Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
Vom Netzwerk:
Wortmitschriften politisch nutzlos. »Wir werden in zwei Mondumläufen reisen. Sämtliches Schreibzeug, das Ihr benötigen werdet, findet Ihr vor Ort.«
    Uta nickte und erhob sich von dem Gebetsbänkchen. Vielleicht konnte sie auf diese Weise ja noch mehr über das Gesetz Kaiser Karls erfahren und noch weitere Schriften dazu einsehen. Äbtissin Adelheid folgte den Bewegungen ihrer Schutzbefohlenen und machte den Fleck auf dem neuen hölzernen Boden ihrer Zelle aus. »Davor erstellt Ihr mir aber auf jeden Fall noch einen neuen Psalter und eine Abschrift des Werkes, das Schwester Alwine nur unter Protest herzugeben bereit war.«
    »Eine Abschrift des Hortulus und einhundertfünfzig Psalmen in nur zwei Mondumläufen? Das ist …«, erwiderte Uta, doch die Äbtissin bedeutete ihr zu schweigen.
    »Dass Ihr immer das letzte Worte haben müsst.« Adelheids Blick glitt abfällig über Utas Schleier. »Damit macht Ihr Euch des Ungehorsams schuldig.«
    Uta senkte den Kopf und begann zu rechnen. Sofern sie jeden heiligen siebten Tag und die Nächte durcharbeitete, wäre der Auftrag zu schaffen. Doch mit vereinten Kräften ging es immer noch am schnellsten. »Vielleicht könnte Schwester Radegunde mir helfen«, schlug sie deswegen vor.
    »Wie kommt Ihr nur darauf, Uta von Ballenstedt? Schwester Radegundes Schrift gleicht einem Hühnerschiss!«
    Uta wollte schon widersprechen, weil sie Radegundes Schrift kannte, doch die Äbtissin kam ihr erneut zuvor. »Bitte geht nun und nehmt Euch Eurer Arbeit an. Oder habt Ihr etwa Zeit zu verschenken?«
    »Nein, Äbtissin Adelheid.«
    »Aber vorher, Schwester Uta«, Adelheid senkte ihren Blick auf den Boden vor dem Gebetsbänkchen, »entfernt Ihr noch den Tintenfleck dort unten.«
    »Ja, Äbtissin Adelheid.« Uta nahm ihre Schreibutensilien und verließ die Kammer, um sich Wasser und einen Reinigungslappen geben zu lassen.
    »Hier, trink das noch.« Alwine reichte Uta einen Becher mit gelblichem Inhalt. »Das gibt dir Kraft und vermag den Schlaf zumindest für die Zeit deiner Reise zu ersetzen.« Sie waren inzwischen zum vertrauten »Du« übergegangen.
    Uta erhob sich, reckte die Glieder und nahm einen großen Schluck. Es war der Morgen vor dem Fest des heiligen Augustinus.
    Alwine fuhr ihr mit kreisenden Bewegungen über die Schultern. »Hast du dein Bündel gepackt?«
    »Ja«, bestätigte Uta, stellte den Becher auf den Tisch vor sich und ließ den Kopf genüsslich ob der kleinen Massage auf die Brust sinken. »Es befindet sich drüben in der Zelle. Ich muss es nur noch holen.«
    »Und den Psalter hast du auch geschafft?«
    Uta nickte. Schließlich hatte Äbtissin Adelheid verlangt, das Büchlein noch vor ihrer Abreise überreicht zu bekommen.
    »Gerade eben, als du in die Schreibstube gekommen bist, habe ich den letzten Buchstaben geschrieben.« Sie griff nach dem Büchlein auf dem Tisch und betrachtete es. Die schnörkellose hölzerne Schutzhülle, in dem es steckte, hatte ihr einer der Knechte geschnitzt. Uta lächelte zufrieden.
    Alwine ließ die Hände von Utas Schulter sinken. »Du bist einfach unübertroffen. Und lass dir von niemandem etwas anderes einreden, hörst du?«
    Uta ließ den Psalter unter dem Gewand verschwinden und nickte verlegen.
    »Versprichst du mir, gut auf dich achtzugeben? Ich glaube, die Welt da draußen ist nicht ganz ungefährlich. Aber auch voller Wunder«, sprach Alwine sehnsüchtig.
    »Ich gebe acht, versprochen!«
    Alwine blickte Uta an. Das Gesicht des Mädchens vor ihr hatte sich während der Zeit im Kloster verändert. Es war auf eine unbeschreibbare Weise heller, strahlender geworden.
    »Und ich werde schauen, dass ich in der Bibliothek in Quedlinburg nach Heilbüchern für dich suchen kann. Ein Stift, das ein goldenes Szepter an seine Äbtissin austeilt, muss einfach einen ebenso glänzenden Bücherbestand haben«, versprach Uta und schmunzelte. »Vielleicht kann ich die Äbtissin sogar überzeugen, einige Abschriften für unser Stift fertigen zu lassen.«
    Alwine lächelte selig. Dann richteten sie einander gegenseitig den Schleier, nickten sich vertraut zu und verabschiedeten sich mit einer innigen Umarmung.
    Die Morgenröte tauchte die Mauern in ein weiches Licht und ließ das Klostergelände friedlich aussehen. Beim Gang durch den Klostergarten hatte das feuchte Gras ihre Fesseln und Zehen in den Riemensandalen erfrischt. Und Alwines Trunk hatte begonnen, seine Wirkung zu entfalten. Uta betrat den Hof mit ihrem Bündel in der Hand.
    Die Knechte

Weitere Kostenlose Bücher