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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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Lieferungen vollständig sind, glätte ich das Wachs und lege das Büchlein wie auch sonstige Rechnungsblätter in die Holzkiste zurück.«
    Uta nickte.
    »Insgesamt ist es wichtig, Gräfin, dass wir uns abstimmen. Die Ernten fallen jedes Jahr anders aus. Manche Winter muss das Gesinde hungern, und an manchen Tagen wiederum können wir gar nicht so viel Fleisch pökeln, wie erlegt wird.«
    Uta fixierte noch immer die Zahlen im Wachstafelbuch, als der Vogt sich schon über die Mühlen und Fischrechte, über Wegezoll und andere Einnahmequellen ausließ. Als er die Kiste mit den Rechnungsblättern zur Seite schob, sah Uta einen dicken Holzeinband darunter auftauchen. »Wartet!«, bat sie energisch. »Nicht schieben, Ihr zerstört sonst das Buch!«
    Der Vogt wagte nicht, sich zu rühren. »Gräfin, was meint Ihr?« Verwundert blickte er Uta an, die im nächsten Moment die Ärmel ihres Gewandes hochschob, um nicht an dem grobgeschliffenen Holz der Kiste hängenzubleiben.
    »Wir müssen die Kiste anheben«, erklärte Uta und bückte sich, um mit anzupacken.
    »Mit Verlaub, Gräfin, Ihr seid die Burgherrin. Ich werde das machen!« Mit diesen Worten beugte der Vogt sich zur Kiste hinab und versuchte sie anzuheben, setzte sie einen Augenblick später aber stöhnend wieder ab.
    »Vier Hände tragen mehr als zwei«, sagte Uta und bückte sich, ohne den erneuten Einspruch des Vogtes abzuwarten. Gemeinsam hievten sie die Kiste zur Seite, so dass Uta das verstaubte Fundstück aufheben konnte. »Das ist eine Abschrift des vierten Buches des Thietmar von Merseburg!«
    Der Vogt stützte sich den schmerzenden Rücken. »Das muss dem Markgrafen gehören. Wahrscheinlich haben meine Diener die Kiste darübergezogen.«
    »Gibt es hier eine Bücherkammer?«, fragte sie.
    »Der Markgraf besitzt eine kleine Kammer, in der er den Schreibern diktiert. Direkt neben seinem Gemach am Ende des Wohngebäudes, im Geschoss über Eurem Ehegemach.«
    »Dann werden wir es dorthin zurückbringen«, schlug Uta vor.
    Der Vogt nickte bereitwillig.
    »Natürlich erst, nachdem ich es gelesen habe.« Denn Uta wusste, dass Hermann von Naumburg noch eine Weile an der Seite des Kaisers weilen würde, und sie würde nur einige Tage brauchen, um es zu studieren.
    » Ihr wollt es lesen?«, fragte der Vogt irritiert und kratzte sich am Kopf.
    Uta, die die Verwunderung des Mannes bemerkte, meinte darauf: »Wollt Ihr es nach mir lesen, oder warum fragt Ihr?«
    »Verzeiht, Gräfin! Nein, Gräfin! Mit Verlaub, Gräfin!« Der Vogt verneigte sich tief. »Ich habe zu viel mit der Verwaltung der Besitzungen zu tun.«
    Zum ersten Mal, seitdem Uta auf die neue Burg gekommen war, stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. »Dann nehmt Euch dennoch zusätzlich etwas Zeit, um Kohlebecken in allen bewohnten Kammern der Burg aufstellen zu lassen.«
    »Auch in den Gesindekammern?«, fragte der Vogt erstaunt und hielt in der Bewegung inne.
    »Auch in den Gesindekammern!«, bestätigte Uta. Sie wollte, dass es in der Burg endlich wärmer wurde. »Hier soll niemand mehr frieren.«
    Der Vogt verneigte sich erneut und rieb sich die Stirn.
    Mit dem Buch unter dem Arm betrat Uta ihre Kemenate.
    »Wie geht es Erna?«, fragte sie, als sie Katrina erblickte, die mit rußverschmiertem Gesicht und einem Besen in der Hand aus dem Kamin kroch und sie begrüßte. Freundlich lächelte sie Katrina an, die pflichtbewusst stets zur Stelle war, wenn Uta Hilfe beim Ankleiden, beim Frisieren oder irgendwelchen anderen Dingen benötigte.
    Katrina erwiderte das Lächeln schüchtern und berichtete mit hohem Stimmlein zaghaft: »Erna lässt Euch ausrichten, dass Ihr Euch keine Sorgen machen sollt, Gräfin.«
    Uta bedeutete dem Mädchen, ihr zur Fensterbank zu folgen, und legte den Umhang ab. Sie trug die Ärmel ihres Obergewandes unverändert hochgeschoben. »Hat sich Erna in der alten Schmiede eingerichtet? Gefällt ihr das neue Heim?« Was für eine großzügige Geste es doch von Hermann von Naumburg war, dachte Uta, Erna und ihrem Ehemann ein eigenes Heim zu überschreiben, so dass die beiden nicht in den engen Gesinderäumen auf der Hauptburg wohnen müssen. Sogar Ekkehard hatte dem zugestimmt und zudem erlaubt, dass auch Erna in der hiesigen Burgküche arbeiten durfte, nachdem Arnold die Stelle des verschwundenen zweiten Küchenmeisters eingenommen hatte.
    Katrina weitete die Augen und starrte mit leicht geöffnetem Mund auf das Buch, das Uta in den Händen hielt.
    »Du hast recht, ich sollte mich so bald

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