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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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war unsichtbar, eingehüllt in den Schutz der Götter. Er erinnerte sich wieder an eine Unterhaltung auf einem Hügel, eine Unterhaltung, die in einem anderen Leben stattgefunden hatte. Ist dies das Gefühl, das man vor einer Schlacht hat? Ja, aber in einer Schlacht hat man noch eine Wahl. Er hatte damals nicht gewusst, wie es war, sich gegen das Leben und für den Tod zu entscheiden, oder wie der Tod einen von allen Sorgen und Ängsten befreite. Er schwang sich über die Eichenpalisaden und landete leichtfüßig auf dem Sand.
    Er war gerade drei Schritte in die Arena hineingerannt, als der Erste der Magistratsdiener ihn sah. Der Mann trug ein Messer mit einem Horngriff im Gürtel - und dann plötzlich nicht mehr. Bán kauerte sich sprungbereit nieder, das Messer drohend erhoben, so wie er es im Badehaus getan hatte. Die Klinge hatte auf beiden Seite eine Schneide und war rasiermesserscharf geschliffen.
    »Wenn du willst, kannst du sterben. Mir ist das völlig gleichgültig.«
    Es war die Wahrheit, mit Wagemut gesprochen und als solche erkennbar. Der Mann wägte den Preis einer eventuellen Auspeitschung gegen die Gewissheit eines Messers in seiner Brust ab und traf eine kluge Wahl. Bán grinste. »Im Krieg kann man immer noch wählen.« Er sagte es laut auf Eceni, denn auch das war jetzt möglich. Der Mann wich zurück, die Hände schützend nach vorn gestreckt, seine Augen weit aufgerissen vor Furcht. Niemand sonst nahm seine Stelle ein.
    Der Bataver in der Mitte der Arena steckte in großen Schwierigkeiten. Er war in einem Sattel gefangen, der speziell für Kavalleriereiter im Krieg konstruiert worden war. Jedes einzelne Teil dieses Sattels war im Laufe der Jahre angepasst worden, um einem Reiter festen Halt auf dem Rücken seines Pferdes zu gewähren, ohne dass er die Hände zum Festklammern gebrauchen musste, wenn er gegen einen Feind kämpfte, dessen Hauptaufgabe darin bestand, seinen Gegner aus dem Sattel zu werfen. Gepolsterte Sattelhörner vorne und hinten bogen sich nach innen und drückten auf seine Schenkel, um ihn auf dem Rücken des Tieres festzuhalten, während das Hengstfohlen ihn durch eine Reihe von wilden Bocksprüngen abzuwerfen versuchte. Um überhaupt noch mit einem Rest von Würde absitzen zu können, würde er das Tier erst einmal dazu bringen müssen, mit dem Bocken aufzuhören, und es würde nicht aufhören, so viel stand fest.
    Konfrontiert mit der Wahl zwischen Tod oder Schande, entschied sich der Mann zu kämpfen, und da er keine anderen Waffen hatte, benutzte er seine Peitsche und die Trense, ohne auch nur die geringste Vernunft walten zu lassen. Die Trense musste Milos Werk gewesen sein. Sie war härter als jede, die Fuchs jemals gut geheißen hätte, mit einem eisernen Dorn, der den harten Gaumen durchbohren konnte, und scharfen Kanten, die bereits das Zahnfleisch und die Lippen des Tieres aufgerissen hatten, so dass roter Schaum aus seinem Maul hervorquoll und über das schwarz-weiß gescheckte Fell spritzte. Die Peitsche war dünn und hinterließ lange, tiefe Schnittwunden, doch das Pferd nahm von ihnen ebenso wenig Notiz, wie es von einer Mücke genommen hätte. Es gibt ein Stadium des Zorns, in dem kein noch so starker Schmerz ihn mehr ersticken kann. Bán hatte diese Erfahrung einmal gemacht, als er von Braxus ausgepeitscht worden war, und er hatte sie nie vergessen. Das Fohlen war bereits störrisch und wütend gewesen, schon bevor es in die Arena gekommen war; mit ruhiger, gelassener Behandlung hätte man es sicherlich wieder besänftigen können, doch der Bataver hatte jede ruhige Behandlung in den Wind geschlagen; er war ebenso zornig wie das Fohlen, und jeder Tritt und Peitschenhieb und jedes Bocken trieben sie beide immer noch tiefer in eine blinde, tödliche Raserei hinein.
    Blut spritzte in den Sand, und dessen Geruch war für einen flüchtigen Moment jener des Hypokaustums, bis ein Schwall von Pferde- und Männerschweiß alles andere überflutete. Bán stand ganz still da. Sein Herz wollte schier bersten. Die überwältigende Kraft des Fohlens erfüllte ihn mit Stolz und Ehrfurcht. Er erinnerte sich an eine alte Geschichte von den Ahnen, die den Göttern Pferde geopfert hatten, bis sie schließlich erkannten, dass Pferde tatsächlich die Götter waren , die auf Erden wandelten, und dass es ein Sakrileg war, sie zu töten. Von diesem Pferd hier konnte er ohne weiteres glauben, dass es ein Gott war oder ein Geschenk der Götter. Der Bataver auf seinem Rücken war dagegen nur

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