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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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seiner Vergangenheit. Er suchte nach den Parallelen zwischen dem Gewesenen und der Gegenwart, und es war das Letztere, das ihn mehr als irgendetwas anderes beschäftigte.
    Luain mac Calma war in seinem dreizehnten Lebensjahr gewesen, als das letzte römische Kriegsschiff vor der Ostküste Britanniens auf Grund gelaufen war. Damals hatte es keine Versammlung der Ältesten gegeben. Das Schiff war in trinovantischen Gewässern gesunken, und Cunobelin, Kriegsherrscher der Catuvellauner und kürzlich ernannter Anführer der Trinovanter, hatte sich über alle Ersuche, diese Angelegenheit dem Ältestenrat vorzulegen, hinweggesetzt. Stattdessen hatte er beschlossen, sich auf guten Fuß mit Rom zu stellen, indem er sowohl die Männer als auch die Schiffe wohlbehalten zum Imperator Tiberius zurückschickte. Mehr noch als alle anderen Ereignisse während seiner bis zum heutigen Tag dauernden Herrschaft hatte ihn dieser eine Akt als einen Freund des Feindes gekennzeichnet. Die Nachricht hatte sich wie ein Lauffeuer im gesamten Land verbreitet, von der großen Festung im Süden, wo er Hof hielt, durch das Gebiet der Catuvellauner bis zu den weit entfernt im westlichen Zipfel des Landes wohnenden Dumonii, bevor sie sich schließlich nach rechts wandte und die Küste hinaufeilte, durch das Territorium der Silurer hindurch zu den Ordovizern und über die öde, unfruchtbare Ebene der Menaier geradewegs zu den heiligen Hainen von Mona selbst. Luain war gerade im Dienst der Ältesten beschäftigt gewesen, als der Kurier das Große Versammlungshaus auf Mona erreicht hatte. Er hatte gesehen, wie dem Mann für seine Dienste ein vergoldetes Eichenblatt überreicht und wie dessen spreizfüßiger Wallach gegen eine Stute von weitaus besserer Qualität eingetauscht worden war, die zudem auch noch mit einem wertvollen Fohlen trächtig war. Darüber hinaus hatte er aber nichts gesehen. Die Ältesten hatten den Rat mit einer Eile einberufen, die ihn überraschte, und als sie nach zweitägiger Beratung wieder herauskamen, schmuddelig und erhitzt und unter Schlafmangel leidend, hatte es keiner von ihnen für nötig gehalten, die Fragen eines neugierigen Jünglings zu beantworten.
    Es war das erste Mal gewesen, dass mac Calma gespürt hatte, wie der Zeitplan der Götter gegen ihn arbeitete. Wenn Germanicus nur ein Jahr länger gewartet hätte, um seine Truppen an den Ozean zu verlieren, wäre der junge Träumer bereits ein vollwertiges Mitglied des Rats gewesen und hätte gehört, wie die Gesetze ausgelegt und untersucht wurden, hätte die abwägenden Argumente beider Seiten vernommen und das endgültige Urteil mit seiner Kette von Strafen und Aktionen verstanden. Doch so wie die Dinge lagen, saß er nun am Rande einer anderen Versammlung, geleitet von anderen Menschen, und musste feststellen, dass sein Herz ihn in die eine Richtung wies, sein Verstand hingegen in die andere, und dass die Gesetze der Götter sich in beide Richtungen wandten, beziehungsweise in keine von beiden. Was ungünstig war, denn man stellte ihm Fragen.
    »... wenn wir nun die Ansichten von Luain mac Calma aus Irland, angereist aus Mona, hören dürften?«
    Das war schon das zweite Mal, dass die ältere Großmutter seinen Namen genannt hatte, und der Klang ihrer Stimme riss ihn schließlich aus seiner Gedankenverlorenheit. Sie gab eine gute Leiterin der Ratsversammlung ab. Trotz der verschrumpelten Haut, des lahmen Beins und des spärlichen Haares hatte sie eine Stimme, die selbst noch bis zu den entferntesten Rändern des Zirkels vordringen konnte, und sie besaß die unbestrittene Autorität des Alters. In den Stunden, die seit dem Hornsignal zur Eröffnung der Ratssitzung vergangen waren, hatte sie mit großem Geschick das empfindliche Gleichgewicht zwischen den Fraktionen gewahrt. Sie saß im Westen, dem Ort der tiefsten Träume. Ihre Dachsfellrobe schimmerte weißfleckig in der Dunkelheit, und die Haube aus Habichtshaut auf ihrem Kopf schien ein Eigenleben angenommen zu haben. Sogar von Luains weit entferntem Platz aus konnte man in jeder ihrer Gesten die Macht der Götter erkennen, und selbst wenn es die Großmutter die letzten Tage ihres Lebens gekostet hätte, dies zu vollbringen, so waren nur wenige anwesend, die dies bemerkt hätten, und noch weniger, die später auch nur ein Wort darüber verloren.
    »Nun?« Sie war zwar keine Träumerin, doch sie besaß Autorität, und die Wirkung war nahezu die gleiche. Ihre voll tönende Stimme drang in Luains Brust ein und ließ

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