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Die Herrin der Flammen

Titel: Die Herrin der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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morastigem Altar er manchmal betete, daß er allein nach Haus gekommen war, als er sich auf Hände und Knie stützte und mit seinem Gürteldolch den Qualen des zitternden Jungen ein Ende machte.
    Die Taktiken des 3. Kommandos sollten Furcht einflößen, das wußte er, aber es änderte nichts daran, daß er sich übergeben mußte. Es trug auch nicht zur Verbesserung von Zips Zustand bei, daß es nicht länger als eine halbe Stunde hätte dauern können, bis der Posten verblutet wäre. Syncs Leute beobachteten ihn wahrscheinlich aus der baufälligen Hütte, die Zip seinen Stützpunkt nannte.
    Sync, der Führer des 3. Kommandos, sagte ruhig hinter ihm: »Hast du einen Augenblick Zeit, Söhnchen? Ein paar Leute möchten mit dir reden.«
    Den ganzen Winter hindurch hatten Syncs Leute Zip nicht belästigt, hatten Freundschaft vorgetäuscht, hatten die VFBF sich selbst überlassen, solange sie hin und wieder einem Vorschlag des kaltblütigen Führers des 3. Kommandos folgten.
    Doch damals war Rede von einem Bündnis gewesen – bevor Theron Freistatt besucht hatte; bevor Zips Faktion zu viele Freistätter rekrutiert hatte; bevor irgendein Idiot unter ihnen die S’danzo Illyra bedrängt und ihr Kind getötet hatte; bevor ein für Straton bestimmter Pfeil vor Zips Tür gelegt worden war; bevor Kama Zips Bett verlassen und sich mit Fackelhalter, dem Palastpriester, zusammengetan hatte; bevor Zip sich bei Jubal unbeliebt gemacht hatte; bevor die Dinge zu verdammt kompliziert geworden waren, weil Zip das Gebiet nicht halten konnte, das er auf der anderen Seite des Schimmelfohlenflusses erobert hatte, ein Gebiet, an dem er nie interessiert gewesen war.
    »Mit mir reden? Nennst du das Reden?« Zips Stimme zitterte, aber Sync würde nicht erkennen, ob aus Zorn oder Angst. In diesem Moment hätte Zip das selbst nicht zu sagen vermocht.
    Hände und Knie blutverschmiert, dachte Zip, daß es das nun wohl war: der Tod, den er verdient und den er sich nur zu oft ausgemalt hatte. Er fragte sich, ob es eine Klinge von hinten sein würde, die das Reden übernahm. Syncs sagte mit dem rankanischen Akzent neben ihm: »Ja, reden, das stimmt. Wenn dein Mann hier geredet und nicht gleich zugeschlagen hätte, würde er jetzt noch leben.« Behandschuhte Finger langten zu ihm hinunter. Das Armband über den Handschuhen zeigte die Insignien des 3. Kommandos aus makellos poliertem Silber – ein sich aufbäumendes Pferd mit Pfeilen zwischen den Zähnen.
    Sogar Theron, der durch die Schwerter des 3. Kommandos auf den Thron gekommen war, wollte die Einheit auflösen oder sie zumindest heftiger an die Kandare nehmen. Das war der Grund, meinten manche, weshalb Tempus, der sie gegründet hatte, sie wieder zurückbekam: niemand sonst vermochte sie zu lenken. Ohne eine starke Hand an der Spitze würden sie einen rankanischen Kaiser nach dem anderen niedermetzeln und den Thron jeweils an den höchsten Bieter versteigern – Zip hatte gehört, wie Sync und Kama darüber Witze machten, als sie betrunken waren.
    Zip ließ zu, daß Sync ihm aufhalf, und versuchte, das klebrige Blut von den Händen zu wischen. Er stritt nicht mit Sync wegen des toten Postens. Man stritt nicht mit Sync, jedenfalls nicht über jemanden, der sich nicht mehr lebendig machen ließ.
    Die übrigen kamen nun zum Vorschein; es waren mindestens zwanzig Kämpfer.
    Eine Faust schien auf Zips Magen zu drücken, als er Kama im Kampfanzug sah, auf dessen hartem Leder die Insignien des Kommandos sich in Rot über der rechten Brust abhoben.
    Er war nicht fertig mit ihr, würde es nie sein. Er sagte: »Also, hier bin ich. Redet!« Er stellte fest, daß seine Zunge schwer war.
    Als endlich das Bild des niedergemetzelten Jungen verschwand, erkannte er, daß um sie herum die Führer anderer Oberstadtbanden waren: Critias, ein Untergrundmann der Heiligen Trupps, der sich selten in Uniform sehen ließ; Straton, sein breitschultriger Partner, der Hexenliebhaber; Jubal, so schwarz wie Ischades Umhang und mit noch finstererer Miene; Walegrin, der Standortkommandant und Bruder der S’danzo, dessen Kind Zips Männer getötet hatten; und eine blonde Frau, die er nicht kannte, mit Lederharnisch und einem Vogel auf der Schulter.
    Er sollte wachsam sein – eine Versammlung dieser Art hatte sich nicht für etwas so Unwichtiges wie seine Hinrichtung eingefunden. Aber immer wieder wanderte sein Blick zu Kama zurück, und das Bild ihres Vaters schob sich vor diese Frau, die ihn Dinge über die Liebe gelehrt

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