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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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könnte.
    »Ja!«
    Das Wort traf Luain breitseits, so wie es die Welle getan hatte. Er zuckte erschrocken zusammen, und seine Stimme stockte. Segoventos wirbelte zu ihm herum und stach mit seinem Finger wie mit einem Speer durch die Dunkelheit. »Sing weiter, Mann, sing weiter! Es funktioniert!« Dann brüllte er: »Math! Mach, dass du auf diesen verdammten Mast raufkletterst, wenn du am Leben bleiben willst! Brennos! Curo! Flickt die Takelage! Und ihr anderen seht zu, dass ihr das Segel in den Wind dreht. Wer hat denn gesagt, dass wir unbedingt ein Ruder brauchen, um ein Schiff zu steuern, wenn wir doch guten Wind haben und ein Segel, mit dem wir lavieren können?« Er wandte sich wieder zu Luain um, übers ganze Gesicht grinsend. »Halt dich gut fest. Es wird eine ziemlich holprige Fahrt werden, und es kann sein, dass du am Ende ein paar Züge schwimmen musst, aber wir werden schon dafür sorgen, dass deine Pferde sicher an Land kommen.«
    Das Schiff war mit einem Mal ein völlig veränderter Ort. Männer, die gegen das Spantenwerk geschleudert worden waren, bewegten sich wieder und rannten kreuz und quer über das Deck. Der Junge am Bug, ein gertenschlanker, geschmeidiger Fünfzehnjähriger mit weizenblondem Haar und mädchenhaft zarter Haut, kletterte den Mast hinauf und holte ein zerrissenes Ende der Takelage herunter. Andere reparierten zerbrochene Spanten und schlugen neue Haltebolzen ein. Luain mac Calma, der unermüdlich weitersang, klammerte sich an seinem Tau fest und an jedem massiven Stück Holz, das er finden konnte, und starrte dabei angestrengt über die Reling in die Finsternis, während er zu erkennen versuchte, was der Kapitän und seine Mannschaft gesehen hatten. Sie bekamen die Greylag langsam wieder unter Kontrolle, obwohl sie sich so erbittert dagegen wehrte, wie sich ein Bulle gegen ein Halfter wehrt, doch sie vermochte nichts gegen die vereinten Bemühungen der Männer und das Geschick des Kapitäns auszurichten, und nicht zuletzt hatte auch der Wind inzwischen die Partei gewechselt und gedreht, um jetzt von achtern her zu wehen, so dass er das Schiff durch die Wellen hindurchtrieb und nicht mehr quer über sie hinweg.
    In einem Augenblick relativer Windstille wandte sich der Kapitän zu Luain um und lächelte breit. »Du hast es nicht gesehen, oder?«
    »Was denn?«
    »Dort drüben.« Segoventos zeigte nach Steuerbord und schwang dabei seinen Arm mit der Schaukelbewegung des Schiffes herum, so dass sein Finger einen festen Punkt in der Dunkelheit markierte. »Land.«
    Luain spähte angestrengt in die Richtung, in die der Mann zeigte. Die Welt war vollkommen schwarz. Er heftete seinen Blick auf die Stelle, wo er den Horizont vermutete, und hielt nach der weißen Gischtspur von Brechern auf einem Strand Ausschau, die ihm das zeigen würde, was die anderen gesehen hatten. Er sah aber nichts.
    »Nicht da. Dort .« Segoventos’ Arm schwang zurück, um jetzt Richtung Heck zu zeigen. »Deine Freunde warten schon. Wir sind einen halben Mond zu früh dran, und trotzdem warten sie bereits. Sie haben ein Feuer für uns angezündet.«
    »Ein Feuer? Bei diesem Wetter?« Die Hoffnung, die für einen Moment in seinem Herzen aufgeflackert war, erlosch wieder. Sie würden nicht die Ersten sein, die in dem fatalen Irrglauben ertranken, sie segelten schnurstracks dem Paradies entgegen. »Wer könnte denn bei diesem Unwetter ein Feuer am Brennen halten?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ich sehe nun mal, was ich sehe, und wenn es Eburovic von den Eceni ist, der gekommen ist, um deine thessalische Stute zu kaufen, dann wirst du ihm einen fairen Preis nennen, sonst lasse ich dich an den Mastkorb fesseln und gebe dein Pferd als Gastgeschenk weg.«
    Der Kapitän lachte schallend, brüllte verschiedene Befehle und hielt weiter das zerbrochene Ruder umklammert, als ob er damit irgendetwas Nutzbringendes erreichen könnte. Die Greylag bebte und zitterte und kämpfte gegen die Dünung an, doch sie bewegte sich nach Westen, in genau die Richtung, in die er wollte. »Wenn du dich nützlich machen möchtest, dann geh zum Bug und halte dich bereit, denjenigen, die auf uns warten, einen Tampen zuzuwerfen, wer immer sie auch sein mögen. Es könnte besser sein, wenn sie schon früh ein bekanntes Gesicht sehen, damit sie uns als Freunde begrüßen und nicht als Sklavenjäger.«

IX
    Der Erste der Männer kam tot an Land. Breaca beobachtete von der Landspitze aus, wie er von der Brandung an den Strand geschwemmt wurde. Der

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