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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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Äbtissinnen verlangen nach Euch, Schwester Uta.« Als Jelenka die Schreibstube betreten hatte, war Uta gerade in ein Buch über die Aufgaben der königlichen Sendboten vertieft gewesen. »Ich komme«, sagte sie nun.
    »Die Äbtissin ist ungeduldig«, drängte die Quedlinburgerin.
    »Lasst uns eilen.« Jelenka begleitete Uta zur Arbeitskammer. Uta schwante nichts Gutes, als die beiden Äbtissinnen sie an der Seite von Notburga empfingen.
    »Schwester Jelenka, Ihr könnt gehen«, sagte Adelheid und umfasste ihr Lilienszepter. Die Angesprochene knickste und verließ die Kammer.
    »Wo seid Ihr so lange gewesen?«, forderte Äbtissin Adelheid zu wissen.
    »In der Schreibstube«, entgegnete Uta, die sich keiner Schuld bewusst war. »Ich habe gelesen.« Ihr Blick glitt unsicher über die drei Gesichter vor ihr.
    »Ich habe Euch nicht zu Eurem Vergnügen mit nach Quedlinburg genommen!«, sagte Äbtissin Adelheid.
    Uta vermochte kein Unrecht zu erkennen, schließlich hatte die Äbtissin ihr für den gesprächsfreien Tag keine weiteren Aufgaben übertragen.
    »Wir ließen Euch rufen, um Eure Mitschriften auszuwerten.« Uta atmete auf, denn die hatte sie zur Zufriedenheit der Stiftsoberin erledigt.
    »Schwester Notburga hat ausgezeichnete Arbeit geleistet«, erklärte nun Äbtissin Sophie, zeigte auf mehrere Pergamente, die auf dem Schreibtisch hinter ihnen ausgebreitet waren, und ging zu ihnen hinüber. Uta folgte ihr dorthin. Die Kleckse und wirren Linien waren von den Pergamenten der Mitschwester verschwunden. Auf den ersten Blick schien Notburga ihre Mitschriften wortwörtlich abgeschrieben zu haben.
    »Schwester Notburga hatte meine Mitschriften verwahrt«, sagte Uta an Äbtissin Adelheid gewandt.
    »Eure Mitschriften?«, wunderte sich Notburga großspurig.
    Uta hielte inne. »Aber, Ihr wolltet doch …«, begann sie, wurde jedoch unverzüglich von Notburga unterbrochen. »Warum sollte ich Eure Mitschriften für Euch verwahren?« Notburga schüttelte unschuldig den Kopf, während sie innerlich grinste – für Utas Mitschriften hatte sie schon längst einen besonderen Verwahrungsort gefunden. »Ich habe sie nicht einmal aus der Ferne zu Gesicht bekommen«, erklärte sie hochmütig.
    Uta schaute Notburga entsetzt an, die sie ihrerseits mit dem Rücken zu den Stiftsoberinnen mit einem breiten Lächeln bedachte.
    »Uta von Ballenstedt, Ihr scheint die Bedeutung der Gesprächsprotokolle zu verkennen.« Äbtissin Adelheid war so nah vor ihre Sanctimoniale getreten, dass Uta den Geruch von Zwiebeln und saurem Wein in Adelheids Atem ausmachen konnte. Sie wich zurück, doch die Äbtissin kam noch näher.
    »Ihr selbst seid für die Verwahrung der Pergamente zuständig, niemand sonst! Bis heute Abend wünsche ich Eure Mitschriften auf meinem Schreibtisch, ansonsten habt Ihr das letzte Mal eine Schreibstube von innen gesehen!«
    Uta erstarrte. Die Äbtissin wollte ihr den Zugang zu den Büchern verbieten? Sie musste sich sofort hinsetzen, um das Gesagte der letzten Tage in ihr Gedächtnis zurückzurufen und nochmals niederzuschreiben. »Ihr werdet das Protokoll bekommen«, antwortete sie mit fester Stimme, verließ nach einem kurzen Knicks die Kammer und hielt eilig auf die Schreibstube zu. Dabei wirbelten ihr bereits die ersten Sätze des Protokolls durch den Kopf. Wir haben vernommen, dass Euer Gatte Herzog Konrad dem erlauchten Kaiser auf dem nächsten Hoftag entgegenzutreten wünscht, hatte Adelheid begonnen. Die herzogliche Antwort hatte gelautet: Es entspricht der Wahrheit, dass mein Gatte ein Gespräch mit dem Kaiser wünscht.
    In der Schreibstube angekommen, reichte ihr Schwester Monika mit aufmunternden Worten die Schreibutensilien und bot ihr ein Pult am Fenster an. Sobald sie ihr Kreuz durchgestreckt hatte, Kiel, Tinte und Löschsand in Griffweite wusste, begann ihr ihre innere Stimme das Protokoll des ersten Tages zu diktieren. Ein Hoftag wäre das geeignete Instrument, um einige wesentliche Punkte mit dem Kaiser zu erörtern.
    Uta schrieb den gesamten Nachmittag. Von den anderen Schwestern ließ sie sich für das Abendmahl entschuldigen. Ihre Mitschriften des zweiten Tages kamen ihr nicht weniger schnell in den Kopf, lag dieses Gespräch doch noch nicht einmal achtundvierzig Stunden zurück. Als Schwester Jelenka die Schreibstube für die Nachtruhe abschließen wollte, legte Uta den Kiel beiseite. »Habt Dank für Eure Geduld, Schwester Jelenka«, sagte sie und machte sich mit sieben beschriebenen Pergamenten auf den

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