und verlockend. Plötzlich konnte er sich nicht mehr beherrschen. Er beugte sich vor und küsste sie schüchtern auf die Wange.
    »Oh, Herr Schmied!« Sie blieb stehen und sah ihn mit glänzenden Augen an. Ihre weichen Rundungen drückten sich gegen seinen Brustkorb. Sie legte den Kopf zurück und lächelte. Unbeholfen drückte er die Lippen auf ihren Mund und löste sich dann hastig von ihr. In Fridruns Augen stand ein heimliches Leuchten. »Du hast noch nie geküsst, oder?«
    »Ich bin ein anständiger Mann!«
    »Das will ich hoffen.« Sie fuhr ihm mit der Hand durch die Haare. »Und ich bin ein anständiges Mädchen. Egal, was man dir über mich gesagt hat.«
    »Das weiß ich doch!« Er beugte sich vor und drückte sie fest an sich. Doch gerade, als er sie küssen wollte, schob sie ihn von sich und legte den Zeigefinger an die Lippen. Stimmen drangen zu ihnen herüber. Sie verständigten sich mit einem kurzen Blick und schlichen näher und kauerten sich in den Schatten einer mächtigen Trauerweide.
    »Das ist doch der Junker!«, zischte Gerald. »Und die Nonne!«
    »Psst!«
    »… das wirklich tun?«, hörten sie Agnes sagen.
    »Du hast es immer gewusst!« Ludowigs Stimme klang gepresst. »Ich liebe sie!«
    Gerald konnte ihre Schatten zwischen den Bäumen erkennen.
    »Liebe, ha! Du willst doch nur ihr Land!«
    Sie sahen, wie Agnes die Hand hob, als wolle sie den Junker schlagen.
    Er fasste nach ihrem Handgelenk und hielt es fest. »Agnes, ich habe dich nie belogen! Jetzt verdirb nicht alles! Die Welfen wollen das Land, und ich will es auch. Wendelgard wird es mir danken. Und du …«
    Agnes schüttelte ihn ab. »Ich habe nichts davon. Und das wissen wir beide.«
    Sie schwiegen. Gerald drehte sich zu Fridrun um. »Lass uns gehen!«
    »Warte noch.«
    »… Morde zu tun?«
    »Wo denkst du hin! Bei Gott, nein! Die Mörder des Schmieds sind überführt worden, und der Knappe des Grafen ist seinen Wunden erlegen.«
    »Ich glaube dir, Ludowig. Ich muss dir glauben.« Sie schlug die Hände vor das Gesicht. »Wer bist du, Ludowig?«
    »Vertrau mir einfach, Agnes.« Er zog ihre Hände herunter. »Wir sollten zurückgehen, nicht dass der Bischof dich noch vermisst. Auf den müssen wir achtgeben!«
    Agnes nickte stumm. »Pass auf dich auf«, flüsterte sie plötzlich rau. »Ich bin schon verloren.«
    »Red keinen Unsinn!« Er zog sie an sich, aber sie schob ihn mit beiden Händen zurück.
    Gerald nutzte den Augenblick, um Fridrun an der Schulter zu packen. »Wir gehen jetzt! Ich bring dich zurück zur ›Buche‹, ja?«
    Sie nickte kurz.
    Lautlos schlichen sie über den glänzenden Kies. Erst als sie die Lichter des Dorfes sahen, wagten sie aufzuatmen.
    »Der Junker und die Nonne!«, murmelte Fridrun. »Wer hätte das gedacht.«
    »In der Tat. Komm, ich … um Gottes willen, ich muss weg. Ich bin verabredet.«
    »Ach?«
    Er lachte leise. »Mit einem Mönch, Fridrun. Nur mit einem Mönch!«
    »Dann solltest du ihn nicht warten lassen.«
    Hand in Hand gingen sie zurück. An der Schwelle zur Schänke blieben sie stehen. Ihre Blicke tauchten ineinander. Erst als er sie umarmen wollte, trat sie einen Schritt zurück. »Nein, Gerald, ich bin keine Hure. Du wirst schon um mich werben müssen. Richtig um mich werben.«
    Mit einem Blick über die Schulter schlüpfte sie durch die Tür.

9
    »Ich versteh das nicht!« Eckhard ging unruhig vor dem Altar der Leutkirche auf und ab. Sein Schatten zeichnete sich im Licht der Kerzen übergroß an der Wand ab.
    »Eckhard, beruhige dich«, seufzte Salomo

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