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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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gehalten. Caradoc sah abgespannt aus, und sein Gesicht war von Schlafmangel gezeichnet. Es war das Gesicht eines Mannes, nicht mehr das eines halbwüchsigen Jungen, der triefend nass aus dem Meer geborgen worden war, aber andererseits lag diese Geschichte ja auch schon weit zurück. Trotzdem konnte Breaca ihn sich nicht als Vater vorstellen.
    Ich habe eine Tochter . Ein bitterer Schmerz zog ihr Herz zusammen, ein Schmerz, den sie bei ihrem Abschied auf dem Fähranleger von Mona nicht derart intensiv gespürt hatte, denn damals hatte sie seine Zuneigung zu der Ordovizerin noch für eine vorübergehende Laune gehalten und dies auch gesagt, und er hatte sie aus Mitleid in diesem Glauben gelassen. Geliebte mögen kommen und gehen, aber eine Vaterschaft ist etwas Bleibendes. Caradoc war nicht der Typ, der zufällig oder versehentlich ein Kind zeugte; die Tatsache, dass er es getan hatte, sprach von Banden, die mindestens ebenso stark waren wie jeder Kriegereid. Sie kannte ihn inzwischen gut genug, um das zu wissen.
    Wir haben sie Cygfa genannt.
    Wir.
    Wenigstens würde Cartimandua dadurch endlich zum Schweigen gebracht werden.
    Es war das Beste, sie ging jetzt. Sie wies mit einer Kopfbewegung auf die Totenbahre und sagte: »Ich werde dich jetzt mit ihm allein lassen.«
    »Nein.« Caradoc hielt sie mit einer Hand zurück. »Geh nicht. Bitte. Ich bin nur deinetwegen hergekommen. Mein Vater und ich haben bereits alles gesagt, was wir uns jemals zu sagen haben würden.«
    Er nahm den Ring von dem Umhang des Verstorbenen. Er lag auf seiner Handfläche und schimmerte warm im letzten Sonnenlicht. Das Gold wurde für sie beide zu etwas, das sie betrachten konnten. »Er würde nicht wollen, dass du ihm jetzt die Freundschaft aufkündigst.«
    »Das hatte ich auch nicht vor. Er hatte eine höhere Meinung von seinen Verbündeten, als dass er ihnen einen solchen Verrat zugetraut hätte. Ich würde mich nicht dazu herablassen, sein Vertrauen zu enttäuschen.« Sie sprach zwar von dem Toten, aber ihre Worte waren für den Lebenden bestimmt, und der Lebende verstand ihre Bedeutung.
    Er sah sie aus seinen klaren grauen Augen an und hielt ihren Blick gefangen. »Wir sind noch immer durch den Kriegereid miteinander verbunden.«
    »Ich weiß. Wolltest du ihn rückgängig machen?«
    »Niemals. Und du?«
    »Nein.« Sie nahm den Ring aus seiner Hand und streifte ihn über ihren Finger, während sie das in die Oberfläche eingravierte Bild betrachtete. Sie war die ranghöchste Kriegerin, eine Jüngerin Monas. Sie glaubte nicht, dass Caradoc wissen würde, wie ihr zu Mute war.
    »Woher hast du gewusst, dass du mich hier finden würdest?«, fragte sie.
    »Airmid hat es mir gesagt. Ich hatte eigentlich nicht die Absicht, dich in deiner Andacht zu stören, aber Amminios hat seine Anhänger versammelt und mit ihnen die Residenz verlassen.«
    »Was?« Breaca hob mit einem Ruck den Kopf. Für einen Moment war sie nur die Kriegerin, nicht die bitter enttäuschte Frau. »Er hat Togodubnos’ Angebot zurückgewiesen?«
    »Es sieht ganz so aus.«
    »Dann muss er unbedingt aufgehalten werden! Wenn er die südlichen Länder erreicht und die dortigen Krieger auf sich vereidigt, wird es Krieg geben. Es sei denn...« Selbst in Anbetracht dieser Neuigkeit glaubte sie noch immer, dass sie Caradoc so gut kannte wie kaum ein anderer. Der Ältestenrat hatte ihm die Befehlsgewalt über fünftausend Speerkämpfer der Ordovizer übertragen; er würde mindestens einen Teil dieser Truppe mitgebracht haben, und dennoch hatte sie weder die Hörner zur Begrüßung erschallen hören noch irgendetwas von dem chaotischen Durcheinander mitbekommen, das durch die Ankunft so vieler Pferde ausgelöst worden wäre. Eine erschreckende Gewissheit bemächtigte sich ihrer. »Wo sind deine Krieger?«, fragte sie.
    Caradoc schwieg einen Moment, während er auf die Urne seines Vaters blickte. Die Sonne, die durch das westliche Portal des Grabhügels schien, zerschnitt sein Gesicht in zwei Teile, so dass eine Hälfte in Schatten gehüllt war, was es schwierig machte, seinen Ausdruck zu entziffern. Mit wohl überlegter Neutralität erwiderte er: »Sie sind bereits in den südlichen Ländern. Diejenigen Krieger, die vorher auf meinen Vater vereidigt waren, haben ihren Treueeid inzwischen auf mich übertragen. Das ist der andere Grund, weshalb ich zu spät zur Beisetzung erschienen bin.«
    »Große Götter...« Breaca starte ihn mit offenem Mund an. »Und Amminios? Was glaubst du, was er

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