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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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helfen!«
    »Bann? Was redet Ihr denn da für einen Unsinn! Mit Euch habe ich bewusst einen Mainzer auserwählt, damit ich mich nicht immerzu mit diesem Naumburger Verrückten umgeben muss, wenn es um die Kathedrale geht! Aber nun muss ich erkennen, dass Ihr ebenfalls einer seid!«
    Notburgas Mundwinkel hoben sich. Die Risse im Mauerwerk waren also das Ergebnis einer langfristig angelegten Intrige gewesen! Einer Intrige gegen die Kathedrale der von ihr so hochgeschätzten Gräfin. Sie, Notburga, und Esiko waren also nicht die Einzigen.
    »Was Ihr bisher in der Sache geleistet habt, ist alles andere als zufriedenstellend!«, stellte die scharfe Stimme fest.
    »Exzellenz, Ihr solltet mich besser kennen. Ich habe bereits einen neuen Plan«, hielt der zweite Mann dagegen. »Ich nehme der Kathedrale ihr Heiligstes, so dass eine Weihe unmöglich sein wird!«
    »Und das Heiligste gedenkt Ihr dann einfach in Eurer Gewandtasche nach Mainz zu tragen?«, fragte die schneidende Stimme spöttisch.
    »Natürlich habe ich bereits ein sicheres Versteck gewählt. Es wird von jenem Vogel bewacht, der das Sinnbild des Aufstieges darstellt. Es ist so nah bei Ihnen, dass sie nicht auf den Gedanken kommen werden, dort nachzuschauen.«
    »Dann können der Gräfin in der Tat weder Hundertschaften von Handwerkern noch eifrige Gewerkmeister helfen«, gestand der erste Mann ein.
    Innerlich jubelte Notburga vor Freude. »Ihr werdet dieses Mal keine bösen Überraschungen erleben, Exzellenz. Vertraut mir!«
    »Überraschungen werden wir einzig der kleinen Hofdame zuteilwerden lassen«, hörte Notburga die Exzellenz sagen.
    Sie trat von der Tür weg und nickte zufrieden. Die Exzellenz und der Unbekannte würden also zu verhindern wissen, dass die Kathedrale in zwei Tagen geweiht würde. In Kombination mit der Überraschung, die Graf Esiko und sie von langer Hand vorbereitet hatten, wäre die Ballenstedterin dann endgültig erledigt. »Sie wird sang- und klanglos untergehen und es anfänglich nicht einmal merken!« Zunehmend glaubte sie auch zu wissen, um welche Exzellenz es sich handelte. Notburga erschauerte mit jeder Faser ihres sehnigen Körpers. Voller Vorfreude strich sie sich mit der Hand über ihr Haarband, in das sie jüngst, dem kaiserlichen Besuch angemessen, mehrere Goldfäden hatte einweben lassen.
    Hildeward hob die rechte Hand. Den mittleren Finger knickte er zuerst ein. Danach verschwanden auch Ringfinger, Zeigefinger und Daumen. Einzig der kleine Finger mit dem Stiftring zeigte nun noch auf den Wandteppich neben der Tür. Wie jeden Abend verzichtete er bei diesem Ritual auf das Entzünden eines Lichtes. Das, was er tat, musste er nicht sehen, sondern fühlen.
    »Heiligkeit, heute wird hoffentlich nicht unsere letzte Zusammenkunft sein«, flehte er und trat mit ausgestreckter Hand vor den Wandteppich mit dem Gekreuzigten. Er schob das Webstück andächtig beiseite, um das bronzene Schränkchen dahinter zu öffnen. »Ich spüre, dass Ihr, heilige Plantilla, bereits einen Ausweg ersonnen habt. Weist uns den Weg, der uns für immer zusammenführt.« Als der Schlüsselring im Schloss des Kästchens einrastete, klopfte es.
    »Nicht jetzt!«, rief Hildeward, der unter keinen Umständen gestört werden wollte, zog aber vorsichtshalber seinen Ring wieder aus dem Schloss heraus.
    Keinen Augenblick zu früh, denn trotz seines Rufes wurde die Tür zu seiner Kammer nun geöffnet, woraufhin Hildeward hastig und wütend hinter dem Wandteppich hervortrat. Einen dampfenden Krug in der linken und zwei Becher in der rechten Hand stand Falk von Xanten in der Bischofskammer.
    »Exzellenz, verzeiht meine späte Störung.« Seine makellosen Zähne leuchteten in der Dunkelheit.
    »Warum dringt Ihr unaufgefordert in meine Kammer ein?«, fuhr Hildeward empört auf. »Ich verlange, dass meine Nachtruhe respektiert wird, Meister!«
    »Exzellenz, verzeiht ein weiteres Mal«, entgegnete Falk von Xanten und blickte sich in der kargen Kammer um, »aber als Werkmeister der Kathedrale, deren Weihe mit dem nächsten Sonnenaufgang ansteht, dachte ich, dass es endlich an der Zeit wäre, Euch in Eurer Funktion als Bauherr zu danken.« Ungläubig betrachtete Hildeward den gutgekleideten Mann, der nun Becher und Krug auf den Schreibtisch stellte, kurzerhand das Talglicht daneben entzündete und die Tür schloss.
    »Ohne Euch wäre der Bau an Sünde vergangen. Ist dies jemals schon gewürdigt worden?« Falk von Xanten schaute den Bischof eindringlich an. »Ihr habt den

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