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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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vertraulich und lass meine wie deine Worte unser schwesterliches Geheimnis sein.
    Der liebe Gott möge dir Gutes gewähren. Auch Schwester Alwine schließe ich in meine abendlichen Gebete mit ein. Ich bitte dich, mir ein Zeichen zukommen zu lassen, dass es dir gutgeht, Hazecha. Das wünsche ich mir so sehr.
    Gegeben in Naumburg am Fest des kostbaren Blutes Christi, im Jahre 1028 nach des Wortes Fleischwerdung.
    Deine Uta
    Im selben Moment, in dem Uta den Federkiel ablegte, klopfte es.
    »Ich bin es, Herrin«, sagte Katrina von der anderen Seite der Tür.
    »Tritt ein«, bat Uta etwas verwundert darüber, dass das Mädchen bereits vor Sonnenaufgang wach war.
    »Ich habe Eure Schritte gehört«, sagte Katrina zurückhaltend und reichte Uta das Tagesgewand, das sie sorgfältig gefaltet über dem Arm trug. Als sie Uta nur im Untergewand am Schreibpult stehen sah, schaute sie verlegen zur Seite.
    »Du bist sehr aufmerksam, Katrina«, bedankte sich Uta, worauf sich Katrina sofort daranmachte, ihr ins Obergewand zu helfen und ihr das Haar mit geschickten Griffen unter dem Ehe-Schleier festzustecken. Das Frühgebet sprach Uta nicht wie sonst in der kleinen Burgkirche, sondern direkt in ihrer Kemenate. »Nimm dich der Kemenate an, Katrina. Ich muss nun zum Meister.« Begleitet von zwei Bewaffneten begab sie sich zur Turmkammer.

    Im obersten Geschoss des Turmes angekommen, empfing Meister Tassilo sie höflich und mit einer Verbeugung. In der Kammer, die von nun an nicht mehr nur Hermann von Naumburg, sondern auch seinem Werkmeister zum Arbeiten diente, fühlte sich Uta sofort wieder von den Linien und geometrischen Formen des Entwurfes angezogen. Sie trat vor jenen Abschnitt, den ihr Hermann einst als Chor erklärt hatte, und sah schmunzelnd auch heute wieder den Käfer auf der Zeichnung.
    »Euch sind die Pläne bereits vertraut, Gräfin, nicht wahr?«, fragte der Meister und trat neben Uta, die mit den Fingerkuppen einige der Linien auf dem Leder nachfuhr.
    »Den Chor und die Westwand hat der Markgraf mir bereits erklärt, und ich kenne seine Vision von der Kirche, der Stadt und dem Markt.«
    »Das ist gut«, sagte der Meister. »Denn diese Vision verbindet uns drei. Nur wenn wir an sie glauben und bereit sind, viel dafür zu tun, wird es uns gelingen, sie umzusetzen. Habt Ihr schon einmal eine Bauzeichnung erstellt?« Tassilo zog ein ganzes Bündel davon unter dem Schreibtisch hervor. »Grundriss, Schnitt, Ansicht, Obergaden, Maßwerk, Tonnengewölbe, Deckenstützen, Altar!«, zählte er auf und blätterte dabei durch die Seiten.
    Mit leuchtenden Augen verneinte Uta.
    »Dann tretet in die Mitte des Raumes mit dem Rücken zur Tür, so dass Ihr den gesamten Grundriss überblicken könnt«, bat der Meister und machte es ihr vor.
    Uta folgte seiner Anweisung und richtete den Blick auf das Wandleder.
    »Der Bereich, in dem sich Mittelschiff und Querhaus treffen, wird Vierung genannt. Die Länge und Breite dieses besonderen Rechtecks stellt die Maßeinheit, nach der das gesamte Bauwerk proportioniert wird. Es verbindet alle anderen Bauteile miteinander. Deswegen heißt das Proportionieren mittels Vierung auch gebundenes System«, begann er, die überdimensionale Zeichnung an der Wand zu erklären.
    Der Meister hat von Schiffen gesprochen, dachte Uta und lächelte. Schiffe, Käfer, Vögel und Flügel.
    Danach trat Tassilo vor das Kalbsleder und fuhr fort: »Die Vierung ist das Herzstück unserer Kathedrale und deswegen in auffallend roter Tinte gezeichnet. Unsere Vierung hat die Form eines Quadrates – das ist eine geometrische Figur mit vier gleich langen Seiten. In den zwei Armen des Querhauses erscheint das Quadrat der Vierung je einmal.« Tassilo schaute vom Wandleder zu Uta. »Vermögt Ihr, das zu erkennen?«
    Uta suchte zwei Bauteile, die jeweils genauso groß wie die Vierung waren, und nickte. Es waren die kürzeren Arme des kreuzförmigen Bauwerks, ober- und unterhalb des rot hervorgehobenen Vierungsquadrats, wenn man direkt vor dem Grundriss stand und auf diesen blickte. Identisch zum Chor besaßen beide eine Auswölbung.
    »Im Mittelschiff taucht das Quadrat dreimal hintereinander auf. Das Mittelschiff ist also dreimal so lang wie einer der Querhausarme. Der Westchor besitzt nur die halbe Größe der Vierung und schließt sich an die drei Vierungsquadrate des Mittelschiffes an. Der Ostchor, der sich am anderen Ende des Bauwerks zwischen Querhaus und Apsis befindet, ist wieder so groß wie ein ganzes

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