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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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sich in Richtung der Stimme am Fenster: Hinter ihrem Schreibpult stand Ekkehard.
    »Euch scheint eine Auflösung unserer Ehe willkommen, könnte ich meinen. Ihr lasst die Chance verstreichen, mit mir das Bett zu teilen. Ich bin seit zwei ganzen Tagen wieder in Naumburg.«
    »Ich wusste nicht, dass Ihr früher zurückkehren würdet. Ihr hattet Eure Heimkehr für das Fest Christi Geburt ankündigen lassen.« Und dies lag noch einen ganzen Mondumlauf entfernt.
    »Unser Vormarsch stieß nirgends auf ernsthaften Widerstand. Trotz des Umstands, dass Böhmenherzog Udalrich uns seine Unterstützung kurzfristig versagte, konnten wir den Feind endlich aufspüren und von Osten und Westen kommend in unserer Mitte zusammenquetschen.« Ekkehard unterstrich das Gesagte, indem er Mittelfinger und Daumen aufeinanderpresste. »Mieszko hat daraufhin um Waffenruhe gebeten.«
    Uta versuchte, dem Gatten aufmunternd zuzulächeln. »Dann herrscht nun Frieden an der Ostgrenze?«
    »Sehr wohl! Der Pole hat sofort alle Bedingungen akzeptiert. Sein Bruder Bezprym wird nun die Macht in Polen übernehmen! Er hat an der Seite von Großfürst Jaroslaw für unseren Kaiser gekämpft.«
    »Aber dann gibt es ja einen Grund für ein Festmahl«, sagte Uta.
    Mit einem strengen Blick entgegnete Ekkehard: »Das hatte ich bis zu diesem Moment auch vorgehabt. Aber Ihr habt mir die Lust darauf gründlich verdorben!«
    »Ich wünsche keine Auflösung unserer Ehe«, rechtfertigte Uta sich und beobachtete mit dem nächsten Atemzug nervös, mit welcher Grobheit Ekkehard die leicht zerbrechlichen Pergamente auf dem Schreibpult befingerte.
    »Wo wart Ihr?«, fragte Ekkehard harsch.
    »Ich war in Gernrode bei meiner Schwester.« Im Weiteren sann Uta darüber nach, ob sie Ekkehard ihren Kampf um Gerechtigkeit offenbaren musste, schließlich waren sie vor Gott vereint worden. »Meiner Schwester ging es sehr schlecht«, meinte sie dann aber nur.
    »So, so, Eure Schwester also«, kommentierte Ekkehard und hob eines ihres Pergamente vom Pult, um es ausgiebig zu betrachten. »Und Ihr wolltet in der Stunde ihres Dahinscheidens ihre Hand halten?«, fragte Ekkehard spöttisch. »Dann habt Ihr Eure Schwester also zu Grabe getragen?«
    »Nein, Hazecha lebt!«, entgegnete sie energisch. Während der Gatte sie im Schein des flackernden Feuers betrachtete, schaute Uta auf das Pergament in seinen Händen. Sie erkannte eine Detailzeichnung für die Gewölbe der Seitenschiffe.
    »Es ist Eure Pflicht«, erhob Ekkehard seine Stimme, »dass Ihr mir uneingeschränkt zur Verfügung steht! Schwester hin oder her!«
    »Ihr hättet einen Boten schicken können«, versuchte Uta den Gatten zu besänftigen, »dann hätte ich den Besuch in Gernrode anders eingerichtet.«
    »Einrichten möchte sich meine Gattin also!«, entgegnete er empört. »Vom heutigen Tag an erwarte ich, dass Ihr mich für jeden Gang, der Euch außerhalb der Burgmauern führt, um Erlaubnis bittet!«
    »Für jeden Gang außerhalb der Burg?«, wiederholte Uta und hatte Mühe, die Ruhe zu bewahren. »Aber es ging um meine Familie. Versteht das doch!« Bei dem Wort Familie musste Uta unwillkürlich an Alwine denken, die, so hatte Hazecha ihr auf ihre Frage hin berichtet, nun auf dem Weg nach Italien war, um dort Mutter und Vater zu finden.
    »Ich soll Euch verstehen?«, fragte Ekkehard und trat hinter dem Schreibpult hervor. »Ein Mann soll sein Weib verstehen? So weit kommt es noch!« Er hielt das Pergament mit dem Gewölbestein vor Utas Augen. »Es wäre besser, wenn Ihr verstündet, dass Eure Unterstützung beim Bauzeichnen in meiner Hand liegt!« Ungeachtet des nahen Kamins, ließ er die Zeichnung zu Boden fallen. »Ich bin es müde, Eure Pflichten einzufordern«, setzte er nach und verließ die Kemenate.
    Uta hob das Pergament auf, legte es zurück auf das Schreibpult und schaute aus dem Fenster in den nächtlichen Himmel.
    Tatsächlich hatte sie die drohende Verstoßung während der Reise ganz vergessen. Dabei lag die Lösung auch dieses Problems in der Anklage des Bruders! Wenn Ekkehard erkannte, dass sie, genauso wie er es an der Ostgrenze tat, für Gerechtigkeit kämpfte, würde er ganz bestimmt von der Auflösung der Ehe absehen.
    Uta atmete tief durch. Ihr Glück und ihr Seelenheil standen und fielen mit der Anklage!
    »Gräfin?«, fragte Meister Tassilo und schaute von seinem Schreibtisch auf. »Können wir Euren Teil der Materialplanung für den dritten Bauabschnitt morgen besprechen?«
    Uta schaute auf die

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