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Die Herrin der Flammen

Titel: Die Herrin der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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hinter ihr herbeischlichen und mit leisem Scharren ihre Klingen aus den Scheiden zogen. Sie trugen keine Armbänder, gehörten demnach also nicht zu Zips Leuten. Aus ihrer Lumpenkleidung schloß sie, daß es Moruths Männer waren.
    Moruth – der Bettlerkönig – war einer der Faktionsführer, der es gewagt hatte, sich der VFBF zu widersetzen. Nun, sie war nicht nach Abwind gekommen, um Moruths Gunst zu gewinnen. Es war Seines Bettelkönigs Pech, daß die Absicht sie hierhergeführt hatte, Zip zu becircen.
    Sie machte sich gar nicht Mühe, sich nach den zweien hinter ihr umzudrehen. Ihr Atem und ihr ständiges Scharren mit den Füßen verrieten ihr genau, wo sie standen. »Ihr gebt die passenden Opfer ab«, sagte sie hart. »Ich werde euer Blut dem Führer der VFBF als Trankopfer darbieten.«
    Der Mann, der als erstes gesprochen hatte, erbleichte, aber er wich nicht zurück. »Du gehörst zu den Vobfs?« fragte er mißtrauisch. »Du trägst kein Band um den Arm.«
    »Verunstaltet die Seide«, antwortete sie. Sie wartete und forderte sie mit hochmütigem Blick auf, entweder ihren Zug zu machen oder ihr aus dem Weg zu gehen.
    »Sie muß sich für ziemlich gut mit dieser Klinge halten«, sagte einer hinter ihr.
    Chenaya hatte keine Lust, noch mehr Zeit zu vergeuden. »Paßt gut auf«, sagte sie ungeduldig. »Ich gebe Geschmeiß nicht oft Unterricht.« Ein gedämpfter Aufschlag war zu hören, dann ein Stöhnen der Verblüffung und Furcht, als der Wurfstern sich in den Hals des ersten grub. Sein Schwert fiel in den Schmutz und seine Leiche hinterher.
    Noch ehe der Wurfstern einschlug, hatte Chenaya ihr Schwert gezückt. Brüllend schwang sie es gegen den Mann rechts vor ihr. In entsetzlicher Furcht riß er sein Schwert hoch, um seinen Kopf zu schützen. Ihre Klinge krachte zweimal von oben gegen seine, dann schwang sie im Bogen hinunter und schlitzte seinen Bauch auf. Beim Rückwärtsschwung schlug sie ihm das Schwert aus der Hand und trennte dabei ein paar Finger ab.
    Sie hatte keine Zeit zuzusehen, wie er fiel. Sie wirbelte herum, duckte sich zur Abwehrhaltung, aber ihre Gegner waren Bettler, keine kampferprobten Krieger. Sie konnte nur noch ihre Rücken sehen, als sie hastig Schutz unter der Brücke suchten. Lachend warf sie einen zweiten Stern. Ein gellender Schrei zerriß die Luft, einer der zwei fliehenden Bettler stürzte kopfüber den Uferhang hinunter und in den Fluß. Vor Schmerzen brüllend zog er sich dann aufs Ufer und schleppte sich hinter seinem Kameraden her.
    Wieder lachte sie – es war ein bitterer, herausfordernder Laut, der in ihrer Kehle schnarrte. Als sie über die Schulter blickte, sah sie gerade noch, wie die Straßenbahn-Gel, die von der anderen Brückenseite aus zugeschaut hatten, wie Schatten in der Sonne dahinschwanden. Auch auf der Abwinder Seite zogen sich ungewollte Zeugen hastig in Gassen und Eingänge zurück. Chenaya bückte sich, um ihre Klinge an den Lumpen eines Toten abzuwischen, dann hob sie ihren ersten Stern auf und säuberte auch ihn.
    Zweifellos würde Zip rasch alles erfahren. Das war ihre Absicht gewesen. Deshalb war sie auf diese Senkgrubenseite der Stadt gekommen. Sie steckte den Gladius zurück in die Scheide und schritt weiter, ohne noch einen Gedanken an die Toten zu verschwenden, die sie zurückgelassen hatte.
    Komm zu mir, Zip! dachte sie beschwörend. Komm zu mir!
    Es gab Häuser in Abwind, die sich als Schenken ausgaben. Doch nur Mama Bechos konnte sich wirklich als eine ausweisen. Trotzdem gab es Säufer in Freistatt, die sich nicht herablassen würden, auch nur auf ihre Schwelle zu spucken, geschweige denn zu trinken, was dort angeboten wurde.
    Chenaya trat durch den niedrigen, türlosen Eingang. Ihre Augen paßten sich rasch dem Halbdunkel an. Dutzend Augenpaare drehten sich nach ihr um und musterten sie. Das waren völlig andere Gäste als die Kunden des Wilden Einhorns. Im Einhorn waren die Mienen drohend oder verschwörerisch oder gleichgültig. Die Gesichter hier im Mama Bechos drückten nur Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit aus.
    Chenaya dachte an die Männer, die sie an der Brücke hatten ausnehmen wollen. Sie hatten ihr Gold gewollt und dafür bezahlt. Sie sah hier im Mama Bechos Männer, die dasselbe getan und den Tod, den sie gab, begrüßt hätten. Warum auch nicht? Für ihresgleichen hatte das Leben wenig zu bieten, wenig, woran sie hingen.
    »Willst du was, Schätzchen, oder bist du bloß wegen der schönen Aussicht hier?« Ein Berg von einer Frau in

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