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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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langsam anzukleiden, während draußen das Grau einem zarten Rosaschimmer wich.
    »Du wirst alt, Salomo«, murmelte er. »Und du verträgst nichts mehr. Vielleicht hat Eckhard doch recht und ich trinke zu viel.«
    Er küsste das Kreuz, das um seinen Hals hing, und tastete mit der Hand unter das Laken. Ein ungesunder Grauton überzog das ohnehin blasse Gesicht des Bischofs. Er riss die Decke zurück und wuchtete den Strohsack beiseite.
    »Bei Gott und allen Heiligen!«, schrie er auf. »Das ist unmöglich!«
    Die Kopfschmerzen waren vergessen. Er ließ sich auf die Knie nieder und versuchte, die Dunkelheit unter dem Bett mit bloßem Auge zu durchdringen. Schließlich zerrte er die Bettstatt beiseite, doch die Spange blieb verschwunden.
    Salomo presste die gefalteten Hände gegen die Stirn und blieb in der Mitte des Zimmers stehen. Seine Brust hob und senkte sich schwer. Plötzlich drehte er sich ruckartig um und stürmte aus dem Zimmer. Die Gänge waren immer noch still und verlassen, als er Wendelgards Kemenate erreichte und mit der geballten Faust gegen die Tür hämmerte. »Wendelgard!«
    Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet, und ein hübsches Gesicht löste sich aus der Dunkelheit.
    »Fridrun?«
    »Herr?«
    Die beiden sahen sich verwundert an. Der Bischof fasste sich als Erster. »Du bist schon hier?«
    »Sie kam heute zur letzten Stunde der Nacht. Guten Morgen, Salomo.« Wendelgard war hinter der jungen Magd aufgetaucht und scheuchte sie jetzt mit einem kurzen Wink beiseite. »Du wirkst erregt. Und … krank? Bist du krank? Setz dich doch!«
    Sie trat beiseite, während Fridrun eilfertig einen Stuhl heranzog. Salomo schüttelte den Kopf. »Ist außer ihr noch jemand auf die Burg gekommen? Bittsteller? Fahrende? Irgendjemand?«
    »Nicht, dass ich wüsste.« Wendelgards Stirn legte sich in Falten. »Warum fragst du?«
    »Nur so. Vergiss es einfach.«
    »Brauchst du Fridrun noch? Ich wollte sie eben zu Agnes schicken. Sie hat das Frühgebet versäumt. Das sieht ihr gar nicht ähnlich.«
    »Wie? Nein, lass dich nicht aufhalten, Kind.« Der Bischof tätschelte Fridrun abwesend die Wange, dann ließ er sich auf den Stuhl fallen, während sie aus dem Zimmer schlüpfte.
    Wendelgard musterte den Bischof besorgt. »Du siehst wirklich elend aus?« Sie ließ die Worte wie eine Frage klingen.
    »Ich hatte keine gute Nacht. Wendelgard, sind all deine Bediensteten vertrauenswürdig?«
    »Aber ja!«
    »Und das Mädchen? Fridrun? Welchen Eindruck hast du von ihr?«
    »Einen guten. Du hast sie mir doch selber empfohlen.« Wendelgard lachte verwirrt auf. »Ich habe sie Gudrun unterstellt. Und hier kann sie putzen. Einfache Arbeiten für den Anfang. Wieso fragst du?«
    Ein leises Klopfen unterbrach das Gespräch. Die junge Magd streckte ihren Kopf herein. »Herrin?«
    »Nun? Wo ist Agnes?«
    Fridrun trat von einem Fuß auf den anderen. Der durchdringende Blick des Bischofs verunsicherte sie zusehends. »Ich kann sie nicht finden. Ich … ich bin auch in ihr Zimmer gegangen.«
    »Es war unverschlossen?«, fragte Wendelgard erstaunt.
    »Ja. Und ihr Bett war unberührt.«
    Wendelgard sog die Unterlippe zwischen die Zähne und nagte darauf herum. »Das ist sonderbar. Was kann sie …«
    Sie unterbrach sich, als Salomo heftig aufstand. »Ich werde der Sache nachgehen. Du bleibst in deinem Zimmer, Inkluse. Fridrun, der Verwalter soll die Burg durchsuchen lassen. Wendelgard, wo ist Ludowig?«
    »In seinem Zimmer, denke ich. Was …«
    »Ich möchte mich nicht wiederholen. Schließ dich am besten ein«, unterbrach Salomo sie schroff. »Was stehst du noch herum, Mädchen?« Er trieb Fridrun vor sich her aus dem Zimmer. Auf dem Gang rief er sie noch einmal zurück. »Du bist zu Fuß gekommen? Durch den Wald?«
    »Ja, Herr.«
    »Bist du jemandem begegnet?«
    »Nein, Herr. Oder doch, ein Mönch ist mir entgegengekommen. Er hat die Burg verlassen.«
    »Eckhard«, murmelte der Bischof. Dann befahl er: »Schau mich an.« Fridrun gehorchte. Sie zuckte nicht einmal zurück, als er ihr Kinn hart mit der Hand umschloss und ins heller werdende Morgenlicht drehte. »Nein«, sagte er endlich und ließ sie los. »Diese Augen sind nicht falsch. Lauf, Mädchen«, befahl er milder und sah ihr nach, als sie ihren Rock raffte und über den Gang rannte.
     
    Auch Ludowigs Gesicht wirkte bleich und übernächtigt, als er wenig später im Speisesaal erschien, in dem der Bischof im Stehen ein eiliges Frühstück einnahm. Gudrun zog sich sofort unter tiefen

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