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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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wichtigsten Teil zur Fertigstellung beigetragen: die Verhinderung von Gottes Donner und Blitz hier auf dem Burgberg!«
    »Würdigung?«, zischte Hildeward. »In diesem Sündenpfuhl?«
    »Seht Ihr, dieses Unrecht habe ich sehr wohl bemerkt und bin deshalb gekommen, es zu mildern.«
    Unter den verwunderten Blicken Hildewards begann Falk von Xanten, die mitgebrachten Becher zu füllen. »Ein einzigartiges Webstück«, bemerkte er, während er den Krug noch in den Händen hielt, und zeigte auf den Teppich neben der Tür. Hildeward warf einen sehnsuchtsvollen Blick zu ihm hinüber, erinnerte sich aber im nächsten Moment seines Gastes und schritt unverzüglich auf die Wand mit dem Holzkreuz zu, vor dem er betend niederkniete.
    Falk von Xanten lehnte, zwei gefüllte Becher in den Händen, augenscheinlich entspannt am Schreibtisch. »Ich möchte Euch meiner Ehrfurcht versichern, Exzellenz«, bekundete er und reichte Hildeward einen Becher hinab. »Frisches Wasser mit dem Saft eines Pfirsichs vermischt, Exzellenz. Würdet Ihr etwas anderes als Wasser trinken, hätte ich Euch als Zeichen meiner Wertschätzung den Honigwein aus dem Moritzkloster angeboten.«
    Hildeward erhob sich und blickte in den Becher, der mit einer gelblichen Flüssigkeit randvoll gefüllt war.
    »Exzellenz zögern?« Falk von Xanten griff nach seinem Becher. »Lasst uns auf die reine Seele trinken und darauf, dass die Richtigen bestraft werden.«
    »Diese Sünder, pfui! Herr gib uns Kraft, sie zu überkommen!«, murmelte Hildeward, blickte dabei mit schmerzverzerrtem Gesicht zum Wandteppich und setzte den Becher an die Lippen.
    Es war der Tag des heiligen Petrus und Paulus, als sich das an der hölzernen Trageachse befestigte Seil dank der Kraft mehrerer Hände straffte. Die Achse gab der Zugkraft des Seiles nach und übertrug sie über an ihr angebrachten Aufhängeeisen auf einen bronzenen Mantel, der sich daraufhin in Bewegung setzte. Unter dem bronzenen Mantel, an einer Lederaufhängung, begann ein Klöppel zu schwingen. Der berührte den Schlagring des Mantels genau in dem Moment, als dieser schon wieder in die entgegengesetzte Richtung zurückschwang. Zuerst ertönte der dunkle Ton der Glocke des südlichen Ostturms, kurz darauf schwangen vier weitere Hände das Seil im nördlichen. Der Klang der Glocken entwich durch die Schallöffnungen des Turmes und umhüllte die Anwesenden zu ebener Erde mit kräftigen Tönen.
    Die Burgbewohner, Kaufleute, Arbeiter, Kämpfer und Pilger waren zur Weihe der Kathedrale gekommen und hielten ehrfürchtig während des mächtigen Läutens inne. Es schien zu ihnen zu sprechen, ihnen die Geschehnisse der vergangenen zehn Jahre zu erzählen. Und ein jeder von ihnen verband seine eigenen Bilder damit. Der eine sah die Kraft, die der Bau verschlungen hatte, der andere die Leidenschaft, mit der er geholfen hatte. Wieder ein anderer dachte in diesem Moment an das eigene Seelenheil oder an das der Familie.
    Vor einem Mondumlauf waren die zwei bronzenen Glocken pünktlich geliefert und aufgehängt worden. Uta stand vor dem Eingang der Kathedrale und blickte zu den Osttürmen hinauf. Mutter! Hazecha!, dachte sie. Unser Tag ist gekommen! Kaiserin Gisela hatte ihr noch am Vorabend bestätigt, dass im Anschluss an die Weihe die Möglichkeit bestände, vor den kaiserlichen Richter zu treten. Uta atmete tief durch und schaute auf die dickbauchige Kerze in ihren Händen, die sie soeben unter den Blicken aller Umstehenden entzündet hatte. Die Kerze der Erinnerung. Sie ließ Uta zuerst des immer noch wichtigsten Mannes in ihrem Leben gedenken: Hermann. Auch wenn er seit beinahe sechs Jahren im Kloster lebte, war die Kathedrale doch aus seiner Vision, seinem Traum, erwachsen.
    Und er hatte sie stets an diesem Traum teilhaben lassen! Dass die neue Kathedrale das Zentrum des vorderen Burgbereichs werden wird, hatte er ihr damals in der Turmkammer erklärt.
    Mit nur einer Armeslänge Abstand zwischen sich hatten sie vor dem Fenster gestanden und in den Hof hinabgeschaut. Ob er sich ihre Begegnungen noch ab und an ins Gedächtnis rief, dort drüben in der Einsamkeit des Georgsklosters? Insgeheim wünschte sie sich nichts anderes – denn auch sie tat es, und nicht nur bei Vollmond.
    Ihr nächster Gedanke galt Meister Tassilo, der für den Bau sein Leben gelassen hatte.
    Kaiser Konrad gab der kleinen Prozession das Zeichen, auf das Portal in der Südwand des Kirchenhauses zuzuschreiten. Die Menschen, welche keinen Platz mehr in der

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