Die Herrin der Kelten
der Raum zu niedrig, als dass man sich noch einigermaßen bequem darin hätte bewegen können, und es war eine Lücke übrig geblieben, die sich mehr und mehr verengte, so dass der Raum unterhalb der untersten Sitzreihe noch nicht einmal mehr so hoch war wie der Unterarm eines Mannes lang. Jetzt, am Ende der Saison, war erheblich weniger Futter unter der Tribüne gelagert als noch im Frühjahr. Bán zwängte sich an alten Heuballen und Säcken mit Gerste vorbei und kroch vorwärts in den dunklen, nach Eichenholz riechenden Hohlraum unter der untersten Sitzreihe.
Es war finster und stickig, und der Lärm machte ihn regelrecht krank vor Angst. Die Bretter über seinem Kopf bildeten einen Schallkasten, so dass die Schreie der umherhuschenden Ratten ebenso laut waren wie die Schritte derer, die die Treppenstufen zwischen den Sitzreihen hinauf- und hinunterpolterten. Zudem wurden die Stimmen der Menschenmenge von dem festgetretenen Erdboden zurückgeworfen, und die winzigen Knarrgeräusche, die Bán beim Kriechen machte, hallten so ohrenbetäubend laut, dass man ihn bestimmt bald hören würde.
Er schob sich langsam vorwärts, immer nur eine Handbreit. Jedes Mal, wenn seine Tunika das raue, ungehobelte Holz über ihm streifte, erzeugte sie ein Geräusch wie eine Säge, die über knotiges Eichenholz kratzt, und er hielt zitternd inne, seine Hände nass vor Schweiß, sein Verstand in einem weiß schäumenden Katarakt der Furcht gefangen, während er mit klopfendem Herzen darauf wartete, dass die Legionäre ihn entdeckten oder der Magistrat der Stadt oder - noch schlimmer - Godomo. Die Angst lähmte ihn derart, dass er nicht mehr in der Lage war, klar zu denken oder zu planen. Ein Teil von ihm hatte das dringende Bedürfnis, wieder zu töten, noch viele Male; das Bedürfnis, das Krachen von brechenden Knochen zu hören und das Blut strömen zu sehen, wenn er sich an den Männern rächte, die Iccius und Eburovic und all die anderen von seinen geliebten Toten auf dem Gewissen hatten. Der übrige Teil von ihm sehnte sich verzweifelt danach zu sterben. Der Tod war ein Ort der Erlösung und des Friedens, ein Ort, an dem es viele Freunde gab; und an diesem Ort hier, in dem feuchten, rattenverseuchten Inneren der Tribünen, hatten ihn seine Freunde im Stich gelassen. Er war dem Fieber so nahe, wie er es seit dem Tag, an dem er gebrandmarkt worden war, nicht mehr gewesen war, aber die Geister kamen dennoch nicht, noch nicht einmal, als er sie anflehte, sich ihm zu zeigen. Das Einzige, was er sehen konnte, war Iccius, wachsbleich vor Schmerz und Blutverlust, und das Einzige, was er hören konnte, war das Flüstern: Versprich mir, dass du nicht umsonst sterben wirst.
Die Menschenmenge, die sich auf den Tribünen drängte, wurde immer größer. Die vorderste Sitzreihe hatte sich schon bald nach Tagesanbruch gefüllt. Inzwischen füllten sich auch die hinteren Reihen mit denjenigen, die für die billigsten Plätze zahlten und den billigsten Wein tranken und sich daher dazu berechtigt fühlten, den größten Krach zu machen. Am Eingang zur Arena schlug ein Trommler einen Zweiklang-Rhythmus. Wenige Augenblicke später wurde das Dröhnen der Trommel vom Hufschlag trottender Pferde übertönt, und selbst die Zuschauer auf den hintersten Plätzen verstummten nun und saßen in stiller, gespannter Aufmerksamkeit da.
Bán presste sich an die Bretter, die den vorderen Rand der untersten Tribünenreihe bildeten. Astlöcher und Risse im Holz ließen hier und dort ein wenig Licht herein, und einige von ihnen waren breit genug, um gute Gucklöcher zu ergeben, durch die Bán das Geschehen in der Arena zumindest zum Teil beobachten konnte. Er drückte sein Auge an eines dieser Löcher und wich dann wieder etwas zurück, voller Angst, dass der Glanz seines Auges auffallen und ihn verraten würde.
Die vierjährigen Pferde wurden als Erste vorgeführt; es waren diejenigen, die bereits vollständig zugeritten und für den Krieg und den Transport abgerichtet waren. Sie kamen in Schwadronen von jeweils zwanzig Tieren und trabten kreuz und quer durch die Arena, geritten von Pferdeknechten in den Uniformen der Hilfskavallerie, die ihre Geschicklichkeit im Umgang mit Waffen demonstrierten und den Zuschauern die Ruhe und Zuverlässigkeit der Pferde unter feindlichem Beschuss vorführten. Sie galoppierten durch die Arena und veranstalteten Schaukämpfe, eine Gruppe gegen die andere, während sie Holzspeere mit abgestumpften Spitzen schleuderten und sie mit
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