Die Herrin der Kelten
gepolsterten Schilden auffingen. Die Männer machten ihre Sache ebenso gut wie die Pferde; eine große Anzahl von ihnen waren freigelassene Sklaven, die für die Saison angeheuert worden waren, und wenn der zu Besuch weilende Tribun tatsächlich einheimische Stammesangehörige für eine neue Kohorte von Hilfstruppen rekrutierte, würden sie gut daran tun, ihn auf sich aufmerksam zu machen. Bán, der dies wusste, blickte zu dem Bereich der Tribüne hinüber, vor der die besten Vorführungen stattfanden, und entdeckte auf diese Weise die Stelle, wo der römische Offizier in der zweiten Reihe der Menschenmenge saß, umringt von einem halben Dutzend Soldaten seiner Garde. Er trug ein Minimum an Rüstung und keine Toga und mied die reservierten Plätze der Magistratsbeamten. Braxus hätte gewusst, welche Politik dahintersteckte, oder er hätte es sich zur Aufgabe gemacht, das herauszufinden. Aber Braxus war tot, und wenn sie ihn fanden, würden sie seinen Mörder hinrichten und eines so langsamen und qualvollen Todes sterben lassen, wie sie nur irgend konnten. Dafür würde Amminios sorgen oder Godomo, der ihn während seiner Abwesenheit vertrat.
Báns Eingeweide krampften sich in panischer Angst zusammen. In den ersten Monaten seines Sklavendaseins war er gezwungen worden, bei einer Kreuzigung zuzuschauen, und die Erinnerung daran hatte ihn noch viele Nächte danach aus dem Schlaf hochschrecken lassen, mit staubtrockenem Mund und von Übelkeit gepeinigt. Im Laufe der darauf folgenden Monate war die Erinnerung daran allmählich verblasst, doch jetzt holte ihn das damalige Geschehen wieder ein und lähmte seinen Verstand und seine Glieder. Es kostete ihn nicht die geringste Mühe, im Geist die Nägel zwischen den kleinen Knochen seiner Handgelenke scheuern zu fühlen und sich die Tage und Nächte schreiender Todesqual vorzustellen, die darauf folgten, während sein Körper unter dem Druck seines eigenen Gewichts zusammenbrach. Er presste die Stirn gegen die Bretter vor ihm und atmete pfeifend ein und aus. In seinem Kopf drehte sich alles, und die Welt blitzte scharlachrot und schwarz hinter seinen geschlossenen Lidern.
Als er schließlich so weit war, dass er wieder einigermaßen frei atmen konnte, hatten die Vierjährigen die Arena verlassen. Der Trommelwirbel ertönte nun für die dreijährigen Pferde. In einer anderen Zeit und einer anderen Welt hätte er, Bán, bei einer solchen Vorführung den guten, verlässlichen Braunen geritten, der das beste Pferd aus seiner eigenen Gruppe war. Er zwang sich, wieder durch den Spalt im Holz zu spähen; es war besser, an die Pferde zu denken und sich darauf zu konzentrieren, wie sie präsentiert wurden, statt seinen quälenden Gedanken freien Lauf zu lassen.
Er hörte die Pferde, noch bevor er sie sah, und erkannte an dem ungleichmäßigen Rhythmus ihres Hufschlags, dass irgendetwas nicht stimmte. Die erste Reihe war perfekt; vier prachtvolle Grauschimmel, mit glänzendem schwarzem Ledergeschirr herausgeputzt, ihre Reiter ganz in Schwarz und polierter Bronze. Bei ihrem Anblick ging ein Raunen der Bewunderung durch die Reihen der Zuschauer. Die zweite Reihe bestand aus Füchsen und die dritte aus Braunen, und jedes Einzelne der Tiere war perfekt. Das Problem lag in der vierten und zweitletzten Reihe. Hier waren die Farben unterschiedlich - ein buntes Gemisch von Schecken aller Art, keiner davon von dem Gut, auf dem Bán gearbeitet hatte. Das schwarz-weiß gescheckte Pferd am anderen Ende der Reihe kämpfte gegen seinen Reiter an, hatte schon gegen ihn gekämpft, noch bevor sie überhaupt die Arena betreten hatten, und tat es auch weiterhin, als die Schwadron jetzt geschlossen nach rechts herumschwenkte, um sich Bán und dem Magistrat zuzuwenden, und dann anzuhalten. Der Reiter des Schecken war ein Mann, den Bán nicht kannte. Aus der Ferne sah er nach einem Bataver aus, einem der gedungenen Söldner von den Stämmen auf der westlichen, von den Römern besetzten Seite des Rheins. Er hätte eigentlich ein guter und erfahrener Reiter sein müssen - die Bataver gehörten zu den besten -, aber dieses Pferd hier hatte die Oberhand über ihn, und jeder, der zuschaute, konnte das sehen.
Bán kannte den Eröffnungsdrill gut genug, dass er ihn mit verbundenen Augen hätte vorführen können. In der Theorie salutierten die Reiter und trieben ihre Pferde dann augenblicklich zum Handgalopp an, um schnurstracks auf die Wand unterhalb der Loge des Magistrats zuzureiten. Weniger als eine
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