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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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»Weil ich immer noch die Hoffnung habe, dass sie mich gehen lassen könnten. Meine Götter mögen hier zwar schwächer sein, aber ich habe mein Leben schon öfter in ihre Hände gelegt, als ich zählen kann, und sie haben mich nie im Stich gelassen. Ich glaube nicht, dass sie mich vor dem nassen Tod auf See bewahrt haben, damit ich jetzt hier sterbe. Wenn ich Recht behalte, dann habe ich also immer noch die Chance, als freier Mann zu meiner Einheit zurückzukehren.«
    »Und dann würdest du zudem als jemand zurückkehren, der die Klingen der Eceni kennen gelernt hat. Wäre das denn so schlimm?«
    »Das wäre dann schlimm, wenn Tiberius einen weiteren Angriff auf Britannien anordnen sollte. Was würden wir tun, du und ich, wenn wir uns in einer Schlacht plötzlich auf gegnerischen Seiten wieder finden würden und du dein Schwert schwingen würdest?« Er blickte sie unverwandt an; die Panik, die sie zuvor in seinen Augen gesehen hatte, war nun verflogen, oder vielleicht hatte er sie auch nur besser unter Kontrolle. In seinem Lächeln lag aufrichtiges Bedauern. »Ich mag zwar nicht an deine Götter glauben, aber ich habe doch auch nicht das Bedürfnis, sie zu beleidigen, so lange ich von ihrer Gnade abhängig bin. Und genau das täte ich, wenn ich nun in gutem Glauben dein Schwert nehmen würde, zugleich aber den Hintergedanken hätte, dass mir dieses Wissen eines Tages einmal im Kampf gegen euch nützen könnte.«
    Das war ganz und gar nicht das, was Breaca erwartet hatte. Schockiert erwiderte sie: »Du würdest also von uns gehen, und obwohl du uns jetzt kennen gelernt hast, bei einer neuen Invasion trotzdem gegen uns kämpfen, wenn das dein Volk von dir verlangen würde?«
    »Ja. Würdest du das nicht tun?«
    »Natürlich nicht. Ich bin eine Eceni. Wir fallen nicht in fremdes Territorium ein.«
    Vom Großen Versammlungshaus ertönte nun ein Horn, das Signal zum Beginn der Ratssitzung. Die Gesetze der Gastfreundschaft verboten es Breaca, den Römer allein gehen zu lassen. Sie bot ihm ein Pferd an, und gemeinsam ritten sie den Pfad zwischen den Koppeln entlang, um der Ratsversammlung beizuwohnen.
     
    Die ältere Großmutter stand in der Tür. Eine Robe aus Dachsfell fiel über ihre Schultern herab und ließ sie breiter und kräftiger erscheinen, als sie eigentlich war. Die Habichtshaut, die ihren Kopf umschloss, war über und über mit Federn bestückt und verbarg ihr dünnes Haar. Der Vogelschädel mit Schnabel in ihrer Hand, den sie als Zeigestab verwendete, war so weiß wie Kreide und zog alle Blicke auf sich. Bán, der sie mit ganz besonderer Sorgfalt angekleidet hatte, glühte vor Stolz. Die alte Frau war mit den Jahren, seit ihre Vorgängerin gestorben war, mehr und mehr in ihre Rolle hineingewachsen, und sie gab jetzt eine gute Ratsvorsitzende ab. Sie wandte sich nun zu der Menge der Ältesten um und sprach das Bittgebet an die Götter, das das Versammlungshaus zu einem Ort der heiligen Begegnung machte und das jeden, der an dieser Sitzung teilnahm, dazu verpflichtete, zu akzeptieren, was auch immer in diesem Haus beschlossen wurde.
    Die anderen standen im Kreis um sie herum und waren - je nach Geschmack - mehr oder weniger eindrucksvoll gekleidet. Dubornos fiel durch eine Tunika in feinem Eceni-Blau und ein Übermaß an Goldschmuck auf. Er war einer der Ersten gewesen, die um Gunovics blaue emaillierte Armreifen gefeilscht hatten, und seitdem hatte er jedes Jahr einen weiteren dazugekauft. Nun trug er sie alle auf einmal, und das Metall an seinen Armen schlug bei jeder seiner Bewegungen klirrend aneinander. Sein Halsreif war ebenfalls das Produkt eines Schmieds aus dem Süden; er traute Eburovic nicht zu, einen genügend prunkvollen Reif anzufertigen. Und darin hatte er vermutlich sogar Recht. Bán hatte seinen Vater beobachtet, wie dieser sein letztes Gold einschmolz und mit genau der richtigen Menge an Silber vermischte, um einen Halsreif für Caradoc zu schmieden, damit dieser wenigstens mit dem Schmuck, der ihm gebührte, vor den Ältesten erscheinen konnte. Das Ergebnis war ein Gebilde von atemberaubender Schönheit und zugleich bemerkenswert schlicht. Doch auch ohne den Halsreif hätte Caradoc sich von der Menge abgehoben. Mit dem Schmuck wirkte er geradezu hoheitsvoll, Dubornos aber glich einem blauen Eichelhäher, der schrill in den Zweigen keckert. Jemand hätte es ihm sagen sollen, bevor er seinem Volk mit seiner protzigen Aufmachung Schande bereitete.
    Etwas weiter im Hintergrund stand Luain mac

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