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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Unsere Schmiede können Waffen schmieden, und unsere Krieger können sich in der Handhabung dieser Waffen üben, wie sie es seit Cäsars Zeiten nicht mehr getan haben. Mit vereinten Kräften können wir eine Armee aufstellen, die die Atrebater niedermähen wird wie eine Sense, die Getreide schneidet. Und wenn die Götter mit uns sind, dann werden wir uns mit Hilfe dieser Armee auch gegen die Übermacht Roms behaupten können.«

XXI
    In Germanien, an den Ufern des Rheins, unter dem gestrengen Blick von Kaiser Gaius Julius Caesar Germanicus, auch Caligula genannt - obwohl niemals, wenn er in Hörweite war -, führten die neuen Rekruten aus Gallien vor, was sie in der Grundausbildung gelernt hatten.
    Vorwärts, marsch! Achte auf die exakte Ausrichtung der Waffen. Dein Speer rutscht gleich weg. Halte ihn fest gepackt und pass auf, dass die Spitze nicht wackelt. Im Laufschritt, marsch!
    Am Ende der in Reih und Glied marschierenden Truppe ertönte jetzt ein großes Rundhorn. Die Kohorte hielt für den Bruchteil einer Sekunde inne und schwenkte dann geschlossen nach links herum. Erleichterung breitete sich in den Reihen aus. Erst seit Mitte des Winters hatten die Rekruten damit begonnen, zusammen mit den Kommandos auch die entsprechenden Hornsignale zu erlernen, und erst seit Anfang Februar hatten sie nur mit dem Horn allein exerziert; dass die Übung jetzt dennoch so perfekt klappte, grenzte daher schon an ein Wunder. Bán nahm die Erleichterung auf die gleiche Art und Weise wahr wie alles andere auch - sachlich und leidenschaftslos. Ein kleiner Teil von ihm marschierte mechanisch im Gleichschritt mit dem Rest der Truppe. Der größere Teil seiner selbst, seine Seele, beobachtete und beurteilte und fühlte gar nichts.
    In den ersten Tagen nach Iccius’ Tod hatte Bán erst einmal eine Weile gebraucht, um die Veränderung zu begreifen, die in seinem Innersten stattgefunden hatte. Zu Anfang hatte er noch geglaubt, die Leere in seiner Seele sei die ganz normale und natürliche Reaktion eines Menschen auf einen Schock und würde mit der Zeit wieder vorübergehen. Auf der Reise gen Osten durch Gallien war ihm dann ganz allmählich klar geworden, dass er nicht nur Iccius verloren hatte, sondern auch das Fundament seines Lebens, das ihm in den zwei Jahren der Sklaverei unter Amminios einen gewissen Halt gegeben hatte; dass weder Breaca noch Macha mehr zu ihm kamen und er beide schmerzlich vermisste. Nachdem er ihrer Nähe beraubt worden war, suchte er mehr und mehr Trost in dem Gefühl, dass Iccius an seiner Seite war, oder vielmehr flüchtete er sich in die Vorstellung, wie er selbst mit Iccius im Land der Toten wandelte, beide nichts weiter als Schatten in einem Reich der Schatten, stumme Seelen, die kein Wort sprachen, aber durch eine unerschütterliche Kameradschaft verbunden waren.
    Es war ein angenehmes und tröstliches Gefühl, und da er sich nicht vor dem Tod fürchtete, fühlte er sich auch vor den vielen Ängsten geschützt, die die Gallier peinigten, die sich mit ihm zusammen zur Armee gemeldet hatten. In der Infanterieausbildung hatte er seine Sache bisher recht gut gemacht - tatsächlich hatte er die Ausbildung zum Teil als Herausforderung empfunden, ja sogar als abwechslungsreich, und es bestand die Hoffnung, dass er zur Kavallerie kommen könnte, obwohl das ebenso sehr zu Corvus’ Ehren sein würde wie zu seinen eigenen. Der römische Tribun war zum Befehlshaber des neu gebildeten Kavallerieflügels, des Ala V Gallorum, ernannt worden, und er hatte Bán klar gemacht, dass er von ihm erwartete, seiner Einheit beizutreten, sobald die Probezeit in der Infanterie vorbei war. Es war eine Hürde, die es zu überwinden galt, und es konnte nicht schaden, dieses Ziel zu erreichen, doch es vermochte Bán nicht von seinem festen Entschluss abzubringen, mit der Zeit Mittel und Wege zu finden, die es ihm ermöglichen würden, sich zu seiner Familie und zu Iccius im Totenreich zu gesellen; die einzige Einschränkung war, dass es ein ehrenvoller Tod sein musste.
    Seine größte Hoffnung in dieser Hinsicht war das gescheckte Hengstfohlen, das er Krähe genannt hatte. Das Fohlen war auf der Reise zum Rhein kein bisschen zahmer und umgänglicher geworden. Tatsächlich kämpfte es noch immer darum, jeden zu töten, der sich auf seinen Rücken zu schwingen versuchte, und Bán verbrachte jede Minute seiner Freizeit in Gesellschaft des Tieres, während er einen komplizierten Tanz inszenierte, bei dem er die Gefahr herausforderte, aber

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