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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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ahnte, dass Ihr kommen würdet, sobald die Feierlichkeiten vorbei sind.« Wipo lächelte und bat sie, ihm zum Tisch zu folgen.
    »Ich habe gestern Nacht schon Licht hier oben flackern sehen«, sagte Uta und deutete auf das geöffnete Fenster, durch das die ersten Sonnenstrahlen drangen. »Habt Ihr die ganze Nacht gelesen?«
    »Gelesen und gelernt«, gab Wipo zurück. »Und dabei bin ich auf etwas Interessantes für Euch gestoßen.« Er zeigte auf den Tisch vor sich, der von Schriften übersät war. »Zwei von acht Büchern der Chronik des Merseburger Bischofs Thietmar haben tatsächlich den Weg hierher in den Süden gefunden.« Beeindruckt begutachtete Uta die Pergamente. Sie waren vor noch nicht allzu langer Zeit beschrieben worden und weder mehrmals abgekratzt noch vom vielen Wenden brüchig.
    »Die Chronik berichtet über die Reichspolitik und Geschehnisse in Merseburg, im Ostreich und die Italienzüge während der gesamten Amtszeit Kaiser Heinrichs«, sagte Wipo.
    »Thietmar von Merseburg muss politisch sehr gut unterrichtet gewesen sein, aber ich konnte bisher leider nur das erste Buch lesen.«
    »Das ist genau das, wonach ich suche«, sagte Uta erfreut.
    Der Kaplan lächelte. »Wenn ich nach Italien ziehen würde und eine Königin meinen Rat schätzte, würde ich auch versuchen, als Erstes aus den Erfahrungen anderer zu lernen.«
    »Ihr wisst stets als Erster, wo die richtigen Dinge zu finden sind. Ihr seid wahrhaft ein Fr…«, Uta stockte, »… wahrhaft ein Zauberer«, verbesserte sie sich.
    »Ihr werdet von Begebenheiten lesen, die uns für unsere Reise nach Rom und in Rom dienlich sein können«, sagte Wipo noch, bevor er sich zum Gehen wandte.
    »Die Königin würde das begrüßen«, bestätigte Uta. »Ich werde alles, was ich finde, für sie herausschreiben.«
    »Ihr wärt gut in meiner Schreibstube aufgehoben«, sagte Wipo. Wenn er den Glanz in den Augen Utas von Ballenstedt doch nur bei einem einzigen seiner Schreiber ausmachen könnte!
    Sie unter all den Schreiberlingen in einer richtigen Kanzlei?
    Uta lächelte fasziniert.
    Wipo öffnete die Tür und drehte sich noch einmal um. »Ich habe dem Archivar schon angedeutet, dass Ihr nach ihm rufen lasst, sobald die Bücher wieder verschlossen werden müssen. Und nun entschuldigt mich, ich muss mich für eine kurze Ruhepause zurückziehen. Ich hoffe, wir finden auf der weiteren Reise noch die eine oder andere Gelegenheit für ein Gespräch.« Er gähnte hinter vorgehaltener Hand.
    »Das würde mich freuen. Vielen Dank, Kaplan«, sagte sie. Mochte Erzbischof Aribo behaupten, was er wollte! Sie stahl Wipo gewiss keine Zeit, sonst hätte er ihr dieses Angebot soeben nicht gemacht. Zufrieden schaute sie auf die Chronik des Merseburger Bischofs Thietmar und begann zu lesen. Einige Zeit später, inzwischen war die laue Frühlingsluft einem kalten Wind gewichen, trat Uta ans Fenster und bemerkte, dass die Dämmerung bereits hereinbrach. Dabei sah sie Erna und Arnold, die einen Karren mit Kohl über den Hof zogen.
    »Erna, kannst du bitte kurz zu mir heraufkommen?«, rief sie.
    Im Dämmerlicht erkannte sie, dass Erna zögerte und den Küchenmeister anschaute, der daraufhin aber nickte.
    Sie macht nur noch, was er will, dachte Uta ein klein wenig enttäuscht. Auf der Suche nach einer Lichtquelle wurde sie im leeren Nebenzimmer des Archivars fündig. Sie nahm die Bronzeschale, auf der ein kleines Talglicht flackerte, mit in die Bücherkammer und stellte sie direkt neben die Pergamente auf den Schreibtisch. Einen Augenblick später klopfte es an die Tür.
    »Ich bin es, Erna.«
    »Komm herein«, bat Uta.
    Erna schaute sich im Halbdunkel der Kammer um. »Gruselig hier, zwischen all den Häuten.«
    Uta zeigte auf den Schreibtisch vor sich, auf dem die Pergamente Thietmars von Merseburg verstreut lagen. »Wenn du wüsstest, was die zu erzählen haben.«
    Ernas Blick glitt flüchtig über den Tisch. »So wie es hier aussieht, könnte man meinen, du wohnst hier. Da lobe ich mir doch meine Küche mit all ihren Gerüchen. Viel weniger staubig und nicht so abgelegen.«
    Uta schaute zu Erna auf und lächelte liebevoll. »Apropos Küche. Würdest du eine der anderen Hofdamen bitten, mich bei Tisch zu entschuldigen?«
    »Aber du musst doch etwas essen. Sonst wirst du noch magerer«, antwortete Erna besorgt.
    »Wenn ich hier fertig bin. Ich verspreche es«, beruhigte Uta die Freundin.
    »Gut«, sagte Erna schließlich. »Aber du darfst es nicht vergessen!«
    Uta erhob sich, um

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