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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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auf dem Schlachtfeld die Ewigkeit des Todes fühlte. Caradoc umfing ihr Handgelenk und drehte es herum und küsste die zarte Haut auf der Innenseite, wo ihr Puls in einem neuen Rhythmus raste, der sich veränderte, als er seinen Mund auf ihren presste und dann zärtlich mit seinen Zähnen an ihren Lippen zu knabbern begann. Breaca vergrub ihre Finger in der goldenen Seide seines Haares, ließ ihre Hände liebkosend über seinen Hals und seine Schultern wandern, bis sie schließlich, eng umschlungen, auf das Bärenfell hinunterglitten. Die Nacht war warm, der Pelz unter ihnen weich und behaglich.
    Es war in jeder Hinsicht und zugleich in keiner so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Caradoc war ein geschickter Liebhaber, aber nicht bei ihr; sie war an andere Rhythmen gewöhnt. Sie kämpften darum, ihre Kleider abzustreifen und ihre Privatsphäre zu wahren an einem Ort, der auf der Nordseite des Flusses lag, in Hörweite jedes Mannes, jeder Frau und jedes Kindes, die noch am Leben waren. Beide hatten die verzweifelten Liebesakte anderer Kriegerinnen und Krieger beobachtet, die durch die gemeinsam erlebte Nähe des Todes nach der Schlacht zusammengefunden hatten; sie hatten das Bedürfnis, nicht der gleichen Verzweiflung anheim zu fallen, sondern sich in Muße zu lieben, unbeobachtet vom Rest der Welt. Die Götter lächelten auf sie herab und schickten den Nebel, um sie einzuhüllen und die Welt um sie herum auszusperren. Später, als der Nebel noch immer dicht war, hätte die Welt sich an sie heranschleichen können, um zuzuschauen, und sie hätten nichts davon bemerkt.
    Breaca hatte nicht das Bedürfnis zu schlafen. Nebelschwaden wirbelten um sie herum, von den Farben des Feuers erfüllt. Sie lag mit Caradoc unter dem Umhang, eingehüllt in den moschusartigen Duft ihres Liebesspiels, während sie ihn eingehend erforschte. Sie fand und zählte die Narben auf seinem Körper, während sie die jeweilige Waffe benannte und die Fehler, die er gemacht hatte, die überhaupt erst zu diesen Verletzungen geführt hatten. Er gab seine Fehler zu und tat dann das Gleiche bei ihr, um schließlich auf dem Zeichen des Schlangenspeers innezuhalten, das in die Haut ihres Unterarms eintätowiert war. Er zeichnete das Symbol zart mit der Fingerspitze nach, eine Berührung, die bewirkte, dass sich die feinen Härchen in ihrem Nacken aufrichteten. »Als wir uns das erste Mal begegnet sind, hast du diese Tätowierung noch nicht gehabt, und auch nicht in der Nacht der Kriegerprüfung.«
    »Nein. Maroc hat den Schlangenspeer erst später eintätowiert, nachdem ich zur ranghöchsten Kriegerin ernannt worden war. Er hatte einen Traum und sagte, ich sollte das Zeichen an einer Stelle tragen, wo es zu sehen sein würde, auch wenn ich meinen Schild nicht dabei hätte. Er wollte mir aber nicht den Inhalt seines Traums erzählen.«
    »Der Schlangenspeer ist jetzt jedermanns Kampfzeichen, hast du das gewusst? Ich habe gestern Abend gesehen, wie die Krieger ihn auf ihre Schilde malten; das Symbol des sicheren Sieges. Wir werden morgen mit seinem Schutz kämpfen - oder vielmehr heute.« Sie hatten den Krieg vollkommen vergessen. Jetzt kehrte er plötzlich wieder in ihr Bewusstsein zurück und vernichtete die Freude. Caradocs Blick umwölkte sich. »Lass dich nicht von ihnen töten.«
    »Das hatte ich eigentlich auch nicht vor.«
    »Es sei denn, sie töten Airmid.« Es war nur halb im Scherz gesagt.
    »Oder dich.« Seine Hand lag noch immer auf ihrem Arm, bedeckte das Traumzeichen. Breaca hatte ihn bereits auf ein solches Zeichen hin erforscht und keines gefunden; sie hatte im Grunde auch nicht erwartet, eines zu finden. »Du hast keinen Traum, kein Zeichen auf deinem Schild«, sagte sie. »Wie kann der Krieger der Drei Stämme keinen Traum haben?« Sie hatte ihn das schon immer fragen wollen, hatte aber nicht das Recht dazu gehabt; nur nahe Verwandte oder Geliebte durften etwas so Persönliches fragen. Das Wissen, dass sie jetzt das Recht dazu hatte, ließ Breaca abermals dahinschmelzen, und sie beugte sich über ihn und küsste ihn zärtlich. Ihren warmen Atem trinkend, sagte er: »Mein Traum ist der Adler.«
    »Natürlich.« Sie hätte das eigentlich wissen müssen. Er war davon durchdrungen, war bis in den Kern seines Wesens davon erfüllt. Sie erinnerte sich wieder an die triumphierende Freude, die sie fühlte, als sie geglaubt hatte, der Adler könnte ihre Vision sein. Sie umarmte Caradoc fest und drückte ihn an sich. »Dein Vater hätte sich

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