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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Sag ihnen, was los ist. Bring sie so schnell wie möglich zum Teich.«
    »Und was ist, wenn ich sie nicht finden kann?«
    »Dann blas das Horn, das die Ratsversammlung einberuft. Wenn sie das Signal hören, werden sie schon kommen.«
    »Das ist ein Sakrileg!«
    »Nur wenn man es ohne triftigen Grund tut. Und einen triftigeren Grund als diesen gibt es nicht. Tu es einfach.« Die Stute schwenkte herum, fast kerzengerade auf der Hinterhand aufgerichtet. Bán pfiff nach Hail, und dann waren sie auch schon verschwunden.
     
    Das Wettrennen hatte bereits begonnen. Die Rennstrecke folgte einem Pfad am Flussufer entlang, dann bog sie landeinwärts ab und schlängelte sich durch die Wälder, um schließlich wieder auf den Fluss zu treffen. Es war schwierig, diese Strecke zu laufen, aber nicht unmöglich. Sie in gestrecktem Galopp abzureiten und noch dazu bei Dunkelheit war jedoch der helle Wahnsinn. Bán hielt den Kopf gesenkt und umklammerte die Taille seiner Schwester mit beiden Armen, während Breaca die graue Stute bis an ihre Grenzen trieb. Zweige peitschten ihre Gesichter, um rote Striemen auf ihrer Haut zu hinterlassen, und der Pfad beschrieb tückische Kurven und Windungen, aber sie hielten sich wacker.
    In unmittelbarer Nähe des Flusses kam der Pfad wieder zwischen den Bäumen hervor. Der Geruch von Schlamm und das Rauschen des Flusses überfluteten Báns Sinne. Die Scheibe des Mondes beleuchtete das Wasser, so dass Bán gleich zweimal die Gestalt des Hasen sehen konnte, der auf der Oberfläche lebte: Nemains Tier. Gewöhnlich war es ihr Zeichen, mit dem sie ihm zu verstehen gab, dass die Jagdaussichten gut waren. Heute fühlte es sich jedoch so an, als ob die Göttin den Atem anhielte und wartete, um zu sehen, wer es wagte, ihren Teich zu entweihen.
    »Da drüben, bei der Furt! Caradoc liegt an der Spitze.«
    Der Fluss strömte wild und weiß schäumend dahin. Bán zwang sich, zu der schmalen Stelle hinüberzublicken, wo der Eichenstamm das Wasser überspannte. Die um die Wette rennenden Männer waren nur als kleine Gestalten in der Ferne zu erkennen, und ihre Körper verschmolzen mit der Umgebung. Caradoc war allerdings leicht auszumachen, denn sein helles Haar hob ihn selbst noch aus großer Entfernung hervor. Auf der Landspitze, durchnässt von der See und dem peitschenden Schneeregen, hatte es die Farbe von altem Stroh gehabt. Jetzt - in trockenem Zustand, geschnitten und gekämmt - fing es das silbrige Licht des Mondes ein und glänzte wie poliertes Metall. Tagos lag ein paar Schritte hinter ihm, dicht gefolgt von Dubornos. Der Römer war schwerer zu erkennen; sein Haar und sein Körper waren so dunkel, dass er, hätte er ganz still gestanden, fast unsichtbar gewesen wäre. Als sich die Horde der Läufer verteilte, konnte man sehen, dass er eine Armlänge hinter Tagos und Dubornos herrannte.
    »Der Römer hält sich immer noch zurück.« Es war eindeutig an der Art zu erkennen, wie er lief. Bán rief seine Worte laut heraus, nicht sicher, ob Breaca ihn hören konnte.
    »Jetzt nicht mehr.«
    Sie hatte Recht. Der Mann hatte sich Dubornos’ Drohung offenbar zu Herzen genommen. Vielleicht befürchtete er auch, dass die morgige Ratsversammlung seinen Tod beschließen würde, und hatte daraufhin entschieden, endlich zu zeigen, wer er wirklich war. Wie auch immer, nachdem er sich auf dem Flusspfad warm gelaufen hatte, legte er plötzlich los und setzte in genau dem Moment zu einem verblüffenden Sprint an, als Caradoc langsamer wurde, um sich dem Eichenbalken zu nähern. Tagos wurde von dem Geschehen völlig überrumpelt; weder sah noch hörte er den Schatten, der ihm von hinten auf den Leib rückte, bis er an ihm vorbeigeflitzt war. Dubornos war unmittelbar vor dem Römer hergerannt und hatte vielleicht mit dessen Schachzug gerechnet. Er beschleunigte sein Tempo, um mit dem Fremden mitzuhalten, und überholte Tagos auf der anderen Seite.
    Die Schuld an dem, was als Nächstes passierte, trug Dubornos; darüber sollten sich später alle einig sein. Er war in den Sommern, seit die Eiche gefällt worden war, schon unzählige Male über den Baumstamm gegangen, und er wusste, dass das Holz morsch und brüchig war und nicht mehr als einen Mann gleichzeitig tragen konnte. Von dem Römer hätte man nicht erwarten können, dass er das wusste, und deshalb hätte Dubornos derjenige sein sollen, der sich zurückhielt, als sie beide den Stamm erreichten.
    Er tat es aber nicht. Caradoc hatte den Fluss schon zur Hälfte

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