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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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Kirchen, die sie an der Seite der Herzogin betreten hatte, nach Jerusalem geostet.
    »Gleich kommt das Öl«, flüsterte Adriana und zog Uta am Arm. Die schaute daraufhin pflichtbewusst wieder zum Altar, bewunderte aber keinen Atemzug später staunend die geweißten Wände des Querhauses im Westen, aus denen Säulen hervorwuchsen, die in luftiger Höhe einen, ähnlich dem Dach, zerstörten Triumphbogen stemmten.
    »So wollen wir uns erheben«, forderte der Erzbischof den Herzog, die Salbungsbischöfe und schließlich auch alle anderen auf und trat vor den Altar. »Ihr werdet nun die Erklärung über die gerechten Prinzipien Eures herrschaftlichen Handelns abgeben.« Unter Gewänderrascheln erhoben sich die Versammelten in den Kirchenschiffen.
    Herzog Konrad wandte sich dem Mainzer Erzbischof zu.
    »Ich erkläre, dass ich die Kirche und das Volk schützen und fromm regieren werde. Mit der Hilfe Gottes.«
    Zur Salbung traten die sieben Bischöfe vor Herzog Konrad und rieben ihm mit heiligem Olivenöl Haupt, Brust und Schulterblätter ein.
    »Jetzt ist er der neue König des Ostfrankenreichs«, flüsterte Mechthild, die die Zeremonie an Utas rechter Seite verfolgte, dieser aufgeregt zu. »Der Herzog hätte sich keinen schöneren Tag als den Festtag der Geburt der Jungfrau Maria für seine Krönung aussuchen können.«
    Adriana und Uta nickten beeindruckt.
    »Es gefiel ihm zu erniedrigen, den zu erhöhen, er sich vornahm«, pries der Erzbischof den König, der wie Abraham die göttliche Prüfung bestanden hatte. Dann sprach er weiter:
    »Nicht ohne Absicht hat Gott dich geprüft. Er ließ dich die Huld deines Vorgängers, Kaiser Heinrich, verlieren und wiedererlangen.« 14
    Die Huld Kaiser Heinrichs verloren? Uta horchte auf. Der Erzbischof spielte auf den Nah-Ehe-Vorwurf an, den der Kaiser nicht hatte abweisen wollen. Drohte er damit dem neuen Königspaar, die Inzestbeschuldigung für den Fall wieder hervorzuholen, dass erneut Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen auftreten würden? Aribo von Mainz, wie er dort vorne steif und mit seltsam lauerndem Blick deklamierte, war ihr unangenehm.
    »Du hast Unrecht erduldet, damit du dich jetzt derer zu erbarmen verstehst, die Unrecht erleiden«, fuhr der Erzbischof mit donnernder Stimme fort. »Zur höchsten Würde bist du damit aufgestiegen, ein Stellvertreter Christi bist du.« 15 Die Predigt endete mit der Ermahnung, als König Recht und Frieden zu wahren, Gerechtigkeit zu üben und die Kirchen, Priester, Witwen und Waisen zu schützen.
    Als Nächstes vollzog der Mainzer Erzbischof die Krönung. Dazu legten zwei der Salbungsbischöfe Herzog Konrad den Krönungsmantel an, ein dritter setzte ihm die Reichskrone, die in Form eines Oktagons auf den achten Weltentag, den Tag des Jüngsten Gerichts, hinwies, auf das Haupt.
    »Uta?«, flüsterte Mechthild. »Merkst du es denn nicht?«
    Uta schaute die Hofdame irritiert an. »Was soll ich nicht merken?«
    Mechthild hob vor Entzücken die Schultern. »Er schaut dich an.«
    Uta blickte zuerst zum Altar und dann zu den Zuschauern, konnte aber niemanden ausfindig machen, der sie ansah. »Du siehst Gespenster, Mechthild.«
    Eine Dame vor ihnen, mit ausladendem Gewand und spitzer Nase, drehte sich zu ihnen um und legte mahnend den Finger auf den Mund. Nach einer Geste der Entschuldigung wandte sich Mechthild wieder Uta zu, deutete auf das südliche Ende des Langschiffs und formte mit den Lippen: »Er, dort drüben!«
    Uta, die wie Adriana Mechthilds Fingerzeig gefolgt war, erkannte das Gesicht des Mannes, der sie unverwandt anschaute, augenblicklich.
    »Der Markgrafensohn Hermann von Naumburg«, sprach Uta kaum hörbar vor sich hin. Verwirrt senkte sie den Kopf und spürte, dass sich ihr Puls beschleunigte. Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er Zeuge des schrecklichen Vorfalls im Ballenstedter Buchenforst gewesen, wo er sie mit entblößter Scham auf dem Waldboden unter Volkard aus dem Hardagau hatte liegen sehen.
    »Fein sieht er aus, in edlen Stoff gekleidet«, flüsterte Adriana und kicherte.
    »Das ist mit Goldfäden durchwirkte Seide!«, glaubte Mechthild zu wissen. »Die leuchtet auf, sobald nur ein einziger Sonnenstrahl auf sie fällt.«
    Uta hob den Kopf erneut in Richtung des südlichen Langschiffs, um sich zu vergewissern, dass sie sich auch wirklich nicht getäuscht hatte.
    Auch ihren zweiten Blick fing Hermann von Naumburg auf und lächelte, anscheinend wenig beeindruckt von den Vorgängen am Altar. Dort steckte

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