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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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wehrte«, schloss sie Hazechas Aussage.
    Daraufhin vernahm sie die befreienden Worte des Kaisers:
    »Die kaiserliche Hoheit entscheidet, dass Graf Esiko von Ballenstedt schuldig des Totschlags an seiner Mutter, Gräfin Hidda von der Lausitz, ist.« Langsam öffnete Uta die Augen und begann, in der Kemenate auf und ab zu gehen. »Der Verurteilte wird bis an sein Lebensende Buße tun, in einem Kloster im Süden des Reiches! Weit entfernt von seinen Schwestern! Er soll sein Leben fortan der Gottgefälligkeit und Rettung seines Seelenheils widmen!« Uta atmete tief durch und ließ sich mit einem »Geschafft!« auf die Bettstatt fallen.
    Im nächsten Moment ermahnte sie sich erneut dazu, mit Bedacht vorzugehen – darum hatte auch Hermann sie gebeten. Esiko war unberechenbar, auch wenn er nun erst einmal im fernen Burgund weilte. Dorthin war der Kaiser nämlich aufgebrochen, hatte Ekkehard ihr schreiben lassen. Nach dem plötzlichen Tod des Burgunderkönigs Rudolf III . drängte es den Kaiser, die burgundische Krone vor Ort und ohne auch nur einen einzigen Tag Zeit zu verlieren, entgegenzunehmen und damit sein Recht aus dem Erbvertrag geltend zu machen. Dafür hatte er sogar den polnischen Feldzug abgebrochen und mit dem stark bedrängten Mieszko einen Waffenstillstand geschlossen.
    Die nächsten Tage würde Ekkehard noch an der Spitze der grenzsichernden Truppen im Osten weilen, bevor er zur Messe zu Allerheiligen mit seinen Kämpfern auf die heimatliche Burg zurückkehren würde. Bis dahin waren es noch mehr als zwanzig Tage.
    Zumindest was den Gatten anging, hatte Uta keine Befürchtungen mehr: Ekkehard musste einfach von der Auflösung der Ehe absehen, wenn er erkannte, mit welcher Anstrengung sie für die Gerechtigkeit kämpfte – setzte er seine ganze Kraft doch ähnlich vehement östlich der Elbe im Kampf gegen Mord, Überfall und Brandschatzung ein. Uta schaute auf die Wachstafel in ihren Händen und seufzte. »Hazecha, hätten wir das kaiserliche Gericht doch nur schon überstanden!« Sie setzte sich auf und fasste sich mit beiden Händen an den Kopf. Die linke ertastete die Klammer mit den Initialen E. und U. Mit der rechten Hand strich sie zärtlich über die Steine ihrer Vierkantspange und löste sie schließlich vom Schleier.
    »Wir sind die Töchter der Hidda von der Lausitz!«, sagte sie und betrachtete das Schmuckstück mit leuchtenden Augen.
    »Ich schwöre vor Gott und allen Heiligen, dass ich frei von Schuld bin«, begann sie und erhob sich, als sie Aufregung in sich aufsteigen spürte. »Ich habe weder gegen die Gebote Gottes noch gegen die Gebote meines diesseitigen Herrn, seines irdischen Vertreters, gehandelt.«
    Bald wird alles gut werden, sagte sie sich und atmete erleichtert auf.
    Nachdem Uta die Wachstafel sorgfältig in der Gewandtruhe verstaut hatte, befestigte sie die Spange wieder am Schleier und verließ die Kemenate. Zu Sonnenaufgang war sie mit Meister Tassilo und Hermann zur Besprechung der Dachkonstruktion des Langhauses verabredet.
    Uta ging über den Hof der Hauptburg und hielt auf die Turmkammer zu. Mit den Gedanken noch beim Kaisergericht stieg sie die Stufen des Turmes hinauf. »Wir werden dafür sorgen, Mutter, dass Euch Gerechtigkeit widerfährt«, versprach sie.
    »Wir werden Euren Mörder seiner Strafe zuführen! Das schwöre ich bei meinem Leben!«
    »Euer Leben, Gräfin?«, fragte Tassilo, der sie auf der Treppe eingeholt hatte.
    »Guten Morgen, Meister«, sagte Uta lächelnd. »Habt Ihr gut geschlafen?«
    »Bestens! Jeder Morgen, an dem ich alle meine Gliedmaßen noch spüre, ist ein guter Morgen«, scherzte er gut gelaunt, anstatt auf einer Antwort auf seine Frage zu bestehen.
    »Jeder Morgen, an dem die Sonne aufgeht, ist ein guter Morgen«, entgegnete Uta froh darüber, mit einem so unkomplizierten Werkmeister wie Tassilo zusammenarbeiten zu dürfen.
    In der Turmkammer ließ Tassilo sich hinter dem größeren der beiden Schreibtische nieder und begann, die Unterlagen der vergangenen Nacht zu sortieren. Hermann stand bereits hinter dem Pult und blätterte in seiner Pergamentsammlung, die von dem weißen Ledereinband zusammengehalten wurde. Er schaute erst auf, als er Uta gut gelaunt vor sich stehen sah.
    »Guten Morgen«, sagte er in neutralem Tonfall und blickte ihr kurz in die Augen. Es waren noch fünf Tage bis zum nächsten Vollmond.
    »Guten Morgen … Markgraf«, erwiderte Uta ebenfalls um eine unverfängliche Begrüßung bemüht. Es fiel ihr schwer, ihn in der

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