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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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    Bán griff den Aufseher von hinten an und holte zum Schlag auf seinen Kopf aus; es war der Angriff eines Feiglings, der dem Opfer keine Chance zur Gegenwehr ließ. Sein Vater hätte eine solche Verhaltensweise zutiefst missbilligt. Iccius, der niemals ein Krieger gewesen war, hätte ganz sicher nichts dagegen gehabt. Bán benutzte eine Scherbe von einer Marmorplatte, so groß wie seine beiden Fäuste und mit einer scharfen, spitz zulaufenden Kante an einem Ende, und er schlug mit einer Kraft zu, die ihn selbst überraschte. Die Spitze brach durch den Schädel des Thrakers hindurch wie durch eine Eierschale und grub sich tief in das weiche Innere. Braxus brach lautlos zusammen. Der Aufschlag seines Körpers auf den Boden hallte von den Wänden wider und ließ noch mehr Staub hochwirbeln. Er zuckte noch einmal mit den Gliedern. Es war völlig ausgeschlossen, dass er noch am Leben war, aber Bán ließ sich dennoch auf die Knie fallen, riss das Messer aus dem Gürtel des Mannes, packte sein Haar und zerrte seinen Kopf zurück, um seine Kehle für den Schnitt zu entblößen.
    »Tu’s nicht!« Die Stimme klang wie ein Peitschenhieb. Bán nahm die Kauerstellung eines Kriegers ein, das Messer in der Faust, bereit, erneut zu töten. Iccius’ letzte Worte hallten in seinem Bewusstsein wider. Braxus zählte nicht, Braxus war ein Nichts. Amminios war nicht hier, und er würde auch nicht kommen. Wenn er, Bán, jetzt sterben sollte, dann würde er zumindest Godomo mitnehmen müssen, damit sein Tod nicht umsonst war, und es war nicht Godomo, der da gerade eben gesprochen hatte.
    »Hör auf damit! Ich bin es. Ich spreche zu dir von Vater zu Sohn.« Fuchs stand in der Tür, zum Teil hinter dem Vorhang verborgen. Es war möglich, dass er schon die ganze Zeit über dort gestanden hatte. »Der Junge, dein Bruder, ist er tot?«, fragte er. Sein Gallisch war noch nie fließend gewesen. Jetzt war sein Akzent noch stärker ausgeprägt als je zuvor.
    »Ja.«
    »Dann lass diesen hier in Ruhe. Er ist ebenfalls tot. Du solltest nicht mit seinem Blut besudelt sein, wenn du fliehst.«
    Bán starrte ihn verständnislos an. Denken war ein Ding der Unmöglichkeit. Er wollte nur töten und immer weiter töten und dann sterben.
    Fuchs trat einen Schritt vor, seine Hände locker an den Seiten, sein Blick fest und unverwandt. »Geh hinaus in den Hof. Die Vierjährigen werden gerade aufgesattelt; sie sollen gleich zur Auktion gebracht werden. Nimm Sentios’ Pferd, den großen Braunen. Sag ihm, es wäre in meinem Auftrag. Reite mit den anderen zur Stadt und mach dich aus dem Staub, wenn ihr den Marktplatz erreicht. Bis der hier gefunden wird, wirst du längst verschwunden sein.«
    »Aber was ist mit dir? Sie werden wissen, dass du hier warst.«
    »Nein. Ich bin bei den Pferden. Das weiß jeder. Von dir werden sie nur glauben, dass du bei dem Jungen warst. Und jetzt lauf! Mach, dass du wegkommst! Es ist deine einzige Chance.«
    In den zwei Jahren der Freundschaft, die sie nun schon miteinander verband, war dies der beste Rat, den Fuchs ihm jemals gegeben hatte. Bán schleuderte den Marmorblock durch das Loch im Fußboden und rannte davon.

XVII
    Der Viehmarkt war ein stabiler, aber provisorischer Bau, der alljährlich zu Beginn des Sommers errichtet und dann am Ende des Herbstes wieder abgerissen wurde. Die große Pferdeauktion war die letzte Veranstaltung der Saison und diejenige mit dem höchsten Prestige. Jedes Jahr kamen Züchter, Bauern, Gutsbesitzer, Glücksspieler und Pferdesportliebhaber aus den drei Teilen Galliens, aus Belgica und den zwei germanischen Provinzen, um bei der Herbstauktion von Durocortorum mit Pferden zu handeln. Es ging das Gerücht um, dass auch die freien germanischen Stämme von der Ostseite des Rheins an diesem Handel beteiligt waren, aber ob dies auf Wahrheit beruhte, ließ sich unmöglich feststellen.
    Bán versteckte sich unter den Zuschauertribünen. Sie bestanden aus Eichen- und Eschenholz, bearbeitet von Zimmerleuten der Parisi, die jeden einzelnen Baum kannten und seine Sprache sprachen. In jedem Frühjahr bauten sie eine Arena und fünf stufenförmig angeordnete Reihen von Sitzen, die noch Jahrzehnte gehalten hätten, und in jedem Herbst rissen sie sie wieder ab und verteilten die verwitterten Bretter als Feuerholz. Der Hohlraum unter der Tribüne wurde dazu benutzt, um Trockenfutter und Getreide für die Pferde zu lagern, das in Säcken und Ballen bis zur dritten Sitzreihe aufgestapelt war. Davor war

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