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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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neuen Feind. Ihr wildes, zorniges Kampfgeheul übertönte den Lärm der sterbenden Pferde.
    Die Bataver waren fünfhundert Mann, eine volle Kohorte. Ihre Gegner waren ihnen weit überlegen. Caradoc stieß an die Spitze der Krieger vor, umringt von einer kleinen Gruppe weiß gekleideter Ordovizer, die seine Ehrengarde bildeten, alle sorgfältig unter den Verwandten seiner Tochter ausgewählt. Die Hälfte von ihnen waren Frauen, und jede dieser Frauen hatte mindestens ein Kind geboren. Das tote Fohlen wurde zu ihrem Banner, ein hilfloses, ungeborenes Wesen, vom Feind aus dem Mutterleib geraubt und brutal getötet; ein ungeheuerlicher Akt der Schändung, auf den es nur eine einzige Antwort geben konnte. Sie preschten im gestreckten Galopp vor, bis sie den Feind erreichten, und fielen über den Mann her, der das Fohlen hochgehalten hatte. Er starb, auf seinen eigenen Speer aufgespießt, eines sehr viel langsameren Todes als alle, die an diesem Tag auf dem Schlachtfeld gestorben waren, und er starb deutlich sichtbar für die Invasoren. Als die Bataver dies sahen, kämpften sie mit der Wildheit von in die Enge getriebenen Bären; selbst die Gardekavalleriebrigade des Kaisers hätte es nicht besser machen können. Und dennoch fielen sie wie abgestorbene Bäume in einem Sturm. Zweihundertunddreißig batavische Krieger starben in kürzerer Zeit, als sie für die Überquerung des Flusses gebraucht hatten. Der Rest, angeführt von Civilis, wich in einem blutigen Rückzugsgefecht zum Wasser zurück. Dort formierten sich siebzig von ihnen, die zu der Zenturie des aufgespießten Mannes gehörten, zu einer Nachhut, während sich die verbleibenden zwei Zenturien in Gruppen versammelten, um durch den Fluss zu schwimmen.
    Bán war unter den Letzten, die den Rückzug antraten. Krähe widersetzte sich ihm den ganzen Weg zum Wasser über. Der Hengst hatte den Tod der anderen Pferde gewittert und war plötzlich so wild geworden, dass er nicht mehr zu bändigen war und wahllos und ohne Unterschied tötete. Mindestens ein Bataver war unter den wie Dreschflegel auskeilenden Hufen gestorben, bevor die Übrigen gelernt hatten, dass es am ungefährlichsten war, hinter ihm zu bleiben oder in einigem Abstand seitlich von ihm. Selbst am Ende, als seine Wut allmählich nachließ, wollte keiner der Männer neben ihm herschwimmen. Bán musste dem Hengst seine Schwertklinge flach gegen die Flanken drücken, um ihn ins Wasser zu treiben. Die Strömung erfasste ihn und Krähe und wirbelte sie stromabwärts. Das Pferd kämpfte heftig gegen den Sog der Strömung an, strampelte mit den Beinen und schoss dann vorwärts. Bán schwamm neben ihm her und hielt dabei sein Schwert in der rechten Hand, damit das Wasser die Klinge sauber waschen und das Blut, sein eigenes Erbrochenes und den schreienden Horror der Schändung fortspülen konnte. Das brutale Abschlachten der Pferde hatte ihn für alles, was darauf gefolgt war, taub und empfindungslos gemacht. Er hatte Krieger von Stämmen getötet, die Verbündete seines eigenen Volkes waren, und wusste doch nichts davon. An Caradoc war er nicht herangekommen; er hatte ihn nur als eine wirbelnde Masse von Farbe gesehen, umringt von einem Kreis von tödlichem, schreiendem Weiß. Er hatte seinen Feind zwar töten, aber nicht sterben sehen. Die Geister seiner Angehörigen sagten ihm, dass er kläglich versagt hatte.
    Am anderen Flussufer angekommen, wurde Bán von einer batavischen Hand in den Sattel gehievt, und Krähe setzte sich ohne Dazutun seines Reiters in Bewegung und folgte Civilis, der sie wieder zu ihrem Platz in den Linien zurückführte. Von dort aus bahnte sich Bán, noch immer schwindelig und benommen, einen Weg über das Feld hinter den ausruhenden Männern der Vierzehnten, um zur Ala V Gallorum zu stoßen, die sich in der Nähe der Standarte versammelt hatte. Aulus Plautius war in Sichtweite, und auch Sentius Saturnius, der die im Süden gelandeten Truppen angeführt hatte. Die Legaten und ranghöchsten Offiziere jeder Legion standen in einem Kreis um sie herum. Corvus saß an der Spitze des Kavallerieflügels auf seinem Pferd und wartete. Sein Gesicht war abgehärmt und weiß. Sie salutierten, jeder seinem Rang entsprechend.
    »Du bist noch am Leben«, sagte Corvus.
    »Es sieht ganz so aus.«
    »Caradoc lebt auch noch.«
    »Ich weiß. Civilis hat die Pferde abgeschlachtet.«
    »So was kommt im Krieg schon mal vor.«
    »Es sollte aber nicht vorkommen. Es geht gegen die Götter.«
    »Dann haben die

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