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Die Herrin der Flammen

Titel: Die Herrin der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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sich nicht und gab auch keinen Laut von sich. Sie hielt den Atem an, klammerte die Finger um den Sattelknauf und schwang sich rasch in den Sattel. Das Pferd zitterte, und seine Ohren zuckten. Chenaya wartete kurz, dann machte sie es sich im Sattel bequem und lächelte.
    Mit einem Ruck flog ihr Kopf in den Nacken. Ihr Rückgrat bog sich nach hinten, peitschte dann nach vorn. Ihr rechtes Bein wurde aus dem Sattel gestoßen, und das Knie schlug ihr ins Auge.
    Die Welt drehte sich wie verrückt. Waren diese blitzenden Sterne am Himmel oder in ihrem Kopf? Sie drückte mit den Schenkeln, so fest sie nur konnte, klammerte sich mit einer Hand an den Sattel, mit der anderen an die Zügel.
    Ein metallisches Quietschen war zu hören, dann ein Krachen. Das Pferd stolperte und torkelte und zerstörte Ischades Zaun und Gartentür. Es bäumte sich auf und hämmerte mit den beschlagenen Hufen auf das verbogene Schmiedeeisen ein. Dann bäumte es sich aufs neue auf, raste davon und prallte gegen einen kräftigen Baum.
    Es taumelte zurück und stierte mit großen, feuchten Augen auf das unverschämte Hindernis. Benommen, verwirrt machte es einen Schritt zur Seite, dann einen zweiten und blieb stehen.
    Chenaya zögerte. Sie hatte Angst, den Sattel oder Zügel loszulassen. Ihr Herz donnerte gegen die Rippen. Blut sickerte über ihr Kinn, sie hatte sich in die Lippe gebissen. Kurz ließ sie den Sattel los und massierte den schmerzenden Rücken. Der Atem, den sie viel zu lange angehalten hatte, zischte durch ihre Zähne. Sie blickte zurück zu Ischades Zaun, lachte leise und streichelte den kräftigen Nacken des Tros.
    »Das hat recht spaßig ausgesehen. Mach’s noch mal.«
    Chenaya war die Stimme inzwischen vertraut. Sie hob die Augen, um nach dem Beobachter Ausschau zu halten. Er hockte auf einer bequemen Astgabel des Baumes, gegen den der Tros gerannt war.
    »Weiß der Geheimnisvolle, daß du sein Pferd stiehlst?« fragte Zip spöttisch.
    Sie drückte einen Finger auf die Lippen und schaute schnell zu Ischades dunklen Fenstern zurück. »Ich glaube, dazu ist er zu beschäftigt, der Vampirfrau näherzukommen, wenn du weißt, was ich meine.« Sie bemühte sich um den gleichen leichten Ton. »Was hast du heute nacht vor? Wie wär’s, wenn wir zusammen was unternehmen?«
    Zip baumelte abwesend mit den Beinen, ganz so, wie sie es am Pier getan hatte.
    Er rieb sein Kinn, ein kaum erkennbarer Schatten gegen den Sternenhimmel. »Nichts, was ich lieber täte. Es war ziemlich langweilig«, sagte er in affektiertem Rankene. »Man kann dir so leicht folgen.«
    »Wenn ich es möchte«, bestätigte sie. »Ich nahm an, daß du mich nicht aus den Augen verlieren willst.« Sie spähte hinauf und mußte den Kopf zurücklegen. Sie fragte sich, was ihm durch den Kopf ging, während er sich auf die Astgabel stellte. Sie bewunderte seinen Mut, wenn auch nicht gerade seine Vernunft, als er zu balancieren begann.
    »Zusammen, hast du gesagt?«
    Sie streichelte den Tros wieder. »Was hältst du von einem Ritt?« Sie grinste breit. Zip trug die Schatten wie einen Umhang, während sie in Sabellias Licht eingehüllt war. Sie wußte, daß er ihr Grinsen sehen konnte. »Du kannst mir bei dem Streich helfen, den ich Tempus Thaies spiele. Aber überleg es dir rasch.« Wieder warf sie einen Blick über die Schulter zu dem verdunkelten Haus. Sie fragte sich, weshalb der Krach niemanden herausgelockt hatte. Aber sie wollte nicht warten, es herauszufinden – Zips wegen. »Das ist hier eine verrufene Gegend, wie ich hörte, und eine Dame muß auf ihren Ruf achten.«
    »Erwartest du, daß ich mich hinter dich setze?« fragte er skeptisch. »Nach allem, was ich gerade gesehen habe?«
    Chenaya beugte sich vor und kraulte das Pferd zwischen den Ohren. »Keine Angst. Wir sind inzwischen die besten Freunde, nicht wahr, Pferdchen?« Der Tros widersprach nicht.
    Zip zauderte. Sie fragte sich, ob er überhaupt schon einmal geritten war, oder ob er Angst hatte, weil es Tempus’ Pferd war, zu dessen Diebstahl sie ihn einlud. Sie konnte auf jeden Fall nicht warten, bis er den Mumm dazu fand. Dismas hatte ihr versichert, daß Tempus in Ischades Haus war. Vielleicht schlüpfte er gerade in diesem Augenblick in seine Hose und langte nach seinem Schwert…
    Sie blies Zip einen Kuß zu. »Bedauere, Liebster. Es ist entweder ja oder nein, aber keine Zeit zu überlegen – so ist es bei mir.« Sie raffte die Zügel mit beiden Händen. »Aber wie wär’s mit morgen nacht?« Sie versetzte

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