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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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es geschafft. Sollte ich nämlich Kardinal werden . . .« Damiane hörte nicht weiter zu. In diesem Moment wusste sie, dass sie nicht mehr lange die Kraft haben würde für dieses Leben, wie es war.

    »Eine Frau!«, rief Hugo von Vienne, als er das Akkreditierungsschreiben aus Spoleto las. »Stellt Euch vor, Vater, sie schicken uns tatsächlich ein Weib als Botschafter.« Der zweiunddreißigjährige Graf von Vienne legte den Kopf in den Nacken und lachte, dass der ganze Saal davon widerhallte. Er hatte schon einiges erlebt: Bischöfe, die andere Bischöfe ermordeten, Bauern, die mehr Rechte verlangten, Kaufleute, die nur ehrliche Geschäfte machten, aber ein weiblicher Gesandter war ihm noch nie untergekommen.
    Louis III., Graf der Provence, König von Niederburgund und – zumindest dem Titel nach – gekrönter König von Italien, hörte sich das Gelächter seines Sohnes einen Moment an, bevor er knurrte. »Was soll’s, Hugo? Eine Frau ist immer noch das Beste, was seit einem Jahrzehnt von der anderen Seite der Alpen zu mir herübergekommen ist. Und dich sollte es auch nicht stören. Wie ich höre, bist du doch, was das andere Geschlecht betrifft, kein Kostverächter.«
    Hugo lachte erneut. Er gab dem Pagen einen Wink und wartete, bis dieser die breite, schwere Tür zum Thronsaal von außen geschlossen hatte, um die Gesandte herbeizuholen. Dann sah er zu seinem blinden Vater hinüber, der reglos wie ein Kutscher auf seinem breiten Schemel saß und den schweren Kopf hängen ließ, wie jeden Tag, zu jeder Stunde.
    »Was kann sie wollen?«, fragte er den alten Mann.
    »Ach«, meinte Louis müde, fast gleichgültig. »Vielleicht bieten sie uns ja ihre Hilfe an. Berengar ist mit ihnen nicht zimperlich umgegangen.«
    »Wenn es sich so verhält, wie Ihr sagt, werden sie eine Gegenleistung verlangen.«
    »Keine Gegenleistung!« Louis rammte seinen Stock, den er wie ein Zepter in Händen hielt, auf den Steinboden. »Ich bin König von Italien und kein fahrender Händler, mit dem man feilschen kann. Wenn sie uns helfen wollen – gerne. Aber dafür etwas von mir zu verlangen, außer dem, was ich während der Krönung von 901 gelobt habe – nein. Hörst du? Nein.«
    Hugo schnitt ein widerstrebendes Gesicht. »Ich habe es gehört.« Er lehnte sich gegen den Rand des Rundbogenfensters und blickte steil hinab in das Tal unterhalb der Residenz von Aix. Dort, verdeckt von Zypressen und Mandelbäumen, bereitete sich das Heer auf den nächsten Feldzug vor, sammelte Proviant, schmiedete Waffen und Rüstungen, ritt die Pferde ein. Hinten, am Horizont, zeichnete sich die graue Silhouette des Massivs von Saint-Baume ab, wo sich auch die alte römische Küstenstraße befand, auf der man nach Italien gelangte, Louis’ Land – und doch Feindesland. Ein wahres Wunder, dass er, Hugo von Vienne, im letzten November bei Piacenza einen Sieg gegen Berengar erkämpft hatte. Doch dann war der Winter gekommen und hatte diesen kleinen Triumph ausgehungert und anschließend im Schnee begraben. In diesem Jahr könnte man wirklich etwas Unterstützung gebrauchen.
    »Wenn sie kommt, lasst bitte mich mit ihr reden, Vater.«
    »Was sagst du?«, fuhr Louis mit dunkler, brüchiger Stimme hoch. »Ich allein bin der König, seit mehr als zwei Jahrzehnten, und ich bleibe es, bis ich im Grab verrotte.«
    »Und ich bin es«, entgegnete Hugo fest, »der Eure Truppen in jedem Kampf führt, zum Sieg und zum Tod. Wenn ich eine Möglichkeit finde, mehr vom einen und weniger vom anderen zu erhalten, ist das doch nur billig, meint Ihr nicht?«
    Hugo wäre gern noch deutlicher geworden. Nicht nur im eigentlichen Sinne, sondern auch im übertragenen war sein Vater blind. Der alte Mann glaubte noch immer, eines Tages zum zweiten Mal in Rom einzuziehen und die Huldigung der Fürsten entgegenzunehmen. Hugo aber wusste, dass es nie dazu kommen würde. Oh, er hatte gewiss nicht vor, aufzugeben oder schlecht zu verhandeln, es ging schließlich um sein eigenes Erbe. Schon vor zwei Jahren hatte sein Vater die Nachfolge geregelt. Boso, Hugos jüngerer Bruder, sollte einmal die Krone Niederburgunds erhalten, Hugo die zwei größten Grafschaften des Königreiches, Vienne und Provence, sowie Italien, das sich allerdings nicht so einfach vererben ließ, da die Fürsten ihren Souverän wählten. Ja, Hugo bestritt diesen Kampf gegen Berengar nicht für einen siechen Mann, der noch zwei oder drei Jahre zu leben hatte, sondern für sich selbst, verbissener, als Louis es je vermocht,

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