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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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etwas mit dem Mord an dem alten Schmied zu tun haben. Aber eine Hure …« Er schüttelte verärgert den Kopf.
    »Jedes menschliche Wesen verdient Respekt«, widersprach Salomo. Auch sein Tonfall war schärfer geworden.
    »Respekt ist nicht das Gleiche wie die Aufmerksamkeit meines Aufsehers.«
    Salomo wollte etwas erwidern, doch ein Gähnen zwang ihn zum Innehalten.
    »Ich langweile Euch?«
    »Der Abt ist müde, Junker!«, zischte Eckhard.
    »Das bin ich auch.«
    »Dann sollten wir diese Besprechung beenden!«, unterbrach Salomo mit einem müden, beschwichtigenden Kopfschütteln. »Geh du auch, Eckhard. Vergiss nicht, dass du morgen nach …«
    »Konstanz reisen musst, ich weiß«, fiel Eckhard dem Bischof hastig ins Wort. »Wegen dringender Amtsgeschäfte, Junker.«
    »Da habt Ihr einen langen Weg vor Euch, Bruder.«
    »Geht jetzt!« Salomo massierte seine Schläfen und gähnte erneut. »Lasst mich allein.«
    »Eine gute Nacht wünsche ich Euch, Fürstbischof.« Ludowig verneigte sich und ging rasch aus dem Zimmer.
    Eckhard musterte den Bischof besorgt. »Kann ich Euch allein lassen?«
    »Ja, Eckhard. Ich brauche nur Schlaf. Der Wein …«
    Der Mönch schüttelte missbilligend den Kopf, sagte aber nichts.
    »Komm in meine Jahre, dann verstehst du die Sünden des Alters besser!« Salomo wollte aufstehen, aber er strauchelte und sackte schwer auf den Stuhl zurück.
    Eckhard war sofort an seiner Seite. »Lasst mich Euch zu Bett bringen, ehrwürdiger Abt.«
     
    Agnes biss die Zähne aufeinander. Die Kälte der Steine drang durch ihren dünnen Nonnenhabit. Dennoch wagte sie nicht, sich von der Mauer zu lösen. Der Bischof und sein Sekretär waren eben in der Kammer verschwunden. Salomo hatte sich kaum auf den Füßen halten können. In der Dunkelheit lächelte Agnes humorlos. Natürlich hatten die Kräuter ihre Wirkung getan. Noch einmal musste sie an die klugen, warmen Augen des Bischofs denken, aber sie verdrängte den Gedanken gewaltsam. In diesem Augenblick schloss Eckhard die Tür zu Salomos Zimmer und ging auf dem gleichen Weg zurück, den er gekommen war. Sie presste sich noch enger an die Wand und hielt den Atem an. Der Schatten des Mönchs tanzte über die Steine. Agnes zählte langsam bis zwanzig, dann schlich sie zu Salomos Zimmer und presste das Ohr gegen das dicke Holz. Gleichmäßiges Schnarchen war zu hören. Vorsichtig drückte sie die Tür auf, der schwache Duft von Kräutern und der rußige Geruch einer erloschenen Kerze schlugen ihr entgegen. Der Raum lag in einem matten Zwielicht. Obwohl sie fest auf die Wirkung ihrer Kräuter vertraute, schlug ihr Herz heftig. Vorsichtig tastete sie sich zum Stuhl, auf dem die Kleider des Bischofs lagen. Ihre Finger glitten über die weichen Stoffe. Ein Stich von Neid durchzuckte Agnes, der sich in Enttäuschung auflöste.
    »Wo würdest du es verstecken?« Sie biss die Zähne aufeinander, bekreuzigte sich und näherte sich dem Bett. Dort kniete sie nieder, doch da war nichts außer dem leeren Nachtgeschirr.
    »Ganz ruhig!«, flüsterte sie, während sie die Hand ausstreckte und unter das Kissen schob. Wieder nichts.
    »Gott vergib mir!«, stöhnte sie leise. »Gott vergib mir.«
    Mit zusammengekniffenen Augen hob sie die Bettdecke an. Ihre Hand streifte die warme Haut des Bischofs und das Kreuz, das er an einer Kette um den Hals trug. Salomos Schnarchen setzte kurz aus, um dann in einem Stakkato wieder anzuheben. Sie zuckte zurück, als hätte sie sich verbrannt. Im Licht des durch die Fenster einfallenden Mondes versuchte sie, sich neu zu orientieren. Sie atmete flach.
    »Denk nach, Agnes! Ich muss sie finden. Für Ludowig.«
    Der Mond malte helle Flecken auf die Decke. Wieder hielt sie den Atem an, doch diesmal nicht aus Furcht. Sie kniete sich neben das Bett und ließ ihre Hände unter die Betttücher auf dem Holzgestell gleiten. Plötzlich stießen ihre Finger auf Widerstand. Sie schlossen sich krampfhaft. Kaltes Metall bohrte sich in ihre Hand.
    Salomo gab krächzende Geräusche von sich, drehte sich auf die Seite und schlief mit scharrenden Atemzügen weiter.
    Agnes presste den Gegenstand an die Brust und floh aus dem Zimmer, ohne sich umzusehen. Im Schein der Fackel öffnete sie ihre Hand. Gold schimmerte auf.
    »Ich danke dir, Herr!«
     
    »Ludowig, mach auf!«
    »Was willst du?« Ludowig riss die Tür auf und sah Agnes aus rot geränderten Augen an. Sie drängte sich wortlos an ihm vorbei. Ihre Hand streifte seinen Arm, aber er wich zurück. »Lass das.

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