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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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Anspielung auf die Bestrebungen der kaiserlichen Opposition – der auch Herzog Konrad und Gisela von Schwaben angehörten – in ihren Gebieten auch ohne die Zustimmung der Kirche, Entscheidungen fällen zu dürfen. Denn die Entscheidungsgewalt, die nicht die unmittelbare Verwaltung oder Finanzen der Herzöge, sondern weitere Gebiete betraf, hatte Kaiser Heinrich II . den geistlichen Fürsten übertragen.
    »Um die Opposition zu schwächen, hat der Kaiser jüngst einen neuen Vorwurf erhoben.«
    Die Worte Kaiser und Herzog hatten Notburgas Aufmerksamkeit erregt, die nun ebenfalls begann, der Unterhaltung zu folgen.
    »Wie genau lautet der Vorwurf?«, fragte Äbtissin Sophie, deren Gewand, zumindest was die Farbigkeit anging, eher dem einer Geistlichen glich als das ihrer Schwester.
    »Der Vorwurf besagt, dass das Herzogpaar eine kirchenrechtlich unzulässige Verbindung eingegangen ist«, sagte Adelheid und legte ihre Hand auf das Szepter.
    Uta schaute auf und entsann sich sofort der niedergeschriebenen Worte des Abtes Hrabanus Maurus über Inzest, die Schwester Hathui sie in den Unterweisungen gelehrt hatte: Wenn einer seine Schwester als Frau empfängt, die Tochter seines Vaters oder die Tochter seiner Mutter, und ihre Scham sieht, und jene die Scham des Bruders erblickt, dann begehen sie Unzucht: Sie werden im Anblick des Volkes sterben, dafür, dass sie gegenseitig ihre Scham entblößten, und werden ihre Sünde tragen. 4
    »Der Kaiser hat seinem mächtigsten Opponenten Inzest vorgeworfen?«, ereiferte sich Äbtissin Sophie gespielt entsetzt.
    »So ist es«, bestätigte ihr Adelheid. »Und nun braut sich bei den Herzögen etwas zusammen, das nicht gut fürs Kaiserreich ist.«
    »Weshalb der Kaiser nun seine Äbtissinnen damit beauftragt hat, die Lage zu entschärfen«, fasste Äbtissin Sophie zusammen.
    »Wie ich schon sagte, Schwester: Die Einbindung der Äbtissinnen in das weltliche Herrschaftssystem des Reiches ist für den Kaiser die wichtigste Stütze. Wenn wir es schaffen, Gisela von Schwaben zu beschwichtigen und damit auch ihren Gatten, wird uns der Kaiser sehr dankbar sein.«
    Uta sah, wie sich die Äbtissinnen im Schein des lodernden Feuers einvernehmlich zunickten.
    »Schwester Uta«, wandte sich Äbtissin Adelheid an sie. »Ihr schreibt jedes Wort mit, das ich und Herzogin Gisela sagen werden, ohne Ausnahme! Sowieso könnte die Herzogin endlich einmal erscheinen!«
    Uta nickte, brachte sich in die aufrechte Schreiberhaltung und nahm den Federkiel zur Hand.
    »Schwester Notburga, Ihr notiert dagegen alles, was Äbtissin Sophie sagt.«
    »Natürlich«, bestätigte diese und reckte zum Zeichen ihrer Aufmerksamkeit den sehnigen Hals.
    Da klopfte es an der Tür der Arbeitskammer.
    »Tretet doch ein«, bat Äbtissin Adelheid und erhob sich gemeinsam mit ihrer Schwester.
    Aus dem Dunkel der Kammertür trat eine hochgewachsene Frau mit goldblondem, offenem Haar, das ihr in natürlichen Wellen über die Schultern, die Brust und den Rücken hinab bis knapp über den Boden fiel.
    Utas Augen weiteten sich vor Staunen. Sie legte den Federkiel ab und betrachtete die Herzogin genauer. Ihren Eheschleier hatte Gisela von Schwaben nicht wie allgemein üblich ab den Ohren um den Hals gewickelt. Das gelbgoldene Seidentuch war durch zwei funkelnde Goldklemmen so im Haar befestigt, dass es locker seitlich des Halses über den Rücken hinabglitt und dadurch die helle Haut an Hals und Dekolleté freigab. In ein weißgoldenes Kleid mit weiten Ärmeln gehüllt, schritt Herzogin Gisela mit einem einnehmenden Lächeln auf die beiden Äbtissinnen zu.
    Adelheids Blick glitt unverhohlen über den stark gewölbten Leib der Herzogin. »Seid willkommen in Quedlinburg, Hoheit.«
    Gisela von Schwaben senkte den Kopf zur Begrüßung. »Im Namen Herzog Konrads darf ich mich für Eure Einladung nach Quedlinburg bedanken, Äbtissin.« Sie gab zwei Bewaffneten hinter sich das Zeichen, die Tür von außen zu schließen, und suchte darauf den Raum mit den Augen ab. »Wer hört unsere Gespräche mit?« Sie blickte zu den Pulten.
    Äbtissin Adelheid wandte den Blick nicht von der Herzogin.
    »Zwei Gernroder Schreiberinnen. Notburga von Hildesheim und Uta von Ballenstedt. Sie werden unser Gespräch notieren.«
    Der Blick der Herzogin ruhte zuerst auf der Hildesheimerin – die sie im Schein des Kaminlichts noch gut auszumachen vermochte. Danach erfasste sie Utas Umrisse, die gebannt von Giselas Erscheinung noch kein Wort aufs Pergament gebracht

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