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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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Erzbischof Aribo dem neuen Reichsherrscher gerade den königlichen Ring an den Finger und übergab ihm schließlich das Szepter und den Stab mit dem eingearbeiteten Splitter vom Kreuze Christi.
    Uta vermochte nicht, sich von dem Markgrafensohn abzuwenden. Er war der Einzige, der damals versucht hatte, ihr zu helfen, und er lächelte noch immer. Sogar als er von seinem Nachbarn angesprochen wurde, nahm er den Blick nicht von ihr. Unverändert melancholisch lächelnd schaute er zu ihr herüber, und Uta erinnerte sich, wie nachdenklich er beim Gastmahl auf der heimatlichen Burg über das eheliche Vertrauensband gesprochen hatte und wie gelassen er ihrem erzürnten Vater entgegengetreten war.
    »Uta, schau doch!«, stupste Adriana sie erneut an.
    Uta schaute sich orientierungslos um. »Wie bitte?«
    »Unser neuer König besteigt den Thron!« Adriana blickte zum Altar, vor den inzwischen ein prächtiger Stuhl gestellt worden war, in den sich Konrad sinken ließ, um die anschließenden Worte der Segnung zu empfangen.
    Uta nickte flüchtig. »Behüte dein Hinausgehen und dein Kommen, von nun an und bis in alle Ewigkeit«, fiel sie mehrere Herzschläge später in den Menschenchor mit ein, der die segnenden Worte des Erzbischofs wiederholte.
    Die Würdenträger und Gäste der Krönungszeremonie zogen hinter dem König feierlich aus der Mainzer Kathedrale. Auch Uta verließ zusammen mit den Hofdamen im Gefolge Herzogin Giselas das Gotteshaus und schloss sich der Prozession an, die über einen Umweg über die Rheinwiesen zum Bischofspalast führte, in dem das Krönungsmahl eingenommen werden würde. Zur Rechten König Konrads, an der Spitze des Zuges, ritt Erzbischof Aribo. Hinter ihnen hielten die Salbungsbischöfe Szepter und Stab aus ihren Sänften, um den Massen die Bestärkung des göttlichen Willens zu demonstrieren. Die Prozession bog aus der Kathedrale kommend die breite Gasse zum Rhein hinab. Die Bewohner und Besucher von Mainz begleiteten den Zug am Wegesrand. Viel Volk war angereist, um an der Göttlichkeit des neuen Königs teilzuhaben. Ein nicht minderes Interesse galt jedoch der noch ungekrönten Königin, die auf dem Weg zum Bischofspalast in alle Richtungen winkte und immer wieder nach vorne zu ihrem König schaute. An den Rheinwiesen verbreiterten sich der Weg und damit auch die Reihen des Prozessionszugs, so dass die Reichsfürsten, die hinter den Sänften der Salbungsbischöfe ritten, ihre Pferde beruhigen konnten, die in den engen Gässchen gerade noch unruhig hin und her getänzelt waren.
    »Seht doch«, sagte Mechthild und wies auf ein anmutiges Gebäude in der Ferne. »Der Bischofspalast ist riesig.«
    Adriana und Elisabeth holten zu Mechthild auf, die ihr Pferd gezügelt hatte, um besser sehen zu können.
    »Hast du das perlenbesetzte Gewand der Dame hinter der Herzogin gesehen?« Gretes helles Haar leuchtete mit den Sonnenstrahlen um die Wette.
    »Wie meinst du?«, fragte Uta und wandte sich Grete zu.
    Die schwärmte weiter. »Bestimmt waren mehr als tausend Perlen auf ihrem Gewand aufgenäht.«
    Daran erinnerte sich Uta nicht. »In deinem Hellblau siehst du mindestens genauso reizend aus«, gab sie stattdessen zurück.
    »Liebreiz bemisst sich nicht zwingend an der Anzahl der Perlen auf dem Gewand der Trägerin.«
    Grete strahlte Uta von der Seite an.
    »Meine Freundin Alwine besaß olivfarbene Haut und dunkle Augen«, erinnerte sich Uta mit einem seligen Lächeln. »Sie trug nie etwas anderes als einen Schleier und ein schlichtes schwarz-weißes Klostergewand. Vielleicht war sie gerade deswegen so unverfälscht schön anzuschauen.« Die Erkenntnis war Uta eben erst gekommen, in Gernrode hatte sie nie darüber nachgedacht.
    »Eine grünliche Haut, sagtest du?«, fragte Grete verwundert nach. »So einen Menschen habe ich noch nie gesehen. Das muss ich gleich Mechthild erzählen!« Sie drückte ihrem Pferd die Fersen in die Flanken und holte zu den anderen Hofdamen auf.
    Derweil bat Uta den Allmächtigen um Gesundheit für Alwine und darum, dass sich diese weiterhin so leidenschaftlich der Heilkunde widmen durfte. Dabei vernahm sie die Stimme Alwines und sah die Freundin vor sich, wie sie aus dem Hortulus vorlas und den Kräutergarten pflegte. Sie lächelte bei dieser herzerwärmenden Erinnerung und blickte versonnen vor sich hin.
    »Verzeiht«, sprach sie jemand von der Seite an.
    Uta zuckte zusammen und musste sich erst einmal orientieren.
    Sie sah die anderen Hofdamen ein ganzes Stück vor sich

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