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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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als möglich selbst davon überzeugen!«, sagte Uta mit einem kleinen Schmunzeln. Dann holte sie tief Luft und schlug das Buch auf. Seit ihrer Ankunft von Rom hatte sie keines mehr in den Händen gehalten. »Die Worte auf diesen Pergamenten stammen von Thietmar von Merseburg«, erklärte sie. »Tritt nur näher, Katrina. Thietmar von Merseburg war Bischof und hat aufgeschrieben, was zu seiner Zeit alles passierte«, fuhr Uta fort und erinnerte sich in diesem Moment wortgetreu an den Inhalt des zweiten bischöflichen Buches, über dem sie einst in Vercelli eingenickt war. Dann tauchte Wipos Erscheinung vor ihr auf und zauberte ein weiteres Lächeln auf ihr Gesicht.
    Hermann von Naumburg stand vor der Zugbrücke zu seinem ihm mittlerweile seit zehn Jahren vertrauten Heim. Der Burghügel bot deutlich mehr Platz für die Haupt- und die Vorburg, als es das alte Zuhause am gegenüberliegenden Saale-Ufer noch getan hatte. Der Hang, den der Mausabach begrenzte, bot nach Süden und Westen einen natürlichen Schutz. Nach Norden und Osten hatte er die Burganlage durch starkes Mauerwerk befestigen lassen.
    Unruhig glitt Hermanns Blick über die Hauptburg. Er meinte Licht in der Kemenate auszumachen, in der Reglindis früher genächtigt hatte.
    »Wie schön es ist, wieder in der Heimat zu sein«, sagte Hermanns Begleiter, der schon dem Vater ein guter Kampfgefährte gewesen war.
    »Der kaiserliche Zug nach Italien hat mich mehr als ein Jahr von meinem Weib ferngehalten«, seufzte daraufhin Hermanns zweiter, weit jüngerer Gefolgsmann, der die Dreiergruppe vervollständigte. Gemeinsam waren sie nach dem Italienfeldzug direkt zur Winterwache an die Ostgrenze gezogen. »Ich kann es nicht abwarten, sie wiederzusehen.«
    »Deine Tochter kann bestimmt schon laufen«, entgegnete der alte Ritter schmunzelnd, der an das kleine Bündel Mensch dachte, das ihm bei seinem letzten Besuch auf allen vieren hinterhergekrabbelt war. »Sicher wird sie einmal genauso prächtig anzusehen sein wie unsere Kaiserin Gisela!«
    Der stolze Vater lachte auf und saß von seinem Ross ab. »Dafür braucht sie aber erst noch ein paar mehr Zähne!«
    Nun saß sein Kampfgefährte gleichfalls ab und setzte den ersten Schritt in Richtung Zugbrücke. Dann stockte er und drehte sich zu seinem reglosen Dienstherrn um. Er wunderte sich, dass dieser noch immer auf das Wohngebäude starrte.
    »Herr, ist alles in Ordnung?«
    Hermann von Naumburg nickte seinen Begleitern zu. »Ich danke Euch für Eure Treue, Männer!«
    »Dann lasst uns jetzt die letzten Schritte der langen Reise gemeinsam tun, Herr«, sagte der alte Ritter, »die Abenddämmerung steht kurz bevor.«
    Doch etwas in Hermann weigerte sich, die Zügel anzuziehen. Die bewohnte Kammer der neuen Burgherrin vor Augen, zweifelte er, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, hierher zurückzukehren. Andererseits sollte sein Traum von der Kathedrale nicht auf einer der anderen Burgen der Familie Wirklichkeit werden, sondern hier in Naumburg. Und die Kathedrale verlangte seine Anwesenheit vor Ort. Aus diesem Grund war er vom Kaiser sogar von der Krönung des jungen Heinrich freigestellt und lediglich zur Prüfung der Ostgrenze befohlen worden. Bis zum erneuten Aufbruch dorthin blieb ihm noch mehr als ein Mondumlauf.
    »Herr, Euer Tier ist bestimmt auch froh, nach dem langen Galopp von der Last des Gepäcks befreit zu werden«, sagte der alte Ritter. Mittlerweile war er vor Hermanns Rappen getreten und prüfte die Festigkeit der Lederriemen, an denen mehrere Bündel und Ledertaschen mit der Reisehabe hingen.
    »Ich sollte zuvor besser noch die Außenmauern kontrollieren«, entgegnete Hermann und führte den Blick erneut zu dem Fenster im Wohngebäude hinauf. »Am Nordhang habe ich vorhin im Vorbeireiten einen Riss ausgemacht.«
    Der alte Ritter verstand das Anliegen des Markgrafen nicht.
    »Herr, kommt doch erst einmal zur Ruhe. Die Mauern stehen morgen auch noch.«
    »Wenn wir wollen«, beharrte Hermann ungewohnt fest auf seinem Ansinnen, »dass sie uns für den Rest des Winters schützt, muss ich den Riss füllen, ehe der Schnee gefriert und das gesamte Mauerwerk sprengt.« Mit dieser Ansage trabte Hermann von Naumburg in der einbrechenden Winternacht davon und ließ seine Begleiter verwirrt zurück.
    Die Dämmerung war bereits über den Burgberg hereingebrochen, als Uta in Begleitung von Katrina und zwei Türwächtern aus dem Wohngebäude trat. Ekkehard war an diesem Morgen zum Kaiser aufgebrochen, was bedeutete,

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