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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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inzwischen abgestiegen war, nun mit absoluter Gewissheit erkannte, machte ihr Herz einen Sprung. Mit der Begrüßung: »Markgraf«, stürzte Uta auf ihn zu. Die winterliche Kälte der Nacht vermochte ihr nichts anzuhaben.
    »Seid Ihr wohlauf?« Nur mit Mühe widerstand Hermann dem Wunsch, seine Arme auszubreiten und Uta an sich zu drücken – auch wenn ihn jeder Knochen in seinem Körper nach dem unerbittlichen Ritt schmerzte.
    »Ja«, bestätigte Uta und schaute ihn nun, nachdem sie in seinen Augen keine Freude las, zurückhaltender an.
    »Was tut Ihr hier?«, fragte Hermann besorgt.
    »Kommt mit hinauf«, sagte sie und bedeutete ihm, sich ruhig zu verhalten. »Ich erkläre es Euch oben.«
    Er folgte ihr in die Kemenate.
    Als Hermann Hazecha sah, schaute er irritiert zu Uta.
    »Meine Schwester Hazecha«, stellte Uta die jüngere Schwester vor. »Und das ist Markgraf Hermann, mein Schwager«, fügte sie an Hazecha gewandt hinzu.
    Hermann nickte höflich, erinnerte sich jedoch im nächsten Moment daran, weswegen er Hals über Kopf die Baustelle verlassen hatte und die vergangenen Tage und Nächte durchgeritten war. »Warum habt Ihr die Burg so fluchtartig verlassen? Ich war in Sorge um Euch, Uta von Ballenstedt.«
    »Ich spürte, dass es meiner Schwester schlechtging«, entgegnete Uta und schaute ihn um Verständnis bittend an. »Ich musste sie endlich wiedersehen.«
    Doch Hermanns Augen sprangen weiterhin unruhig umher.
    »In Gernrode sagten sie mir, dass ein Weib, auf das meine Beschreibung passte, mit ihrem Gatten früh die Gästezelle verlassen hätte. Ballenstedt war der einzige Umweg, der mir in Bezug auf Euch einfiel. Wer ist der Mann, der Euch ins Kloster begleitete?«, fragte Hermann drängend.
    »Das ist Arnold«, erklärte Uta.
    »Unser Küchenmeister?«, fragte Hermann.
    »Ja. Er schläft in der Kammer nebenan. Erna hat ihn mir als Beschützer mitgegeben.«
    »Als Euren Beschützer?«, fragte Hermann ernst. Er war zu aufgewühlt und brachte die um Uta ausgestandene Angst nicht länger mit der Freude, sie unversehrt gefunden zu haben, zusammen. »Ich habe nur …«, er zögerte, »ach, es ist nicht weiter wichtig.« Mit diesen Worten wandte er sich zum Gehen.
    Da trat Hazecha vor ihn. »Esiko hat unsere Mutter umgebracht.« Sofort ließ Hermann die Hand vom Türriegel sinken.
    »Er hat ihren Leichnam aus dem Grab gerissen«, fuhr Hazecha fort. »Dann ihre Knochen zusammengenagelt und sich so von ihr in seinem Bett anbeten lassen. Wir wollen ihre Überreste nun an einen friedlicheren Ort bringen.« Erschrocken blickte Hermann zuerst zu Hazecha und schließlich zu Uta. Er schaute in ihre grünen Augen. »Dann bettet sie in die neue Kathedrale«, schlug er nach einer Weile vor.
    Erleichtert darüber, dass er sich wieder beruhigt zu haben schien, trat Uta auf Hermann zu und blickte ihm tief in die Augen, während Hazecha ans Fenster trat und nach draußen schaute. »Die Kathedrale ist noch nicht fertiggebaut. Wir müssten dann mit der Beerdigung noch einige Jahre warten.« Der Gedanke, dass er bereit war, ihrer Mutter ein würdiges Grab zu verschaffen, wärmte Uta, obwohl die Kälte der Nacht an ihr hing und ihr eine Gänsehaut auf die Arme gezaubert hatte.
    »Da mögt Ihr recht haben«, entgegnete Hermann, der einmal mehr in ihren leuchtenden Augen zu versinken glaubte.
    »Dann bringen wir sie nach Gernrode«, schlug Hazecha vor und reichte Uta den Wollmantel vom Boden. »Im Kräutergarten unseres Klosters wird Esiko die Überreste der Mutter sicherlich nicht vermuten.«
    »Bis die Kathedrale vollendet ist, soll die Mutter in Gernrode ruhen.« Nur widerstrebend löste Uta ihren Blick von Hermann und wandte sich Hazecha zu. »Bis dahin haben wir unsere Anklage gegen Esiko vor dem Kaiser vorgetragen und können die Mutter ganz offiziell in die Kathedrale umbetten.« Hermann horchte auf. Uta wollte vor dem Kaiser Anklage erheben? »Mit der Kiste werdet Ihr auffallen«, sagte er dann und trat auf sie zu. »Vielleicht wird man Fragen stellen.«
    »Dann reiten wir am besten sofort los«, schlug Uta vor, die sich seit Hermanns Ankunft wieder gestärkt fühlte.
    Hermann nickte. »Bei Dunkelheit kommen wir zwar langsamer, dafür aber ungesehen von hier fort.«
    »Wir?«, fragten die Schwestern wie aus einem Mund.
    »Ihr denkt doch nicht wirklich«, setzte Hermann stirnrunzelnd zu einer Erwiderung an, »dass ich zwei Damen und einen Koch alleine durch die Nacht schicke?«
    »Danke«, sagte Hazecha und sah Uta selbst

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