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Die Herrin der Flammen

Titel: Die Herrin der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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nicht ganz der Drahtzieher, für den er sich hält.«
    Zip lehnte sich über das Schankbrett und blickte sie lange an. »Ich würde ihm das nicht sagen – ich nicht.«
    Er hatte ein nettes Gesicht, stellte sie fest. Jung und fest, von einem Schopf dunklen Haars gekrönt. Schweißspuren durchzogen seine Stirn und Wangen, und um seinen Hals waren Schmutzringe zu sehen. Er roch, aber es war männlicher Moschusgeruch, nicht der Gestank von Abwind. Sie blickte herausfordernd in seine Augen und lächelte.
    »Oh, ich habe ihn gewogen«, sagte sie, »und für zu leicht befunden.«
    »Er hört die Stimme des Sturmgotts«, warnte Zip mit angespanntem, rätselhaftem Lächeln.
    »Und ob er Stimmen hört!« Sie faßte eine Falte seines Kittels und zog sein Gesicht näher zu sich heran.
    Verschwörerischen Tones wisperte sie, doch trotzdem laut genug, daß alle, die es hören wollten, auch hören konnten. »Aber der Sturmgott?« Sie zuckte bedeutungsvoll die Schulter. »Ganz im Vertrauen, ich vermute, daß er nur ein verrückter, ganz gewöhnlicher Wahnsinniger ist. Er benutzt diese sogenannten Stimmen, um seine Sonderbarkeiten und Irrtümer zu entschuldigen. Man kann ihm schließlich nicht die Schuld geben – und er braucht die Verantwortung für seine Handlungen nicht zu übernehmen –, wenn ihn Gottesstimmen zwingen. Er ist nur ein armes Avatar.«
    Chenaya glaubte das nicht wirklich. Sie zweifelte nicht daran, daß Tempus mit den Sturmgöttern verbunden war. Ihre eigene Erfahrung mit Savankala war Beweis genug, daß es solche Gott-Mensch-Verbindungen tatsächlich gab. Trotzdem war es ein herrliches Gefühl, ein solches Gerücht in die Welt zu setzen.
    Zip hob den Krug, den Mama Becho vor ihn hingestellt hatte. Er nahm einen tiefen Schluck und betrachtete Chenaya über den Krugrand, dann stellte er den Krug zwischen sie. »Du hast eine Menge Geld weggeworfen, um mich zu finden, Mädchen«, sagte er schließlich. »Warum? Doch nicht bloß, um über den Geheimnisvollen zu klatschen.«
    Sie bedachte ihn mit einem Unschuldsblick, griff nach seinem Krug und leerte ihn. »Ich will wirklich über Tempus reden«, versicherte sie ihm. »Zumindest über einen Vorschlag, den er mir gemacht hat.«
    Sie winkte ihn wieder näher heran. »Dein Geheimnisvoller möchte, daß ich die Kontrolle über deine VFBF übernehme. Er glaubt, daß ich eine wirkungsvolle Verteidigungstruppe daraus machen kann, um seine Stiefsöhne und das 3. Kommando abzulösen, wenn er mit ihnen aus Freistatt abzieht.«
    Ein Hauch Röte färbte Zips Wangen. Er richtete sich auf und wich einen Schritt von ihr zurück. »Du treibst gefährliche Spiele, Rankanerin.« Seine Augen funkelten. »Du willst also alles übernehmen? Bildest du dir ein, daß das so einfach ist?« Er grinste sie spöttisch an.
    Sie holte mit der Faust nach seinem Gesicht aus. Zip hob den Arm, um zu parieren. Aber ihr Zug war nur eine Finte gewesen. Sie fing seinen Arm am Ellbogen, zog und trat gegen seinen Fuß, als er um sein Gleichgewicht kämpfte. Zip fiel und landete benommen auf dem Fußboden. Sie setzte sich rittlings auf seine Brust und legte die Spitze eines ihrer Stiefeldolche ganz leicht an seine Kehle.
    Dann lächelte sie Zip an, und plötzlich preßten sich ihre Lippen auf seine. Es lag Kraft in ihrem Kuß; und es überraschte sie absolut nicht, als er ihn zu erwidern begann. Sie setzte sich auf, wischte sich den Mund ab und grinste.
    »So einfach ist es, Zip, mein Schatz«, versicherte sie ihm. »Und Tempus weiß es. Deshalb ist er an mich herangetreten.« Sie fuhr mit den Fingern durch sein zerzaustes Haar und küßte ihn erneut.
    Als sie sich aufsetzte, stieß die Spitze ihrer Klinge blitzend hinunter und bohrte sich tief in die Dielen neben Zips Ohr. Sie ließ sie dort auszittern, während sie die Bänder am Hals seines schmutzigen Kittels öffnete. »Aber ich bin nicht daran interessiert, deinen kleinen Verein zu leiten«, wisperte sie, »und was Tempus will, ist unwichtig.« Sie zog die Nägel sanft über die nun unbedeckte Stelle seiner Brust. »Ich habe jedoch ein paar eigene Vorschläge. Möchtest du sie hören?«
    Seine Augen verrieten so viel: Unsicherheit, Trotz, Neugier, Begehren – und das alles unter einer Maske der Gleichgültigkeit. Er holte Luft. »Sieh verdammt zu, daß du von mir runterkommst!« Der Dolch zitterte noch neben seinem Ohr. Er hätte versuchen können, danach zu greifen – sein Blick war jedenfalls zu ihm gehuscht –, aber er tat es nicht.
    Sie

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