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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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sein Möglichstes tun musste, um sie zu bestehen. Bisher war ihm das recht gut gelungen, und er konnte jetzt aufsitzen, ohne ernste Verletzungen befürchten zu müssen, aber sicher war das alles nicht.
    Bleib im Gleichschritt mit den anderen. Maroboduus macht mit dem linken Fuß zu kurze Schritte. Lass dich von ihm bloß nicht aus dem Tritt bringen.
    Wieder erschallte das Horn. Die Menge der Männer hielt kurz inne, und Bán blieb mit ihnen stehen. Sie waren noch weit von dem Schliff der kampferprobten Legionen entfernt, die sich schon bei den ersten Horntönen reflexartig in Bewegung setzten. Perulla, ihr Zenturio, hob drohend einen Arm, und in die Reihen der Rekruten kehrte wieder Bewegung zurück. Bán schwenkte nach rechts herum und stellte fest, dass er einen Schritt auslassen musste, um seinen Rhythmus wieder in Einklang mit dem der Übrigen zu bringen.
    Pest und Hölle! Das wird er unter Garantie bemerkt haben.
    Blick bloß nicht zurück.
    Er hatte einmal während einer Übung zurückgeblickt und auf Grund dessen tagelang die ersten fünf Meilen der Übungsstrecke in voller Marschausrüstung und im Laufschritt zurücklegen müssen. Die Strafe für einen ausgelassenen Schritt in der Parade des Kaisers würde noch sehr viel strenger sein, so viel stand fest. Bán marschierte weiter, den Blick auf den auf- und abhüpfenden Helm des Rekruten vor ihm geheftet, seine Aufmerksamkeit auf die in Silber und Scharlachrot gekleidete Gruppe der Prätorianischen Leibgarde auf der Zuschauertribüne konzentriert, sowie auf den Mann, der so pompös unter ihnen saß.
    Er schläft. Oder er diktiert gerade seinem Schreiber. Wieso machen wir das hier eigentlich, wenn er überhaupt nicht zuschaut? Sieh uns an, verdammt noch mal! Oder lass es bleiben. Wir brauchen deine Aufmerksamkeit nicht. Lass uns einfach marschieren und die Sache hinter uns bringen und dann geh wieder dahin zurück, wo du hergekommen bist. Sag ihnen, die Rheinarmeen sind unbesiegbar, das ist doch genau das, was sie hören wollen. Besser das als die Wahrheit, dass der große Wald niemals der Gewalt Roms weichen wird und auch nicht weichen sollte. Was würden deine Senatoren wohl sagen, wenn du ihnen das erzähltest, Gaius Germanicus?
     
    Gaius Julius Cäsar Germanicus. Caligula. Zwei Namen für ein und denselben Mann. Noch bevor Corvus’ Männer jemals einen Fuß auf obergermanischen Boden gesetzt hatten, hatten sie schon die Auswirkungen seines Tuns zu spüren bekommen. Sie waren gerade durch den belgischen Teil Galliens gereist, als sie die Nachricht erreichte, dass der Kaiser die Hinrichtung des germanischen Kommandanten angeordnet hatte und sein Ersatzmann, Lucius Sulpicius Galba, schon im Amt war. Bis dahin hatte Corvus seine Truppe bewusst langsam reisen lassen. Bán hatte später herausgefunden, dass der Tribun bereits gewusst hatte, was kommen würde, da er in Aquitanien unter Galba gedient und auf Anweisung des neuen Kommandanten hin begonnen hatte, den neuen Kavallerieflügel aufzubauen. Corvus war in den Westen geschickt worden, damit er von dem Konflikt ferngehalten wurde, und hatte den Befehl erhalten, seine Rekruten nicht in die Nähe kommen zu lassen, bis das Gemetzel vorbei war.
    Mit Eintreffen der Nachricht, dass der neue Kommandant im Amt war, hatte Corvus das Marschtempo beschleunigt, doch die Truppe war noch immer nicht übermäßig schnell gereist. Während des halben Monats, den die neuen Rekruten brauchten, um zu ihm zu gelangen, hatte Galba wie ein Buschfeuer unter den Legionen am Rhein gewütet und die Faulen, Trägen und Alten mit einer erbarmungslosen Kaltschnäuzigkeit entlassen, die die Übriggebliebenen zutiefst eingeschüchtert hatte. Nachdem er sie auf diese Weise gebrochen hatte, machte der Kommandant sich daran, sie wieder aufzubauen. Männer, die geglaubt hatten, der Dienst unter dem römischen Adler sei eine angenehme Art und Weise, die Zeit herumzubringen, hatten ihren Irrtum sehr schnell eingesehen. In den letzten Herbsttagen, als Corvus seine Männer und die lange Kolonne von neuen Armeepferden in den Kavalleriestützpunkt bei Moguntiacum geführt hatte, hatte rege Geschäftigkeit in den Legionen geherrscht. Bis zum Ende des Winters hatten sie zwei neue Legionsforts erbaut, und die Mannschaften hatten gelernt, ihre Manöver und Gefechtsübungen mit einer Präzision durchzuführen, wie man sie seit den Tagen der Republik nicht mehr gesehen hatte.
    Zu Beginn des Frühjahrs war eine neue Legion in Moguntiacum einmarschiert

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