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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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noch eine …«, mitten im Satz verstummte er.
    Hazecha trat vor die Kiste und strich mit der Hand darüber, während Uta überraschend klar plante. »Ich schlage vor, dass wir diese Nacht zur Ruhe nutzen, ansonsten reichen unsere Kräfte nicht für den schweren Rückweg. Morgen früh reisen wir dann über Gernrode nach Naumburg zurück.«
    »Bis Sonnenaufgang besorge ich uns einen Karren«, versprach Arnold und nahm sich vor, in aller Frühe gleich einmal in den Stallungen nachzusehen.
    »Einverstanden, und jetzt helft uns, die Kiste in eine der leeren Kemenaten zu tragen. Die Mutter soll keinen Augenblick länger hier verweilen …!« Uta hatte den Satz noch nicht beendet, da bückte sich Arnold bereits.
    In der Kemenate angekommen, setzten sie die Kiste ab.
    »Nun gönnt auch Ihr Euch etwas Ruhe, Arnold«, bat Uta.
    »Soll ich Euch mein Messer hierlassen, Gräfin?«, bot der Koch an.
    »Nein, danke. Wen soll es schon auf diese Burg ziehen!« Arnold nickte und verschwand in Richtung seines Dielenlagers.
    Nachdem Uta ihren wollenen Umhang auf dem Boden ausgebreitet hatte, bedeutete sie der Schwester, sich darauf niederzulassen, und legte sich dann zu ihr. Als Decke verwendeten sie Hazechas Umhang, die ihren Schleier bereits abgenommen hatte.
    Einander zugewandt, betrachteten sie sich.
    »Ich liebe dich, Hazecha.« Mit diesen Worten streichelte Uta der Schwester durch das dunkle lange Haar.
    Hazecha lächelte und fuhr Uta über den braunen Fleck, einen Fingerbreit unter dem linken Auge. »Ich liebe dich auch. Unser Wiedersehen ist wie ein Traum.«
    Uta schloss die Augen und genoss die warmen Finger der Schwester auf ihrer Wange. »Mein schönster bisher.«
    »Ich schreibe dir, sobald die Äbtissin es wieder zulässt. Aber vielleicht fällt ihr meine Abwesenheit ja nicht einmal auf.«
    »Du bist unersetzbar in der Krankenstube. Das weiß Äbtissin Adelheid, auch wenn sie dir wahrscheinlich nie dafür danken wird.«
    »Wahrscheinlich ist es so«, entgegnete Hazecha und zog den Wollumhang fester um ihre Körper.
    »Wir haben das gleiche Haar, die gleiche Nase und den gleichen festen Willen«, flüsterte Uta noch immer mit geschlossenen Augen. »Wir sind eins.«
    »Niemand soll unser Band je wieder lösen können«, gab Hazecha zurück und schmiegte sich noch enger an die Schwester. »Wir sind die Töchter der Hidda von der Lausitz.«
    »Esiko muss für seine schrecklichen Taten bestraft werden«, sagte Uta und öffnete die Augen. »Hazecha«, begann sie und schaute die Schwester eindringlich an. »Ich arbeite seit dreizehn Jahren daran, den Mord an der Mutter zu rächen. Ich brauche Beweise für eine Anklage oder zumindest Eideshelfer.«
    Hazecha verstand. »Meine Augen und meine Erinnerung sollen dein Beweis sein.«
    Uta lächelte und umarmte die Schwester. »Gemeinsam sorgen wir für Gerechtigkeit. Gemeinsam bringen wir Esiko vor das kaiserliche Gericht.« Als sie der Worte der Kaiserin gedachte, die sie ermahnt hatte, nur anzuklagen, wenn jeder Zweifel beseitigt war, drückte Uta die Schwester noch fester an sich. Eid, Gottesurteil, Befragung und Urkunde, erinnerte sie sich der zugelassen Beweismittel vor dem königlichen Gericht König Clothars I. Hazecha war Augenzeugin gewesen, ihr Bericht würde alle Zweifel zerstreuen. Ihre Befragung würde endlich Gerechtigkeit bringen. Sie lächelte selig: Mit ihrer Reise nach Gernrode hatte sie nicht nur die Schwester, sondern auch eine Zeugin für ihre Anklage gefunden. »Aber sag mir, warum fand ich Alwine nicht im Kloster vor. Ich hatte gehofft, auch sie wiederzusehen.«
    »Vor eineinhalb Jahren ist Alwine über die Alpen gezogen«, erklärte Hazecha. »Sie wollte die Heilkunde in der Stadt Salerno lernen und hoffte, dort vielleicht auch ihre Familie zu finden.«
    Ein Knarren auf der Zugbrücke ließ die Schwestern aufhorchen. Uta erhob sich und spähte zwischen den Fetzen des Fensterleders in den Hof hinunter. Hazecha setzte sich erschrocken auf. »Esiko?«, fragte sie wie versteinert.
    Im Dunkel der Nacht machte Uta einen Reiter mit mehreren Pferden aus, auf dessen Gambeson sie einen Adler mit ausgebreiteten Schwingen erkannte. »Nein, nicht Esiko«, beruhigte sie die Schwester augenblicklich. »Warte kurz. Es ist ein Ritter aus der Mark Meißen.« Sie legte ihre Seite des wollenen Umhangs um Hazechas zierlichen Körper. »Wir lassen Arnold schlafen. Es besteht keine Gefahr.« Sie eilte die Treppe in den Hof hinunter.
    Als sie den nächtlichen Eindringling, der

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